Mit dem Apostel zu den Riinas: Sizilianischer Geistlicher verurteilt
Palermo (APA) - Zu viel Nähe zur Mafia tut nicht gut: Weil er einen Prozessionszug vor dem Haus der Familie des Super-Paten Toto Riina inneh...
Palermo (APA) - Zu viel Nähe zur Mafia tut nicht gut: Weil er einen Prozessionszug vor dem Haus der Familie des Super-Paten Toto Riina innehalten ließ, ist ein sizilianischer Geistlicher zu einem halben Jahr Haft verurteilt worden. Der Staatsanwalt hatte sogar zwei Jahre gefordert. Das berichtete die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ am Mittwoch.
Die Prozession, bei der eine Figur des Evangelisten Johannes durch Corleone getragen wurde, fand am 29. Mai 2016 und damit noch zu Riinas Lebzeiten statt. Der Mafia-Boss, zu 13 Mal lebenslanger Haft verurteilt, starb vor knapp einem Jahr mit 87 im Gefängnistrakt eines Spitals in Parma.
Der Richter sah in dem Halt eine Ehrerbietung gegenüber der Mafia. Der Ordensmann verantwortete sich in seinem Prozess in Termini Imerese damit, dass Toto Riinas Frau zu dem Zeitpunkt ja gar nicht daheim war. Das stimmt, aber ihre Schwestern hielten sich in dem Haus auf, das sich in einem Gässchen am Rande des Stadtzentrums befindet.
Ordnungskräfte nahmen den Zwischenstopp jedenfalls zum Anlass, den Prozessionszug zu verlassen und den Geistlichen vorzuladen. Dieser entpuppte sich als entfernter Verwandter von Toto Riinas Frau, wie die „Repubblica“ berichtete. Gegen das Urteil will er berufen. Der Erzbischof von Monreale hat jedenfalls kurz nach dem 16. Mai 2016 alle weiteren Prozessionen verboten.
Der Mafia-Boss wurde 1993 nach 20 Jahren Flucht verhaftet. Er soll die in den 1990er-Jahren verübten Morde an den Antimafia-Richtern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino in Auftrag gegeben haben. Außerdem wurde Riina für die Bombenanschläge in Rom, Florenz und Mailand im Jahr 1993 verantwortlich gemacht. Insgesamt sollen 150 Morde auf sein Konto gehen.