Proteste an Grenze zum Gazastreifen: Sechs Palästinenser getötet

Gaza/Jerusalem (APA/dpa/AFP) - Bei neuen Protesten an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen sind sechs Palästinenser ums Leben gek...

Gaza/Jerusalem (APA/dpa/AFP) - Bei neuen Protesten an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen sind sechs Palästinenser ums Leben gekommen. Sie seien vom israelischen Militär am Freitag erschossen worden, teilte das Gesundheitsministerium von Gaza mit, das die radikalislamische Hamas kontrolliert. Weitere 60 Palästinenser erlitten nach Angaben eines Ministeriumssprechers Verletzungen, darunter auch zehn Minderjährige.

Nach israelischer Darstellung hatten sich rund 14.000 Palästinenser an der Grenze versammelt und Steine und Granaten geworfen. Das israelische Militär habe daraufhin mit Maßnahmen zur Auflösung von Unruhen reagiert. Die Armee teilte mit, sie habe „Angreifer“ erschossen. Deren Zahl nannte sie nicht. Die Palästinenser seien an der Grenze des Gazastreifens über einen Sicherheitszaun geklettert, hatten einen Sprengsatz gezündet und dadurch einen Teil der Befestigung in Brand gesteckt. Sie seien getötet worden, als sie sich einem israelischen Grenzposten genähert hätten.

Seit März kommt es an der Grenze immer wieder zu Protesten sowie Zusammenstößen mit israelischen Soldaten, 201 Palästinenser wurden nach Zahlen des Gesundheitsministerium seitdem getötet. Die Demonstranten fordern mit den Protesten unter anderem eine Aufhebung der Gaza-Blockade sowie eine Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in Gebiete, die heute zu Israel gehören. Israel lehnt dies ab. Die Regierung in Jerusalem hatte vor mehr als zehn Jahren eine Blockade über das von der Hamas kontrollierte Küstengebiet verhängt, die von Ägypten mitgetragen wird. Israel hat bereits mehrfach den Einsatz von Gewalt an der Grenze gerechtfertigt und darauf verwiesen, dass man sich gegen Aufrührer verteidige.

Die Hamas hatte diese Protestaktionen zuletzt wieder verschärft, nachdem Bemühungen um eine Waffenruhe mit Israel unter ägyptischer Vermittlung gescheitert waren. Hamas-Chef Ismail Haniyeh sagte am Freitag in Istanbul, seine Organisation spreche mit Katar, Ägypten und den Vereinten Nationen, um „Verständnis zu vermitteln, das Ruhe bringen könnte, um die Belagerung zu beenden“.

Die Demonstranten fordern die Aufhebung der von Israel vor mehr als zehn Jahren verhängten Blockade des Gazastreifens und die Rückkehr von Palästinensern auf ihr Land, das sie bei der Gründung des Staates Israel 1948 aufgrund von Vertreibung oder Flucht verließen.

Israel rechtfertigt die Abriegelung des dicht besiedelten Palästinensergebiets zu Lande, zu Wasser und in der Luft mit der Notwendigkeit, die Hamas in Schach zu halten. Es wirft der Hamas vor, die Proteste zu inszenieren und als Vorwand für Angriffe zu nutzen.

(Alternative Schreibweise: Hanija)