Tirol

E-Zigarette explodierte: „Bin ziemlich sicher, dass es der Akku war

Symbolfoto.
© dpa/Marcus Brandt

Nach der Explosion einer E-Zigarette in der Hosentasche eines 21-jährigen Telfers ist die Frage nach der Ursache immer noch ungeklärt. Experten aus der Branche halten im Fachmarkt gekaufte E-Zigaretten für sicher.

Von Renate Perktold

Innsbruck – Der Handel mit E-Zigaretten boomt. In Österreich beträgt das Marktvolumen für die dampfenden Genussmittel bereits 30 Millionen Euro und ist damit in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Vor allem bei Jugendlichen wird die E-Zigarette immer beliebter.

Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass das Thema heiß diskutiert wird, wenn etwas passiert – wie vergangene Woche in Pfaffenhofen, als dem 21-jährigen Peter Knapp wie berichtet die E-Zigarette in der Hosentasche explodierte. Der Telfer lag eine Woche in der Klinik – er hat Verbrennungen dritten Grades am linken Oberschenkel erlitten. „Am Montag wird über eine mögliche Hauttransplantation entschieden“, erzählt Knapp im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung. Er ist davon überzeugt, dass der Akku seiner E-Zigarette explodiert ist. Das Gerät der Marke „Eleaf iStick Pico“ und den Akku der Marke „Efest“ hat er im Innsbrucker Fachhandel gekauft, auch das passende Ladegerät dazu. „Das Gerät war ganz sicher in Ordnung und auch nicht überladen. Ich kann mir nicht erklären, wie das passiert ist.“

Bei der Polizei Telfs konnte bislang ebenfalls noch nichts über die Gründe für die Explosion gesagt werden. Während die Hersteller der E-Zigarette auf Anfragen der TT nicht zurückmeldeten, zeigte sich Akku-Hersteller „Efest“ betroffen und geschockt von dem Vorfall. Die Verantwortlichen wiesen darauf hin, dass ihre Produkte die nötigen Sicherheitsüberprüfungen erfüllen würden. „Solange Nutzer ordnungsgemäß damit umgehen und sie sicher verwahren, sind sie sicher.“

Schmerzhafte Folgen der Explosion: Der 21-jährige Peter Knapp landete mit schwersten Verbrennungen in der Klinik.
© Privat/Knapp

Entgasungsschutz und Sicherungschip

Auch in der heimischen Branche wird gerätselt, wie es zu diesem schweren Unfall kommen konnte. „Bei den einfachen Geräten kann eigentlich nicht viel passieren, sie sind auch von Anfängern gut zu bedienen. Die Geräte, die der Fachhandel vertreibt, haben in der Regel einen Entgasungsschutz und noch einen Chip eingebaut, der das Gerät abschaltet, um es vor Überhitzung zu schützen“, erklärt der Gremialobmann der Tabaktrafikanten von der Wirtschaftskammer Tirol, Martin Wacker. So lange der Sicherungschip funktioniere, würde sich das Gerät immer wieder selbst abschalten, wenn es zu heiß werde.

Grundsätzlich sollte man die E-Zigarette im Fachhandel kaufen, sagt Wacker. Nicht zuletzt, weil man dort auch eine gründliche Einschulung zum Umgang mit dem Gerät bekommt. Die Tiroler Trafikanten vertreiben ihm zufolge auch nur Produkte renommierter Hersteller, die in der EU registriert und zugelassen sind. „Da ist man als Konsument schon gut aufgehoben“, ist sich Wacker sicher.

Er rät außerdem, dass man die E-Zigarette nicht in die Hosentasche stecken sollte. Durch einen Schlüssel oder wenn man sich draufsetzt könnte es nämlich zu Beschädigungen oder Kurzschlüssen kommen, die mit bösen Folgen verbunden sein könnten – bis hin zu einer Explosion des Geräts.

Bei Beschädigung unbedingt tauschen

Auch Günter Höfert, Geschäftsführer des Haller E-Zigaretten- und Liquid-Herstellers „Von Erl.“ ist der Auffassung, dass es bei hochwertigen Produkten kaum zu Unfällen kommen kann. „Aber bei E-Zigaretten ist es oft wie bei Handys: Die fallen hin und wieder hinunter und das könnte dann schon Auswirkungen auf die Sicherheit haben.“ Bei Beschädigungen am Gehäuse oder Akku sollte man deshalb immer zum Fachhändler, der feststellen kann, ob der Akku oder das Gerät zu tauschen sind, rät Höfert.

Handelsübliche E-Zigaretten verwenden in der Regel einen Lithium-Ionen-Akku, wie er auch in Handys, E-Autos oder Laptops verwendet wird. „Grundsätzlich ist der Akku durch ein Metallgehäuse geschützt. Sollte es hier Beschädigungen geben, würde ich dringend zum Tausch raten. Und zwar im Fachhandel und nicht alleine“, betont Höfert.

Wacker weist außerdem darauf hin, dass sich die Nutzer vor allem bei komplexeren Geräten intensiv mit der Betriebsanleitung auseinander setzen sollten: „Da muss man schon aufpassen, denn diese Geräte verfügen dann oft über zwei verschiedene Dampfköpfe. Wenn man die Spannung erhöht um mehr Dampf zu erzeugen, den entsprechenden Modus aber nicht angleicht, kann es zu Überhitzung kommen.“

Die beiden Experten sind sich aber einig, dass es sich bei explodierenden E-Zigaretten um seltene Einzelfälle handelt und die Geräte im Fachhandel sicher sind. „Der jüngste Zwischenfall in Tirol ist ohne Frage sehr bedauerlich und ich hoffe, dass der Betroffene keine bleibenden Schäden hat. Grundsätzlich sollte man das aber schon als Einzelfall sehen. Es gibt auch Leute, die schlafen mit einer glühenden Zigarette ein. In Relation sind die Schäden, die hierbei entstehen können, oft verhältnismäßig größer“, so Höfert.

Funktionen und Gefahren der E-Zigarette

Die elektronische Zigarette besteht aus Verdampfer, Akku und Liquid-Tank. Vereinfacht dargestellt zieht der Konsument diese Flüssigkeit beim Inhalieren über ein glühendes Drahtgeflecht und das Liquid verdampft. Raucher atmen dann über das Mundstück das entstehende Aerosol ein. In den Liquids sind Propylenglykol, Glyzerin, Wasser und Lebensmittelaromastoffe enthalten. Diese geben dem Dampf Geschmack – wie Vanille, Brombeere oder Cola. Es gibt außerdem Liquids, in denen Nikotin enthalten ist.

Propylenglykol ist eine farblose Flüssigkeit, auch als Zusatzstoff E1520 bekannt ist und in Kosmetika oder bei Pharmaerzeugnissen zum Einsatz kommt. Auswirkungen des Inhalierens von Propylenglykol sind nicht ausreichend erforscht. Er gilt aber als „potenzielles gesundheitsschädigend“, da beim Verbrennen schädliche Stoffe produziert werden, wie zum Beispiel Propylenoxid. Glycerin ist ebenfalls ein Lebensmittelzusatzstoff aus der Gruppe der Alkohole. Bei den E-Zigaretten sorgt es für den weißen Dampf. Nikotin ist ein bekanntes Nervengift, das als Stoffwechselprodukt aus der Tabakpflanze entsteht und Bestandteil der herkömmlichen Zigarette ist. Es ist ein Suchtmittel und fördert laut WHO die Bildung von Krebs.

Über die gesundheitlichen Vorteile gegenüber der normalen Tabakzigarette gibt es widersprüchliche Meinungen. Während gerne propagiert wird, dass die E-Zigarette weniger schädlich ist, fehlen hier Langzeitstudien und wissenschaftliche Erkenntnisse. Eine Studie der Royal Academy of Physicians im britischen Gesundheitsministerium kam zu den Schluss, dass E-Zigaretten weit weniger schädlich seien, als herkömmliche Zigaretten. Die WHO stuft die E-Zigarette allerdings als gesundheitlich bedenklich ein. Bei vielen Stoffen sei nicht geklärt, wie sie langfristig wirken würden, heißt es. Eine generelle Aussage pro oder kontra E-Zigarette lässt sich aus der derzeitigen Faktenlage schwer ableiten, da die Langzeitfolgen noch nicht ausreichend erforscht sind.

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