„Ein Amerikaner in Paris“ als charmant-nostalgischer Abend in Linz
Linz/Hollywood (APA) - Wenn Musiker im Graben leise Songs mitsingen, dann ist die Chance groß, dass auf der Bühne Gershwin gespielt wird - s...
Linz/Hollywood (APA) - Wenn Musiker im Graben leise Songs mitsingen, dann ist die Chance groß, dass auf der Bühne Gershwin gespielt wird - so auch am Sonntagabend im Linzer Musiktheater, wo die Musicalrevue „Ein Amerikaner in Paris“ Erstaufführung der deutschen Sprachfassung feierte. Das eng an den gleichnamigen Hollywoodklassiker angelehnte Stück wurde eine nostalgischer Abend ohne postmoderne Distanzierungsironie.
Nick Winston behält als Regisseur und Choreograf den Charme der filmischen Vorlage bei, ist doch auch der 1951 von Vincente Minnelli gedrehte „Amerikaner in Paris“ weniger ein Gesangsmusical denn eine Tanzrevue. So dominieren auch in Linz große Gruppenchoreografien alter Schule den Abend, in den nur vereinzelt moderne Elemente wie eine kurze Kriegsanspielung eingeschoben werden. Stilistisch orientiert man sich jedoch überwiegend an der Goldenen Zeit eines Gene Kelly oder des mit Linzer Wurzeln ausgestatteten Fred Astaire und jagt das Ensemble dabei durch zehnminütige Tanzsequenzen.
Entsprechend auf die Luft musste Gernot Romic als US-Soldat Jerry Mulligan achten, was auch für Myrthes Monteiro bei ihrem Linz-Debüt galt. Gemeinsam mit Christian Fröhlich als Henri Baurel bilden sie die Menage a trois, die vom Gershwin Alter Ego Christof Messner als Komponist und der herausragend eleganten Daniela Dett als Milo Davenport umspielt wird. Der Gesamtduktus des Darsteller ist dabei nicht allzu energiegeladen, sondern gediegen souverän. Dass der französische Akzent bisweilen ebenso wie das humpelnde Bein auf mysteriöse Weise verschwindet, mag da der Premierenaufregung geschuldet sein.
Turbulenter gestaltet sich da das Bühnenbild, über dem meist der Bogen des Eiffelturms prangt. Schnelle Bildwechsel mittels Drehbühne werden flankiert vom wiederholten Einsatz der Videotechnik, die von abstrakteren, ornamentalen Arabesken bis zum obligatorischen Blumenregen für die Romantik reicht.
In diese nostalgische Grundstimmung fügte sich auch das Linzer Bruckner Orchester in bester Salonorchestertradition ein, erinnerte unter der Führung des Musicalexperten Tom Bitterlich doch wenig an die symphonische DNA des Klangkörpers. Auch hier gelang es, ein wenig in der seligen Vergangenheit zu schwelgen, ohne dabei altvaterisch zu klingen.
So nahm also George Gershwins Tondichtung „An American in Paris“ aus 1928, die 1951 zur Inspiration für Minnellis Filmmusical gleichen Namens wurde, bevor sie 2014 in Paris die Musicalbühne erklomm, einen langen, gewundenen Weg nach Oberösterreich. Und die Bilanz: Dieser Amerikaner fühlt sich nicht nur in Paris, sondern auch in Linz sichtlich wohl.
(S E R V I C E - Ballettmusical „Ein Amerikaner in Paris“ nach dem gleichnamigen Film von 1951 im Musiktheater, Am Volksgarten 1, 4020 Linz. Musik von George Gershwin, Gesangstexte von Ira Gershwin, Buch: Craig Lucas, deutsche Dialoge: Roman Hinze, Inszenierung und Choreografie: Nick Winston, Musikalische Leitung: Tom Bitterlich, Dramaturgie: Arne Beeker Kostüm: Ales Valasek. Mit Gernot Romic (Jerry Mulligan), Myrthes Monteiro (Lisa Dassin), Christian Fröhlich (Henri Baurel), Christof Messner (Adam Hochberg), Daniela Dett (Milo Davenport), Lynsey Thurgar (Madame Baurel). Weitere Aufführungen: 30. November sowie am 2., 5., 7., 8., 12., 13., 14., 18., 19., 26., 28. und 30. Dezember. Infos unter www.landestheater-linz.at)