Bezirk Reutte

Im Zentrum Nesselwängles bricht ein Haus zusammen

© Helmut Mittermayr

Auf die Bescheide der Gemeinde reagiert niemand. BM Hornstein: „Der Schandfleck darf bis Winter keine Gefahr mehr darstellen.“

Von Helmut Mittermayr

Nesselwängle –Die Lage scheint verzwickt zu sein. Eine betagte, inzwischen sehr kranke Hauseigentümerin, die bei ihrer Tochter in Ehenbichl lebt, wird von ihren Kindern über den Zustand ihres Heims nicht informiert, um sie nicht aufzuregen. Würde man sie informieren, müsste man ihr sagen, dass das Anwesen schon zur Hälfte zusammengebrochen ist und halb Nesselwängle darauf drängt, endlich etwas zu unternehmen. Auch im Gemeinderat ist der „Schandfleck“, wie ihn Bürgermeister Klaus Hornstein bezeichnet, inzwischen in jeder Sitzung ein Thema. Die Gemeindeführung blieb nicht untätig, konnte aber bisher nichts ausrichten. Mehrere eingeschriebene Bescheide sind laut Hornstein hinausgegangen. Sie seien auch angenommen worden – er wisse nur nicht von wem, denn die Hausbesitzerin wisse angeblich nichts von der Problematik, wird ihm erzählt. Also müsse eines ihrer Kinder die Bescheide in Händen halten.

Das Haus ist schon lange Zeit unbewohnt. Die Gemeinde, die vor einem Jahr einen Statiker zugezogen hat, verlangte mehrmals schriftlich, einen Zustand herzustellen, bei dem keine Gefahr vom Anwesen ausgehe – etwa bei starkem Wind oder Schneelast. Im heurigen Frühjahr ist dann die Tenne komplett zusammengebrochen. Da von Eigentümerseite niemand reagierte, hat die Gemeinde Schutzgitter zur Straße hin aufgestellt.

„Es gab mehrere Angebote einer Mithilfe unsererseits. Die Feuerwehr könnte helfen. Da wäre an einem Tag viel getan“, meint der Gemeindechef. Aber bisher läuft er mit seinem Unterstützungsoffert ins Leere. Einen Abbruchbescheid will er noch nicht erlassen, auch weil die Gemeinde auf den Kosten sitzen bleiben könnte. Was Hornstein auch wurmt, ist die Tatsache, dass der „Schandfleck“ die Bemühungen so vieler Nesselwängler geradezu konterkariere. „Im Ort ist in letzter Zeit eine total positive Entwicklung im Gang. Viele alte, oft schon leerstehende Häuser sind von ihren neuen Besitzern liebevoll und mit großem Aufwand restauriert worden.“ Der Bürgermeister will die Schlagzahl nun deutlich erhöhen: „Das Haus darf bis zum Winter keine Gefahr mehr darstellen.“ Wenn Gefahr in Verzug sei, müsse er handeln. Natürlich sei alles hochsensibel, ein Sohn der Hausbesitzerin ja selbst Gemeinderat.

Die Tochter der Hausbesitzerin erklärte gegenüber der Tiroler Tageszeitung, dass ein Abbruch wohl unausweichlich sei. Die Geschwister müssten darüber reden. Dass es nun wirklich dazu kommen könnte, bestätigt ein weiteres Telefongespräch mit Bürgermeister Hornstein kurz vor Redaktionsschluss: „Ein Sohn hat mich gerade eben kontaktiert und konkrete Informationen über Abstände, Anschlüsse u. v. m. bezüglich eines Abbruches eingeholt.“

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