Ein Jahr nach Schüssen von Stiwoll - 726-Seelen-Ort wünscht sich Ruhe

Stiwoll (APA) - Für Stiwolls Bürgermeister Alfred Brettenthaler (ÖVP) hat sich das Leben ein Jahr nach der Bluttat in der 726-Einwohner-Geme...

Stiwoll (APA) - Für Stiwolls Bürgermeister Alfred Brettenthaler (ÖVP) hat sich das Leben ein Jahr nach der Bluttat in der 726-Einwohner-Gemeinde wieder normalisiert, obwohl „das für mich damals ein komplettes Schockerlebnis gewesen ist“. Eine eigene Gedenkveranstaltung am Jahrestag (29.10.) ist nicht geplant. Auf Spekulationen über den Verbleib des Todesschützen Friedrich F. will er sich nicht einlassen.

Nach der Tat ging es für die Menschen auch um das Zurückfinden in die normalen Abläufe: „Ich bin überzeugt, das ist uns gut gelungen. Ich bin ein positiv denkender Mensch.“ Auf die Frage, ob die Menschen im Ort nach der Bluttat stärker zusammengerückt sind, sagte Brettenthaler im APA-Gespräch: „Das war nicht nötig, wir sind schon vorher zusammengestanden. Wir haben ein starkes und intensives Vereinsleben, das hat sich bewährt.“ Eigentlich sei man schon Anfang Dezember mit der Christbaum- und Adventskranzsegnung wieder im gesellschaftlichen Leben drin gewesen, ist Brettenthaler überzeugt. „Und es wird wieder gelacht, am Dorfplatz, nach dem Gottesdienst“, sagte der Ortschef.

Der erste Stock des Gemeindeamtes wurde nach den Schüssen von Friedrich F. auf drei Menschen - ein Mann und eine Frau starben, eine weitere Frau wurde schwer verletzt, er selbst flüchtete und wurde seither nicht mehr gesehen - zur Einsatzzentrale der Polizei: „Ich denke, sie haben sich gut aufgenommen gefühlt. Wir waren ja auch froh, dass sie da waren, obwohl manchen im Ort die Polizeipräsenz schon zu viel war.“

Die Frau von Friedrich F., die nach den Todesschüssen kurzfristig den Ort verlassen hatte, ist mittlerweile wieder zurückgekehrt. Sie lebe aber sehr zurückgezogen und nehme zum Beispiel am Vereinsleben nicht teil. Die Angehörigen der Opfer besuche er hin und wieder, wie andere Einwohner auch. „Nicht unter der Prämisse, dass ich zum Reden über die Tat komme. Wenn ich am Weg bin, schaue ich vorbei“, sagte Brettenthaler.

Aufgeregt habe ihn und die Bewohner von Stiwoll die Berichterstattung über Polizeipräsenz rund um das Dorffest am 15. August, das schon jahrelang um diese Zeit abgehalten werde. „Ganze zwei Polizisten von der Inspektion im nahen Hitzendorf waren da, und natürlich einige Security-Leute, aber die gibt es ja bei jedem größeren Fest mit Hunderten Gästen“, sagte Brettenthaler. Wobei er natürlich nicht ausschließen wollte, dass die Polizei auf Eventualitäten vorbereitet gewesen wäre.

Hin und wieder habe es noch Kontakt mit der Polizei gegeben. Aber nach dem Abzug der Exekutive im Februar sei alles schnell wieder in normale Gänge gekommen. „Es hat ja ein Schussverbot im Gemeindegebiet gegeben, was vor allem die Jäger betroffen hat. Das haben aber alle respektiert, auch in den Nachbargemeinden. Wir wussten ja, die Polizei hat alles durchsucht, also sind die Jäger im Winter auch wieder das Wild füttern gegangen“, sagte der Ortschef.

Unklar ist, ob Friedrich F. am Leben ist. „Ich habe gelernt, mit der Frage umzugehen. Es gibt alle Möglichkeiten. Das Thema ist so intensiv behandelt worden, ich denke, jede weitere Minute, die man sich darüber unterhält, ist schade. Die Zeit des Lebens, des Sommerfests, des Erntedanks, ist zu schön, um darüber zu reden. Das ist mein persönliches Empfinden“, sagte Brettenthaler.

Eine eigene Gedenkveranstaltung werde es nicht geben, sagte der Bürgermeister. „Der 29. Oktober wird ein ruhiger Tag in Stiwoll.“ Er wünscht sich, „dass wir keine medialen Besucher bekommen. Ich glaube, da spreche ich für alle.“