Belvedere 21: Feiersinger bringt die Fassade in die Horizontale
Wien (APA) - „overturn“ nennt der aus Tirol stammende Bildhauer Werner Feiersinger seine Rauminstallation, die ab Freitag im Untergeschoß de...
Wien (APA) - „overturn“ nennt der aus Tirol stammende Bildhauer Werner Feiersinger seine Rauminstallation, die ab Freitag im Untergeschoß des Belvedere 21 zu sehen ist. Die skulpturale Intervention nimmt dabei direkten Bezug auf die Architektur des Schwanzer-Baus, spielt aber auch gleichzeitig mit dem von Adolf Krischanitz gestalteten Ausstellungsraum und der Nähe zur Wotruba-Privatstiftung.
„Feiersinger hat den Raum selbst als Ausgangspunkt für seine Arbeit genommen“, erklärt Kurator Axel Köhne beim Rundgang mit der APA. Den relativ niedrigen und „unruhigen“ Raum habe Feiersinger komplett von zwischenzeitlich angebrachten Einbauten befreit und somit den von Krischanitz geschaffenen großen Ursprungsraum wiederhergestellt. Nahezu raumfüllend dominiert eine weiß gestrichene Metallkonstruktion, die an das Fassaden-Raster des Schwanzer-Baus erinnert, das der Künstler nun von der Vertikalen in die Horizontale gebracht hat. Die Querverstrebungen habe Feiersinger jedoch bewusst „im Rhythmus variiert“, um dem „Rationalisten Schwanzer“ etwas entgegen zu setzen.
In den so entstandenen Rastern hat Feiersinger drei Skulpturen platziert, die in der Formgebung wiederum auf Wotruba verweisen, wie Köhne ausführt. Zwei einander ähnliche, das Kubische zitierende Skulpturen hat Feiersinger zunächst aus Wachs modelliert und später in Stahl gegossen, wodurch die Fingerabdrücke des Künstlers noch zu sehen sind und den in grün und blau gehaltenen Werken seine „Handschrift“ verpasst wird. „Werner Feiersinger hat sich ein bildhauerisches Vokabular zu eigen gemacht, das modernistisch und geometrisch aussieht, aber dennoch offen bleibt für alles Subjektive und Menschliche“, so Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig dazu.
Die dritte Skulptur - eine rot gestrichene Sockelplatte, aus der zwei Bretter wie kippende Grabsteine ragen - hat Feiersinger aus leichten Materialien geschaffen, wie sie im Schiffsbau verwendet werden, der Glasfaser-Überzug verleiht dem Werk eine textile Struktur. Das verwendete Rot repliziert - einmal mehr - auf die Farbe der Fassaden-Konstruktion des Schwanzer-Baus. Flankiert wird die Installation von Entwurfsskizzen, die im Rahmen der Arbeit an der Intervention entstanden sind.
(S E R V I C E - Ausstellung „Werner Feiersinger. overturn“ im Untergeschoß des Belvedere 21. 12. Oktober bis 6. Jänner 2019. Der gleichnamige Katalog wurde von Stella Rollig und Axel Köhne herausgegeben: 108 Seiten, 19 Euro. Infos unter www.belvedere.at)