US-Präsident schaltet sich in Fall Khashoggi ein

Washington/Istanbul (APA/Reuters/dpa/AFP) - US-Präsident Donald Trump hat sich in den Fall des in der Türkei verschwundenen saudi-arabischen...

Washington/Istanbul (APA/Reuters/dpa/AFP) - US-Präsident Donald Trump hat sich in den Fall des in der Türkei verschwundenen saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi eingeschaltet. Er habe auf höchster Ebene mit Vertretern Saudi-Arabiens gesprochen, sagte Trump am Mittwoch und kommentierte: „Das ist eine sehr schlimme Situation.“ Zugleich forderte seine Regierung Saudi-Arabien auf, sich in dem Fall transparent zu verhalten.

Das Weiße Haus teilte mit, dass Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und der Nationale Sicherheitsberater John Bolton mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über Khashoggi gesprochen hätten. Anschließend sei Außenminister Mike Pompeo noch einmal mit ihm in Kontakt gewesen. Alle drei forderten demnach mehr Details von der saudischen Regierung und riefen sie dazu auf, sich bei den Ermittlungen transparent zu verhalten.

Die regierungsnahe türkische Zeitung „Sabah“ veröffentlichte indes die Namen von 15 Saudi-Arabern, die am Verschwinden des Journalisten im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul beteiligt gewesen sein sollen. Die türkische Polizei geht nach Angaben aus Ermittlerkreisen davon aus, dass Khashoggi im Konsulat ermordet wurde. Saudi-Arabien weist dies zurück. Khashoggi hatte die Politik seines Landes kritisiert und fürchtete nach eigenen Angaben Vergeltung.

Die USA wollten der Sache auf den Grund gehen, sagte Trump weiter. Sein Land arbeite eng mit den türkischen Behörden zusammen. Er würde gerne die Verlobte Khashoggis ins Weiße Haus nach Washington einladen. Hatice Cengiz hatte in einem Kommentar für die „Washington Post“ geschrieben, sie vertraue auf die türkischen Behörden bei den Ermittlungen, doch appelliere sie zugleich an Trump und dessen Frau Melania „Licht auf das Verschwinden von Jamal zu werfen“.

Einem weiteren Artikel in der „Washington Post“ zufolge wurden in Riad schon vor dem Verschwinden des regimekritischen Journalisten Pläne geschmiedet, den 59-Jährigen gefangen zu nehmen und zu verhören - oder sogar zu töten. Das gehe aus Informationen des US-Geheimdienstes hervor, der die Kommunikation zwischen saudischen Regierungsvertretern ausgespäht habe, berichtete die US-Zeitung in der Nacht zum Mittwoch.

Khashoggi blickt auf eine jahrzehntelange Karriere in den saudi-arabischen Medien zurück, war jedoch im September 2017 aus Angst vor einer Festnahme in die USA ins Exil gegangen. Vor einer Woche betrat der prominente Journalist und Gastautor der „Washington Post“ das Konsulat in Istanbul, um Dokumente für seine Hochzeit abzuholen. Seine Verlobte, die draußen wartete, sagte, er habe das Konsulat nie wieder verlassen.

„Sabah“ zufolge landeten die verdächtigen Männer am 2. Oktober auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul. Die Zeitung druckte auch Fotos einiger der Männer bei der Passkontrolle ab. Die Saudi-Araber hätten in zwei Hotels übernachtet, die im gleichen Istanbuler Viertel liegen wie das Konsulat. Bei einem der Männer handelt es sich saudi-arabischen Medienberichten zufolge um einen Forensik-Experten. Die Männer seien zu vier unterschiedlichen Zeiten wieder abgereist.

Die Zeitung äußerte sich nicht dazu, wie sie an die Fotos und Daten kam. Der türkische Fernsehsender NTV übertrug Bilder, die die Saudi-Araber bei der Ankunft am Flughafen und beim Einchecken im Hotel zeigen sollen. Er zeigte auch Video-Material eines großen Lieferwagens, der zwei Stunden, nachdem Khashoggi das Konsulat betreten habe, in der Residenz des Generalkonsuls eingetroffen sei.

Die türkischen Behörden erhoffen sich nun von einer Durchsuchung des Konsulats neue Erkenntnisse. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) forderte eine unabhängige internationale Untersuchung. RSF beklagte am Mittwoch in einer Mitteilung zudem, seit September vergangenen Jahres seien in Saudi-Arabien mehr als 15 Journalisten und Blogger auf völlig undurchsichtige Art und Weise festgenommen worden. In den meisten Fällen seien die Festnahmen nie offiziell bestätigt worden. Zudem sei unklar, wo die Betroffenen wegen welcher Vorwürfe festgehalten würden, erklärte RSF weiter.

(Alternative Schreibweisen: Dschamal Chaschukdschi, Chaschoggi)