Test

Föhntherapie für Frischluft-Fanatiker

Mit seinen extravaganten Proportionen und der Stoffhaube ist das Range Rover Evoque Cabrio nach wie vor ein Unikat.
© Zoller

Das Range Rover Evoque Cabrio fällt auf. Zudem bewies es kürzlich, dass es sowohl auf als auch neben der Straße eine gute Figur macht.

Von Lukas Letzner

Gossensaß – Was will man denn eigentlich mehr: Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite, die Temperaturen bewegen sich immer noch deutlich über der 20-Grad-Marke und wir haben gerade die Schlüssel für unser Range Rover Evoque Cabrio übernommen. Nachdem die Sonne derart frech vom Himmel lacht und die restliche Arbeit einem ja nicht davonläuft, beschließen wir kurzerhand, einen Abstecher zu unseren südlichen Nachbarn zu machen.

Dass der offene Range Rover nach wie vor ein Blickfang ist, merken wir schon, als wir aus unserer Garage rollen. Zwar ist er schon seit 2016 zu haben, doch läuft – ähm fährt – man ihm eher selten über den Weg. Zudem ist er bislang das einzige SUV mit Stoffhaube und daher ist es kein Wunder, dass er die neugierigen Blicke auf sich zieht. Doch die Stoffhaube alleine ist unserer Meinung nach nicht der Grund, warum der Evoque so auffällt. Range Rover spielt äußerst gekonnt mit den Proportionen des hochbeinigen Cabrios und so sorgen die wuchtigen Schultern, der markante Bug, die beachtliche Breite von fast zwei Metern und die Höhe von 161 Zentimetern dafür, dass das Evoque Cabrio kleiner wirkt, als es eigentlich ist. Und dennoch, der offene Brite bringt ordentliche 2,2 Tonnen auf die Waage.

Mittlerweile sind wir draußen aus der Stadt und folgen der Autobahn in Richtung Brenner. Leider haben wir vergessen, das händisch aufzubringende Windshot aufzurichten, und so weht uns ohne Haube – und trotz geschlossener Scheiben – der Wind kräftig um die Nase. Das lässt sich bei einem kurzen Stopp aber schnell ändern und dann ist der Zug deutlich reduziert. Nachdem aber die Autobahn nicht unbedingt das natürliche Jagdrevier eines Cabrios ist, beschließen wir, hinter der Grenze auf die Landstraße umzusteigen.

Dort können die 180 Pferde, die unser 4-Zylinder-Diesel maximal antraben lässt, zeigen, was sie können. Grundsätzlich verrichtet der Selbstzünder seine Arbeit sehr leise und unauffällig und so schwimmen wir äußerst entspannt und begleitet von einigen Bikern im Verkehr mit. Wenn’s mal etwas flotter gehen muss, merkt man aber, dass der 2-Liter-Dieselmotor mit dem stolzen Gewicht zu kämpfen hat. Das macht sich vor allem bei Überholvorgängen bemerkbar. Hier würde eine Extraportion Kraft nicht schaden. Apropos Kraft: Das maximale Drehmoment von 430 Nm ist durchaus beachtlich und schiebt den Evoque aus dem Stand recht kraftvoll nach vorne.

Im kurvigen Geläuf hinauf auf den Jaufenpass gefällt uns der Evoque besonders gut. Fahrkomfort und Straßenlage überzeugen auf ganzer Linie und man könnte glauben, in einem Sportwagen zu sitzen. Nur in zu schnell gefahrenen Kehren macht sich neuerlich das Gewicht bemerkbar. Dann schiebt der Grenzgänger recht deutlich über die Vorderräder und wird von der fein arbeitenden Elektronik im Zaum gehalten. Oben angekommen, kann der Evoque seine Fähigkeiten im Gelände ein wenig unter Beweis stellen. Erstaunlicherweise fühlt sich das Cabrio dort richtig wohl, denn bei seiner Entwicklung wurde sehr viel Wert auf die wahren Eigenschaften eines Range Rover gelegt. So verfügt unser Grenzgänger über alle modernen Fahrprogramme wie Berganfahrhilfe, aber auch einer Descent-Control. Zudem ist eine Schlupfregelung für extremes Gelände verfügbar und im Fall der Fälle schwimmt der Evoque durch 50 Zentimeter tiefes Wasser. Dann sollte die Haube aber geschlossen werden. Apropos: Bei all dem Spiel in der freien Wildbahn haben wir ein wenig auf die Zeit vergessen, also rauf mit der Haube (per Knopfdruck in 21 Sekunden und bis knapp 50 km/h) und ab nach Hause.