Slowenischer Kirchenvertreter wegen Hasskommentar vor Gericht

Ljubljana (APA) - In Slowenien steht ein hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche wegen des Vorwurfs, öffentlich zu Hass, Gewalt und I...

Ljubljana (APA) - In Slowenien steht ein hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche wegen des Vorwurfs, öffentlich zu Hass, Gewalt und Intoleranz aufgestachelt zu haben, vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft lastet dem Generalsekretär der slowenischen Bischofskonferenz, Tadej Strehovec, an, mit der Veröffentlichung von Namen von Abtreibungsbefürwortern über sein Internetportal 24kul.si Hass geschürt zu haben.

Mit dem am Mittwoch begonnenen Prozess vor einem Gericht in Ljubljana wurde im Konflikt über Gebete von Abtreibungsgegnern für ungeborene Kinder vor der Laibacher Frauenklinik ein Höhepunkt erreicht. Das Internetportal 24kul.si gehört einer von Strehovec gegründeten Vereinigung an, die eine führende Abtreibungsgegnergruppe in Slowenien ist.

Konkret wurden in dem 2016 unter einem Pseudonym veröffentlichen Artikel rund 260 Personen und 13 NGOs, die sich für das in der slowenischen Verfassung geschützte Abtreibungsrecht einsetzen, als „Mitglieder einer Abtreibungslobby, die ungeborenen Mädchen und Buben das Lebensrecht absprechen“, an den Pranger gestellt - darunter Intellektuelle und Menschenrechtsaktivisten. Diese hatten sich zuvor für die verfassungsgeschützten Frauenrechte eingesetzt und ein Ende der Gebete vor der Frauenklinik gefordert.

Der Artikel wurde auch mit einem Foto ausgestattet, auf dem eine Pistole gegen den Bauch einer schwangeren Frau gerichtet ist. Darin wurde u.a. behauptet, die Aktivisten würden sich für das Aussterben der slowenischen Gesellschaft einsetzen und dass die „Abtreibungslobby“ dafür verantwortlich sei, dass das Leben von 350.000 ungeborenen Frauen beendet wurde.

Kurz vor Prozessbeginn veröffentlichte das Internetportal erneut eine Liste von 15 Personen, die Strehovec wegen des ursprünglichen Artikels angezeigt haben. Medienberichten zufolge wurden die Leser aufgerufen, dem Portal jegliche Informationen über diese Personen zu schicken.

Strehovec wies vor Gericht die Vorwürfe zurück. In den Mittelpunkt seiner Verteidigung stellte er sein Recht auf Meinungs- und Religionsfreiheit und verteidigte die Haltung der katholischen Kirche zum Schwangerschaftsabbruch, wie die Medien berichteten. Dem Kirchenvertreter drohen bei einer rechtskräftigen Verurteilung bis zu zwei Jahre Haft.

Seine Unterstützer versammelten sich am Mittwoch vor dem Laibacher Gericht zu einer Protestveranstaltung. Medien zufolge waren auch Oppositionsführer Janez Jansa und der pensionierte Laibacher Erzbischof Anton Stres anwesend. Strehovec genießt auch die Unterstützung der katholischen Kirche in Slowenien. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden bei der Bischofskonferenz kritisierte in einer Mitteilung den Prozess als Angriff auf die katholische Abtreibungsdoktrin.