Bayern-Wahl - „Historisch“: Jubel bei Grünen-Spitzenkandidaten

München (APA/AFP) - Bei den Grünen war am Sonntagabend ein Wort in aller Munde - „historisch“. Die Partei verdoppelte bei der Landtagswahl i...

München (APA/AFP) - Bei den Grünen war am Sonntagabend ein Wort in aller Munde - „historisch“. Die Partei verdoppelte bei der Landtagswahl in Bayern ihr Ergebnis auf mehr als 18 Prozent - und wurde klar zweitstärkste Kraft. Die Gesichter hinter dem Erfolg sind die beiden Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann und Katharina Schulze.

„Dieses Ergebnis hat Bayern jetzt schon verändert“, jubelte Schulze nach dem Wahltriumph. Doch in die Regierung dürfte das Rekordergebnis die Grünen dennoch nicht tragen. Die CSU machte bereits am Wahlabend deutlich, dass sie eine „bürgerliche“ Koalition mit den Freien Wählern anstrebt.

Auf die Grünen kommt somit wohl die Oppositionsführung zu vor der rechtspopulistischen AfD und den Sozialdemokraten (SPD). Damit dürfte dürfte besonders Hartmann künftig eine herausgehobene Rolle spielen. Der am 20. Juli 1978 in Landsberg am Lech geborene 40-Jährige konnte im Wahlkampf nicht zuletzt im Fernsehduell mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) überzeugen.

Hartmann ist im wahrsten Wortsinn ein Kind der ersten Generation der Grünen: Seine Eltern waren schon in den Anfängen in der Ökopartei, seine Tante war in Bayern Grünen-Fraktionschefin. Mit seinem Vater und einem Bruder sitzt Hartmann bis heute im Stadtrat seiner Heimatstadt.

2013 wurde der studierte Kommunikationsdesigner nach der Landtagswahl Fraktionschef. Der smarte Grüne bekam dabei kurz nach der Wahl von der „Süddeutschen Zeitung“ eine Charakterisierung, die ihm wenig geschmeichelt haben dürfte: Er habe etwas „Söderhaftes“ an sich, schrieb das Blatt über sein Talent für Selbstvermarktung.

Schulze kam am 20. Juni 1985 in Freiburg zur Welt. Sie wuchs in Herrsching am Ammersee in Oberbayern auf, seit dem Studium der interkulturellen Kommunikation, Politikwissenschaft und Psychologie liegt ihr Lebensmittelpunkt in München.

Die leidenschaftliche Handballerin zog 2013 in den Landtag ein, wo sie bereits in ihrer ersten Legislaturperiode im vergangenen Jahr neben Hartmann Fraktionsvorsitzende und danach auch Ko-Spitzenkandidatin wurde. Schulze steht für Pragmatismus. Nachdem bei den bayerischen Grünen früher radikale Forderungen von Fundis bürgerliche Wähler verschreckten, bewegte sie zusammen mit Hartmann die Partei stärker in die gesellschaftliche Mitte.

Im Wahlkampf sorgte Schulze zudem für die mitreißendsten Auftritte - der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache zeichnete sie gerade als beste Wahlkampfrednerin aus. Allerdings kritisierten gerade in einer Diskussion mit Lesern der „Bild“-Zeitung viele Diskussionsteilnehmer, dass sie strittigen Fragen ausweiche.

Schulze kann sich zusammen mit ihrem Ko-Spitzenkandidaten unbestreitbar auf die Fahne schreiben, viel früher als etwa die Regierungspartei CSU die Nöte der Münchner erkannt zu haben. Schulze setzte sich an die Spitze des weit über die Grünen hinaus reichenden Widerstands gegen eine Olympiakandidatur der Stadt und eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Dieses Gespür für Themen müssen die Grünen auch als Oppositionsführer beweisen.