Geschenkt, aber nicht gratis
Die Sammlung Essl hat in der Albertina ein neues Zuhause gefunden. Zumindest teilweise.
Wien –Mit Schenkungen kennt sich die Albertina aus. Nach der Liechtensteiner Sammlung Batliner geht nun auch die österreichische Sammlung Essl als Schenkung beziehungsweise Dauerleihgabe an die Albertina Wien. Das gaben Karlheinz Essl, Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder gestern in einer Pressekonferenz bekannt.
Das Ringen um die Sammlung hat mit dieser Bekanntgabe nach vier Jahren nun ein jähes, aber nicht überraschendes Ende gefunden. Begonnen hatte alles mit der ins Strudeln geratenen Baumarktkette von Essl: Sammlung und Museum waren in ihrer Existenz bedroht. Der Sammler wünschte sich damals eine Übernahme durch den Bund, schlussendlich sprang aber Hans Peter Haselsteiner ein, der inzwischen 60 Prozent der ursprünglichen Sammlung hält. Und nun auch maßgeblich in das Projekt der Schenkung involviert ist. Das Essl-Museum in Klosterneuburg wurde endgültig geschlossen.
Motivation für die Schenkung des Anteils von Essl (immerhin 1323 Kunstwerke österreichischer, aber auch internationaler Kunstgrößen) sei die damit verbundene gesicherte Zukunftsperspektive. Die Sammlung wird in der Albertina erhalten, wissenschaftlich und restauratorisch betreut und präsentiert.
Auch die restlichen 60 Prozent im Haselsteiner-Besitz sollen diese Behandlung erfahren. Auch sie gehen an die Albertina, allerdings als Dauerleihgabe für 27 Jahre. Nach vielen intensiven Gesprächen habe man eine langfristige Lösung gefunden, erklärte Kulturminister Blümel.
Diese Lösung beinhaltet auch das Abkommen, die Sammlung zukünftig in der neuen Außenstelle der Albertina, dem Künstlerhaus am Karlsplatz, zu zeigen. Ein Projekt, ebenso von Haselsteiner finanziert: Er renoviert den Bau aktuell für rund 40 Millionen Euro. Dafür steht Haselsteiner offen, aus seinem Teil der Sammlung Werke „gegebenenfalls zu verkaufen, um Lücken in der Sammlung durch weitere Ankäufe zu schließen“, führte Albertina-Chef Schröder aus. Die Albertina kann aus der Schenkung, die vom Auktionshaus „Im Kinsky“ auf 84,5 bis 91,1 Mio. Euro geschätzt wird, keine Verkäufe tätigen.
Einig waren sich die Beteiligten gestern vor allem darin, dass das man froh sei, der Öffentlichkeit die Schenkung als Geschenk weiterzugeben. Ein Geschenk, das die Öffentlichkeit aber auch einiges kostet: Der Bund beteiligt sich im Zeitraum 2017 bis 2019 mit 2,5 Mio. Euro am Projekt. Über 2020 und darüber hinaus werde es dann noch Verhandlungen geben, Blümel kann sich etwa die Erhöhung der Basisabgeltung für die Albertina vorstellen. Der Museumsbetrieb im Künstlerhaus wird im Gegenzug finanziell von Haselsteiner übernommen.
Der Eröffnungstermin für das neue Künstlerhaus steht noch in den Sternen. Immerhin können die geschenkten Werke, bis gestern 1297 Objekte, schon einmal online unter sammlungenonline.albertina.at/essl eingesehen werden. Bald soll die ganze Sammlung dort abrufbar sein. (bunt)