Rückschrittliche Ansichten: Verein für Sexualkunde aus Schulen verbannt
Fragwürdige und tendenziell „religiös fundamentalistische“ Ansichten soll der Sexualkundeverein „Teenstar“ in Österreichs Klassenzimmern verbreitet haben. Der Salzburger Landesschulrat hat bereits reagiert und den Pflichtschulen eine Zusammenarbeit mit dem Verein verboten.
Wien, Bozen – Es sind veraltete Rollenbilder, die der Verein „Teenstar“ laut einem Bericht des Falter in Österreichs Schulen verbreitet: Demnach ist Sex vor der Ehe problematisch, Homosexualität „tendenziell heilbar“ und die beste Verhütungsmethode die natürliche Empfängnisregelungen via Menstruationstabellen. Sogar das Bildungsministerium spricht von „bedenklichen Inhalten“ und hat angekündigt, eine Zusammenarbeit mit dem Verein, der in österreichischen Schulen bislang Sexualkunde-Workshops angeboten hat, verbieten zu wollen.
Das Ministerium argumentiert damit, dass die Inhalte mit dem österreichischen Lehrplan nicht in Einklang zu bringen seien. Der Grundsatzerlass Sexualpädagogik schreibt eine „respektvolle Haltung gegenüber den verschiedenen Formen von Sexualität und geschlechtlichen Identitäten“ vor.
„Hosi Salzburg“ brachte Stein ins Rollen
Was der Verein „Teenstar“ dann den Schülern – Kurse werden auch schon in Volksschulen abgehalten – erzählt, ist bedenklich. Der Salzburger Homosexuellenverein „Hosi“ hat den Stein ins Rollen gebracht hat, nachdem eine Salzburger Sozialpädagogin ursprünglich eine Zusatzausbildung bei „Teenstar“ machen wollte. Als sie die Schulungsunterlagen sah, stellte es ihr allerdings die Haare zu Berge – sie wandte sich an „Hosi“. „Bei Masturbation war es beispielsweise einfach so, dass das gleichgestellt worden ist mit Drogen und Süchten“, erzählte die Frau, die anonym bleiben wollte.
Der Falter berichtet in seiner am Mittwoch erscheinende Ausgabe über die geheimen Schulungsunterlagen des Vereins, der österreichweit aktiv ist, seine Kurse aber vor allem in Salzburg, Südtirol, Ober- und Niederösterreich durchführt.
An mehreren Stellen werden die künftigen Ausbilder dazu angeleitet, Geschlechtsverkehr in Verbindung mit Eheschließung anzupreisen. So findet sich der Hinweis, das „Hinführung des Verstehens, dass die Ehe der geeignetste Platz für Geschlechtsverkehr ist“ sei ein zentrales Ziel der „Teenstar“-Arbeit.
Masturbation als Problem, Homosexualität „heilbar“
Weiter heißt es: Wer masturbiere, leide unter möglichen Folgen wie „Ich-Bezogenheit, Gewöhnung und Schuld- bzw. geringes Selbstwertgefühl“. Unter dem Punkt „Muss Homosexualität Schicksal sein?“ steht in den mit dem Jahr 2017 datierten Schulungsunterlagen: „Aktuelle Studien zeigen, dass eine anhaltende Veränderung der sexuellen Orientierung sehr wohl möglich ist, oft durch eine Kombination von Therapie, speziellen Selbsthilfegruppen und geschulter Seelsorge.“
Auf Anfrage des Falters argumentiert „Teenstar-Österreich“-Leiterin Helga Sebernik, dass die Unterlagen nicht die aktuellsten seien und laufend aktualisiert würden.
„Es ist äußert bedenklich, wie Teenstar unter dem Deckmantel einer scheinbar modernen und ganzheitlichen Sexualpädagogik sein christlich-fundamentalistisches Netz webt und über Kinder und Jugendliche auswirft“, so Kathleen Schröder, Bildungsbeauftragte der HOSI Salzburg und Gesundheitspräventologin. „Teenstars Vorgehensweise ist durchwegs ideologisch geprägt, wirkt manipulativ und ist auch unter gesundheitspräventiven Gesichtspunkten abzulehnen.“
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sagt dem Falter, dass es noch keinen Überblick gäbe, an welchen Schulen und in welchem Ausmaß Teenstar aktiv sei. Die Salzburger Bildungsdirektion hat aber bereits im Oktober reagiert und die Pflichtschulen des Landes angewiesen, geplante oder bereits vereinbarte Workshops mit dem Verein zu unterlassen. Das Bildungsministerium will laut Berichten noch im November österreichweit nachziehen. (TT.com)