Mehr Übung als Wunder: Glattauers „Die Wunderübung“ in Berndorf
Berndorf (APA) - Gleichsam als herbstlichen Ausklang des niederösterreichischen Theatersommers bringen die Festspiele Berndorf „Die Wunderüb...
Berndorf (APA) - Gleichsam als herbstlichen Ausklang des niederösterreichischen Theatersommers bringen die Festspiele Berndorf „Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer auf die Bühne des Stadttheaters. Bei der Premiere am Donnerstagabend gab es freundlichen Publikumsbeifall. Die Übung ist gelungen, das Wunder ausgeblieben.
Von dem 2015 an den Wiener Kammerspielen uraufgeführten und 2017 verfilmten Dreipersonenstück hat man sich offenbar einigen Unterhaltungswert samt Tiefgang versprochen. Für die Rolle des Therapeuten steht mit Manfred Dungl origineller Weise tatsächlich ein Paarberater zur Verfügung, als anstrengende Ehefrau Joana keift sich Intendantin Kristina Sprenger durch den Abend, Martin Gesslbauer als smarter Gespons Valentin ist ein sympathischer Dulder.
Den Clou mit der paradoxen Intervention als therapeutischem Trick hat das Berndorfer Publikum nicht gleich durchschaut. Umso größer war die Schadenfreude über das vermeintliche private Pech des Coaches - ein evidentes Missverständnis. Dass die zerrüttete Ehe des Klientenpaars im Handumdrehen wieder in einen neuen Frühling startet, ist allerdings eine ziemlich gewagte Annahme und stellt eine Grundschwäche des Plots dar. Daran vermag auch die ambitionierte Regie von Adele Kobald nicht zu rütteln.
Jedenfalls sind Therapeuten offenbar sehr kunstaffin: In der Berndorfer Praxis - das Bühnenbild stammt von Gesslbauer - hängen Eyecatcher-Bilder von Rudi Holdhaus. Immerhin nimmt man ein paar anregende Gedanken mit, und sei es aus dem Programmheft, wo Dungl im Interview auf die Frage nach einem Tipp für eine erfüllte, glückliche Beziehung meint: „Wer eine glückliche Partnerschaft wirklich möchte, findet Wege. Wer sie nicht will, findet Gründe.“
(S E R V I C E - Festspiele Berndorf, Stadttheater: Daniel Glattauer, „Die Wunderübung“. Regie: Adele Kobald, mit Kristina Sprenger, Martin Gesslbauer, Manfred Dungl. Vorstellungen bis 20. Oktober, Tickets und Information: Tel. 02672 / 822 53-43, www.buehnen-berndorf.at/festspiele)