Tirol

Pläne für Fernpass-Maut: „Ja, aber“

© Paschinger

Grundsätzlich verschließen sich weder Regionalpolitik noch Tourismus den Mautplänen der Landesregierung. Ob damit Tunnels finanziert werden könnten, scheidet jedoch die Geister.

Reutte, Imst –Es sind hauptsächlich offene Fragen, die die Meldung über die vom Land geplante Fernpass-Maut hinterlässt – die TT berichtete. Aus dem Büro von LHStv. Josef Geisler werden die Pläne als „durchaus konkret“ bestätigt. Die rechtlichen Vorfragen seien bereits geklärt. Nach dem Tiroler Straßengesetz wäre eine Sondermaut „à la Felbertauern“ denkbar. Die Außerferner Bevölkerung könne – wie die Osttiroler Fahrzeuglenker – aus dieser Mautpflicht ausgenommen werden.

Argumentiert wird die Maut in Geislers Büro mit dem „hohen Investitionsbedarf an der Strecke“. Damit sei aber nicht der vom Land Tirol geplante Fernpassscheiteltunnel und schon gar nicht das Bundesprojekt Tschirganttunnel gemeint. Vielmehr stehe am Lermooser Tunnel ein Sanierungsprogramm über einen „höheren zweistelligen Millionenbetrag“ an. Dazu kämen bauliche Erhaltungen, der Betrieb, Lärmschutz, aber auch die Umsetzung der Fernpass-Strategie, „was aus dem Straßenbaubudget des Landes immer schwerer zu finanzieren“ sei.

Völlig offen sind noch Fragen über die Mauthöhe oder auch den Geltungsbereich der Mautpflicht. Es werde sich um „eine längere Streck­e“ handeln, ob bereits ab Vils und wie weit, könne man zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Die Fernpass-Strecke gilt als der wichtigste Zubringer der Oberländer Tourismusgebiete. In Tourismuskreisen wird diese Maßnahme daher durchaus diskutiert. Der Imster TVB-Obmann, Wirtschaftsbund-Bezirksobmann und frühere VP-Landtagsabgeordnete Hannes Staggl zeigt sich zwar überrascht, aber nicht völlig abgeneigt, „wenn sie zweckgebunden ist“. Wichtig sei, dass Außerferner ausgenommen sind, „und was die Höhe betrifft, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie so hoch sein wird, dass die Touristen abgeschreckt würden“. Wenig Freude hat der Direktor des Ötztal Tourismus, Oliver Schwarz, mit der Maut-Ankündigung: „Ich hätte gerne einmal eine ordentliche Gesamtlösung.“ Er ordnet das Vorhaben unter „unausgegoren“ und als „Schnellschuss“ ein.

„Ich finde die Maut grundsätzlich gut, wenn durch den Bau von Fernpassscheitel- und Tschirganttunnel der Verkehr fließend gehalten wird“, meint der Sölder Hotelier und Präsident der Tiroler Tourismus Vereinigung (TTV), Josef Falkner. Der Verkehr sei da und müsse bewältigt werden. Er lenkt aber auch das Augenmerk auf die hausgemachte Mobilitätsproblematik und „den Online-Handel, der auch sehr viel Verkehr verursacht – das ist wie die Plastiksackerln ein Umweltproblem“.

Der Imster Bürgermeister VP-LA Stefan Weirather sieht Tirol „von allen Partnern im Stich gelassen“, weshalb sich Tirol nun mit einer möglichen Maut auseinandersetze. Er erkennt die Tunnellösungen nicht als Allheilmittel, um die Verkehrsproblematik in den Griff zu bekommen. Allerdings kann er sich auch vorstellen, nur eine Vignettenpflicht durch einen Tschirganttunnel auf die Strecke zu bekommen. Außerdem pocht er auf die genaue geologische Abklärung des Tschirgantmassivs, um das Trinkwasser nicht zu gefährden. Bekanntlich stemmen sich nicht nur die Haiminger, sondern auch das Transitforum Oberland sowie die Grünen gegen einen Tschirganttunnel.

Im Außerfern steht man einer Bemautung der Fernpass-Route grundsätzlich positiv gegenüber. Der Reuttener Bürgermeister Luis Oberer etwa, der gemeinsam mit seinem Biberwierer Amtskollegen öffentlichkeitswirksam gegen Fernpassscheitel- und Tschirganttunnel mobil machte, bezeichnet den Maut-Vorschlag als einen „interessanten Ansatz“. Oberer: „Wenn die Außerferner ausgenommen werden und die Maut eine Verkehrsreduzierung auf der B179 zur Folge hat, würde ich diese Maßnahme begrüßen. Ich bin aber schon skeptisch, ob so viel Maut eingehoben werden kann, dass es die Autofahrer davon abhält, die Fernpassstraße zu benützen, denn diese Route in den Süden ist immerhin um rund 80 Kilometer kürzer als andere Strecken. Die Maut muss zur Verkehrsverringerung auf der B179 führen und darf nicht ausschließlich Geldbeschaffung bedeuten.“ Ins gleiche Horn stößt auch die Bezirksgruppensprecherin der Außerferner Grünen, Regina Karlen: „Ich sehe ein­e Maut grundsätzlich positiv, weil es eine Chance wäre, den Verkehr zu reduzieren, und man sich damit auch den sinnlosen Scheiteltunnel ersparen könnte.“ Aber auch Karlen warnt vor „dem Geschäftsmodell“: „Wenn man damit nur möglichst viel Geld einnehmen will, und das geht nur mit möglichst viel Verkehr, ist das kontraproduktiv.“ Keine Unterstützung gibt es von den Außerferner Grünen aber für den Bau eines Tunnels durch den Tschirgant. Karlen: „Der muss unangetastet bleiben. Das ist ein gigantischer Wasserspeicher. Den darf man nie und nimmer anbohren.“

Thomas Schennach, Obmann des TVB Tiroler Zugspitz Arena, könnte sich persönlich eine Bemautung der Fernpassstrecke vorstellen: „Wenn die Staus damit wegfallen würden, wäre es vielleicht vertretbar“, so Schennac­h. Auch Hotelier und Seilbahner Franz Dengg kann einer Maut durchaus Positives abgewinnen: „Mit der Mautlösung muss aber auch eine Verkehrslösung einhergehen. Denn dann für Stauzeiten zu bezahlen, wäre zu viel des Guten.“ (fasi, pascal)

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