Seit 77 Jahren Teil der Tiroler Kulturgeschichte
Der kleine Hansl auf dem Max-Weiler-Bild „Die Bauernfamilie“ ist heute 80 Jahre alt und wohnt glücklich mit seiner Frau in Obsteig.
Von Thomas Parth
Obsteig, Strassen i. O. –Als das berühmte Bild von Max Weiler „Die Bauernfamilie“ im Jahr 1941 entstand, war der kleine Hansl gerade einmal drei Jahre alt. „Max Weiler war ein Cousin meines Vaters“, erinnert sich Hans Valtiner. Woran er sich nicht mehr erinnern kann, ist, wie er für den berühmten Tiroler Maler Modell gesessen hat: „Damals war ich noch klein. Ich weiß nur, dass meine Eltern, meine Geschwister und ich einzeln gemalt und erst danach in dieser Anordnung zusammengestellt wurden.“
Selbst 1941 war es außergewöhnlich, dass eine Familie so viele Kinder hatte. „Zum Zeitpunkt, als das Bild entstanden ist, waren wir 14 Geschwister. Ein Bruder ist allerdings nicht auf dem Bild verewigt“, bezeugt Valtiner, der seine Kindheit am elterlichen „Gallerhof“ in Bach/Strassen in Osttirol verbracht hat. „Am Ende waren wir 18 Kinder“, so Valtiner.
Seit den 1960er-Jahren wohnt, lebt und arbeitet der Osttiroler als Bauer am „Bucherhof“ in Weisland bei Obsteig. „Wir haben uns bei einem Ausflug der Landwirtschaftsschule kennen gelernt“, erinnert sich Waltraud, die Hans 1963 geheiratet und mit ihm eine eigene Existenz aufgebaut hat. Selbst haben die Eheleute „nur“ vier Kinder. „Von uns 18 Geschwistern leben heute noch zehn“, zeigt Hans Valtiner auf. Das Weiler-Bild habe ihn ein Leben lang begleitet, wie der heute 80-Jährige bei einem Treffen mit der TT, arrangiert durch die Chronistin Ilka Ebbert, verrät.
„Historiker hinterfragten die Entstehung des Bildes im Kriegsjahr 1941, schließlich passte eine Bauernfamilie mit zahlreichen Kindern zur damaligen Ideologie. Davon verstehe ich aber zu wenig“, beteuert Waltraud Valtiner. Tatsache ist, dass Max Weiler das Motiv nie mehr losgelassen hat. Weiler malte die „Bauernfamilie“ im Verlauf der Jahre mehrere Male und immer farbenfroher und abstrakter. „Als Weiler schon im Rollstuhl saß, ließ er sich durch seine Retrospektive bringen. Den Erzählungen zufolge hat er dieses Bild sehr lange betrachtet“, weiß Waltraud, die noch Jahre später die Witwe Weilers in Wien besuchte. Am 19. Oktober 2000 bat der damalige Landeshauptmann Wendelin Weingartner die Geschwister Valtiner ins Landhaus. „Weingartner hat das Bild von Wien nach Tirol geholt. Heute hängt es auf Schloss Bruck in Lienz“, so Hans Valtiner, der das Original zuletzt 2002 in Osttirol gesehen hat. Im Haus der Valtiners in Obsteig hängt an einem Ehrenplatz, neben einem Bild von Max Weiler, eine Replik der „Bauernfamilie“, die Hans immer an die bewegte Lebensgeschichte seiner Familie erinnert. „Wir haben es nie bereut, hier gebaut zu haben“, unterstreichen Waltraud und Hans Valtiner.
Letzterer gibt sich ganz bescheiden, obwohl er seit 77 Jahren als Teil der Tiroler Kulturgeschichte lebt.