Auf die Buben ist Verlass: Scheibsta mit Band im Radiokulturhaus

Wien (APA) - Der Druck war da, aber das Lachen ging nicht weg: Wenn Philipp Scheiblbrandner das Publikum nach Input für den anstehenden Free...

Wien (APA) - Der Druck war da, aber das Lachen ging nicht weg: Wenn Philipp Scheiblbrandner das Publikum nach Input für den anstehenden Freestyle fragt, traut sich zunächst kaum wer aus der Deckung. Die Ideen fliegen dem Salzburger Rapper dann aber natürlich trotzdem zu. Als Scheibsta hat er mit seiner Band Die Buben Mittwochabend im ORF-Radiokulturhaus in Wien eine mehr als überzeugende Show abgeliefert.

Ziemlich beeindruckend, was die sechsköpfige Formation aus dem Satz „Der Hund deines Nachbarn ist viel schöner als du“ und der Musikvorgabe Ska schlussendlich in den Saal zimmerte. Es wurde eine absurd-amüsante Geschichte über Leidenschaft und Zurückweisung, in der schlussendlich auch ein Hamster sein Fett abbekam. Aber nicht nur das freie Spiel, auch kompositorisch ging an diesem Abend alles auf, begann die Gruppe doch gleich mit dem Hit „Schlecht drauf“.

Er war wohl ein bisschen die Initialzündung, brachte reichlich Radio-Rotation und in den vergangenen Jahren viele Auftritte im ganzen Land. Das Selbstbewusstsein und vor allem die Selbstverständlichkeit im Zusammenspiel merkt man Scheibsta und seinen Buben auch zu jeder Sekunde an: Wenn Bassist Lukas Pamminger und Drummer Klaus Brennsteiner das Fundament zimmern, Gitarrist David Binderberger ins Solieren kommt, Trompeter Joschi Öttl zu einem Höhenflug nach dem nächsten ansetzt und Pianist Philipp Bernsteiner die melodiöse Richtung vorgibt, dann gelingt das meist ziemlich unwiderstehlich.

So wurden Fake-News nach Lust und Laune auf die Spitze getrieben („Die Lügnershow“), die Richtung des eigenen Lebens hinterfragt („Scheiß egal“) oder der Salzburger Festspielzirkus nach sexuellen Abhängigkeiten abgeklopft („Opernsänger“). Dass Scheibsta dem Publikum eingangs das Sie-Wort entgegenbrachte („So lange Sie sitzen, bleiben wir dabei“), tat der Stimmung im bestuhlten Saal jedenfalls keinen Abbruch. Als kleine Schmankerl gab es Nummern von Georg Kreisler und Topsy Küppers, wurde ein Streich von „Max und Moritz“ intoniert und ganz einfach der wunderbare Sound im Radiokulturhaus bestens ausgenutzt.

Gut aufgehoben war hier jeder, der sich weitab von Genre-Grenzen zuhause fühlt. Denn der Hip-Hop von Scheibsta und den Buben hat ebenso viel jazzigen Anstrich, wie er im elektronischen Tanzgefilde wildert oder ganz einfach gutem Pop nicht abgeneigt ist. So wurde auch der zweite Freestyle (Stichwörter: Ledersessel, Ananas und Schenkelspreizer) zum „klassischen Techno“, wie es der Rapper schmunzelnd bezeichnete. Ein kleiner Mozart-Ausflug, und schon wurde ordentlich aufs Tempo gedrückt, der Beat nach vorne geschoben.

Am Ende gab es großen Jubel für die mehr als zweistündige Darbietung, die auch mit politischen Zwischentönen aufwarten konnte. Der erhobene Zeigefinger ist dabei Scheibstas Ding nicht, die Musiker sind dafür ohnehin zu intelligent und gewitzt, als dass sie sich mit einfachen Phrasen - egal ob wörtlich oder musikalisch - zufriedengeben würden. Immerhin bei der Ankündigung eines neuen Albums, an dem derzeit fleißig gewerkt wird, sollte man sie aber beim Wort nehmen. Von diesen Songs bekommt man schließlich nie genug.

(S E R V I C E - www.scheibsta.at)