Arno Kompatscher - Der „Anti -Luis“ vor dem politischen Elchtest

Bozen (APA) - Am 21. Oktober entscheidet sich, ob dereinst in den Südtiroler Polit-Annalen von der „Ära Kompatscher“ die Rede sein wird: Der...

Bozen (APA) - Am 21. Oktober entscheidet sich, ob dereinst in den Südtiroler Polit-Annalen von der „Ära Kompatscher“ die Rede sein wird: Der 47-jährige Landeshauptmann und Spitzenkandidat der Südtiroler Volkspartei geht bei der Landtagswahl zum ersten Mal als „Titelverteidiger“ ins Rennen. Die Wahl in einer politisch unsteten Zeit ist auch der ultimative Elchtest für seine Strahlkraft als Landeschef.

Im Jahr 2013 - vor der damaligen Landtagswahl - war der Jurist als Nachfolger von Langzeitlandeshauptmann Luis Durnwalder auf das Schild gehoben worden. Trotz seiner Tätigkeit als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Völs am Schlern und Präsident des Südtiroler Gemeindeverbandes war er einer breiteren Öffentlichkeit - zumindest außerhalb der Heimat - weitgehend unbekannt.

Im Amt folgte Kompatscher Durnwalder dann im Jänner 2014 - nach der Landtagswahl - nach. Diese hatte der erfolgsverwöhnten Sammelpartei, mit Kompatscher als Spitzenkandidat, eine Niederlage eingebracht. Man verlor 2,4 Prozentpunkte und rutschte auf 45,7 Prozent ab. Erstmals seit 1948 war die absolute Mandatsmehrheit perdu.

Dies allein Kompatscher anzulasten, greift wohl zu kurz. Der vielfach überstrapazierte „Landeshauptmann-Bonus“ konnte mangels Amtes noch nicht zum Tragen kommen. Luis Durnwalder, von einem Großteil der Südtiroler schlicht „der Luis“ genannt, war noch omnipräsent. 25 Jahre lang hatte der bullige Macher die autonome Provinz südlich des Brenners regiert - und geprägt. Ein „politisches Urvieh“ und Instinktpolitiker, wie er im Buche steht - volksnah, mit gleichzeitig leicht absolutistischen Zügen. Ein Mann, an dem man sich reiben konnte, von der politischen Erscheinung und Wirkung her eine Art Franz Josef Strauß auf südtirolerisch. Nach dem „Vater der Südtirol Autonomie“, dem legendären Landeshauptmann Silvius Magnago, der Südtirol 29 Jahre lang regierte, ging er ebenfalls in die Geschichte ein.

Doch gegen Ende zeigte auch die Ära Durnwalder deutliche Verschleißerscheinungen, aufgrund so mancher Affären war immer öfter von einem „System Durnwalder“ zu lesen. In dieser Phase kam Kompatscher. Der Bruch mit der Ära Durnwalder konnte - zumindest nach außen - nicht größer sein. „Der Neue“ war so ziemlich anders. Der Prototyp eines Politikers seiner Zeit - ein smarter Manager der Macht, kein fürsorglich-herrschaftlicher Landesvater. Die politische Neuzeit war in Südtirol angekommen.

Der „Alte“ begleitete den „Neuen“ mitunter mit Ratschlägen, die manchmal mehr Schläge als Rat waren. „Er ist zu wenig nahe an der Bevölkerung. Ich würde mir wünschen, dass er mehr Kontakt mit ihr hat“, erklärte Durnwalder beispielsweise im APA-Interview anlässlich seines 75. Geburtstages vor zwei Jahren. Kompatscher ist anders - keine tägliche Bürger-Sprechstunde in aller Früh, keine Besuche von Volksfesten bis spät in die Nacht. Er pflege einen „partizipativeren Stil“ als Durnwalder - und dies nehme auch mehr Zeit in Anspruch, meinte der Landeshauptmann einmal. Gewisse Dinge müsse man auch anders machen, denn: „Die Zeiten ändern sich“. Der Sonntag gehöre zudem seiner Familie. Mit Kompatscher hielt ein neues, wohl zeitgemäßeres Amtsverständnis Einzug.

Der Landeshauptmann ist ein bienenfleißiger, rhetorisch begabter, im persönlichen Umgang gewinnender Politiker. Kein Marktschreier, sondern ein bedächtiger Zeitgenosse, der auf die Kraft von Verhandlungen und Dialog setzt. Kein beliebiger Volksvertreter, aber ein Mann der pragmatischen Mitte.

Als solcher steht er vor einer Herkulesaufgabe. Der politische Trend ist derzeit kein Freund von ausgleichenden bürgerlichen Mitte-Parteien. Die Südtiroler Volkspartei ist unter Druck. Die „Absolute“ scheint weit entfernt, Umfragen weisen teils nur um die 40 Prozent aus. Eine Demütigung für die so stolze „Edelweiß-Partei“. Dabei hat Kompatscher vieles vorzuweisen. Südtirol boomt. Die Autonomie konnte deutlich besser abgesichert werden - unter anderem durch das Finanzabkommen. In der Debatte um eine mögliche Brenner-Grenzschließung bewies er diplomatisches Geschick.

Arno Kompatscher wurde am 19. März 1971 in Völs am Schlern als jüngstes von fünf Kindern geboren. Sein Vater war Dorfschmied und später Bürgermeister der Gemeinde. Nach Volksschule, Gymnasium und Militärdienst studierte er Rechtswissenschaften in Innsbruck und Padua. Beruflich war Kompatscher unter anderem als Geschäftsführer der Seiser Alm Umlaufbahn AG tätig, von 2005 bis 2013 bekleidete er ebenfalls das Bürgermeisteramt in Völs am Schlern. Seit 2014 ist er Landeshauptmann. Kompatscher und seine Frau Nadja haben sieben Kinder.