Hunderttausende demonstrieren in Barcelona für die Einheit Spaniens

Barcelona/Madrid (APA) - Am Freitag protestierten in Barcelona anlässlich des spanischen Nationalfeiertags Hunderttausende von Menschen für ...

Barcelona/Madrid (APA) - Am Freitag protestierten in Barcelona anlässlich des spanischen Nationalfeiertags Hunderttausende von Menschen für die Einheit des Landes und gegen den Abspaltungsprozess der katalanischen Regionalregierung.

Mit „Viva Espana“-Rufen und Parolen gegen die separatistischen „Putschisten“ zog der Protestmarsch über den Paseo de Gracia bis zum Zentralplatz Placa Catalunya. Viele Slogans forderten auch Gefängnis für Carles Pugidemont, den ehemaligen Regierungschef Kataloniens, der wegen der Durchführung eines illegalen Unabhängigkeitsreferendums am 1. Oktober 2017 von der Zentralregierung abgesetzt wurde und sich seitdem auf der Flucht vor der spanischen Justiz im Exil in Belgien befindet.

Der Hauptveranstalter, die anti-separatistische Bürgerbewegung SCC, sprach von rund 300.000 Teilnehmern, die das Zentrum der katalanischen Küstenmetropole in ein Meer aus spanischen und katalanischen Flaggen verwandelten. „Wir protestieren heute, damit wir auch morgen noch in einem Katalonien innerhalb Spaniens leben können“, erklärte SCC-Vorsitzender Jose Rosinol am Rande des Protestmarsches gegenüber spanischen Medien.

Die Demonstranten verteidigten während des Protestmarsches jedoch auch lautstark König Felipe VI., der zeitgleich in Madrid die jährliche Militärparade abnahm, mit der Spanien der Ankunft von Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 auf dem amerikanischen Kontinent gedenkt. Die separatistischen Parteien und die linkspopulistische Catalunya en Comu Podem verurteilten am Donnerstag im katalanischen Regionalparlament das Verhalten des spanischen Königs im Katalonien-Konflikt und sprachen sich in einem Beschluss für die Abschaffung der Monarchie aus.

Felipe VI. steht als spanisches Staatsoberhaupt seit über einem Jahr im Fadenkreuz der separatistischen Bewegung. Auslöser war seine öffentliche Fernsehansprache, mit der er vehement das verfassungswidrige und verbotene Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien verurteilte und sich auf die Seite der spanischen Einheit und Verfassung gestellt hatte.

„Ein Angriff auf den Staatschef bedeutet ein Angriff auf Spanien und Katalonien“, stellte Xavier Garcia Albiol, Chef der Konservativen Volkspartei in Katalonien (PPC), mit Blick auf den Parlamentsbeschluss am Donnerstag klar.

Die liberalen Ciudadanos nutzt den Protestmarsch, um vor allem Spaniens sozialistischen Regierungschef Pedro Sanchez (PSOE) zu kritisieren. Nachdem Sanchez sich am Donnerstag mit dem linken Podemos-Chef Pablo Iglesias auf einen Haushaltsentwurf fürs kommende Jahr geeinigt hatte, benötigt er mit seiner schwachen Minderheitsregierung in Madrid nun vor allem noch die Zustimmung der katalanischen Separatisten, um den Haushalt zu verabschieden und drohende Neuwahlen abzuwenden.

Kataloniens Ciudadanos-Chefin Ines Arrimadas warf Sanchez am Rande der Demonstration vor, sich für seinen Machterhalt auf Parteien stützen zu wollen, die das Land zerstören und spalten wollen. Sie orderte den Regierungschef auf, sofort Neuwahlen auszurufen.

Unterdessen gab es auch zu Beginn der Festlichkeiten und der Militärparade in Madrid lautstarke Proteste und „Buh“-Rufe gegen Spaniens Ministerpräsidenten Pedro Sanchez. „Raus, Besetzer“ riefen mehrere Hundert Personen. Sie nahmen Bezug auf den Moncloa-Regierungspalast, in den Sanchez nicht durch Wahlen gekommen sei, sondern im Juni durch ein Misstrauensvotum gegen die konservative Vorgängerregierung von Mariano Rajoy. Das Misstrauensvotum wurde durch die katalanischen Separatisten und die Linkspopulisten unterstützt.

Nach der Militärparade und einem Staatsempfang im Madrider Königspalast fliegen Felipe VI. und Königin Letizia nach Mallorca, um drei Tage nach den verheerenden Regenfällen das Katastrophengebiet zu besuchen. Bei einem schweren Unwetter kamen auf der spanischen Ferieninsel am Dienstagabend mindestens zwölf Menschen ums Leben, darunter auch drei deutsche Urlauber.