“Zerschlag mein Herz“: Die Unsichtbaren in der Großstadt
Alexandra Makarová präsentiert morgen Samstag im Leokino ihr Filmdebüt „Zerschlag mein Herz“.
Innsbruck –Mit Daumen und zwei Fingern vor dem Mund setzt Pepe beim Betteln auf die diskrete Geste des Hungers. Hin und wieder springt eine Münze in seinen Becher, in der Regel bleibt er für die Passanten jedoch unsichtbar. Seine Aufdringlichkeit hält sich in Grenzen, denn die Tagesbeute – etwa 60 Euro und immer zu wenig – wird von seinem Onkel ohnehin mit Schlägen belohnt.
Neben Pepe kassiert Robert „Rocky“ Horvath noch die Prostituierten Terezka und Jessica ab, die sich alle in seiner Wohnung ein Matratzenlager teilen. Gemeinsam ist ihnen aber auch die Herkunft aus einem Roma-Dorf aus Wellblechhütten und Rohbauten irgendwo in der Slowakei. Dieser Tradition und diversen Verbindlichkeiten verdankt Rocky seine Machtposition. Seine Übergriffe auf die Schwächsten in der kleinen Roma-Gemeinschaft am Stadtrand von Wien haben zudem mit seiner Arbeit am Bau zu tun. Die Demütigungen, die Rocky tagsüber als Hilfsarbeiter hinnehmen muss, verlangen nach gewalttätiger Kompensation.
Der Debütfilm der slowakischen Regisseurin Alexandra Makarová wechselt nach dem realistischen Start über gesellschaftliche Außenseiter bald in ein larmoyantes Requiem. Das Beziehungsgeflecht der Notgemeinschaft wird von Marcela gestört. Die 15-Jährige soll bei Rocky eine Schuld (4000 Euro) ihres Vaters abarbeiten. Während der Zuhälter noch den Wert der frischen Ware abschätzt, hat Marcela ihr Herz längst an Pepe verschenkt, womit die Tragödie ihren Lauf nimmt. Mit lähmenden Zeitlupen und einem authentischen Laienensemble illustriert Alexandra Makarová die Tragödie des jugendlichen Liebespaares, das in der feindlichen Stadtlandschaft sichtbar werden möchte. (p. a.)