Osttirol

Die Gewalt hat versteckte Gesichter

© Christoph Blassnig

Fraueneinrichtungen stehen für Solidarität mit bedrohten Kindern, Mädchen, Frauen und Männern.

Von Christoph Blassnig

Lienz –Landesrätin Gabriele Fischer war zu einem Treffen mit Frauenorganisationen in Lienz. Am Egger-Lienz-Platz hat Fischer mit Vertreterinnen des Osttiroler Frauenzentrums, der Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik und Bezirkshauptfrau Olga Reisner wie schon in den Jahren zuvor eine Fahne gehisst: „frei leben ohne Gewalt.“ Es geht den Frauen um Solidarität mit allen Opfern von Gewalt. 16 Tage und Nächte lang wird derzeit in Lienz für das weltweite UN-Projekt „Orang­e the World“ Schloss Bruck in oranges Licht getaucht, um zusätzlich auf das Thema aufmerksam zu machen.

Auch den Tätern werde Augenmerk geschenkt, sagte die Landesrätin. „Psychische und physische Gewalt ist oft ein Ausbruch, dem Handlungsunfähigkeit zugrunde liegt.“ Schon ein mit der Sorge um die Existenzsicherung belasteter Alltag könne zur Verrohung der Sprache und schlussendlich zu einer Eskalation führen, meinte Fischer. Die vermehrte Schaffung von Hilfsangeboten für alle Betroffenen führe auch, aber nicht nur zu den stetig wachsenden Fallzahlen in Tirol. Den Fokus habe man auf Bedrohungen im häuslichen Umfeld gelegt, weil in Tirol statistisch jede fünfte Frau betroffen sei. Strukturelle Umstände, die Frauen klein und in Abhängigkeit halten, seien bereits eine Form der Gewalt. Gerät der (mit-)versorgende Partner in eine Lebenskrise, gelte es Hilfe zu holen, bevor eine Faust zuschlägt.

„Gewalt hat viele versteckte Gesichter“, sagte Olga Reisner. „Es fängt schon bei unserem Werkzeug Sprache an, bei uns selbst. Wie gehen wir mit anderen um? Wann sagen wir: Das ist nicht in Ordnung?“ Nicht wegdrehen und mitlachen, sondern hinhören und für andere einstehen sei gefordert. Die Sozialarbeit in den Schulen im Bezirk setze bei den Jüngsten an und sei ein wichtiger Beitrag zur Prävention, der bis in die Familien hineinwirke.

Bürgermeisterin Elisabeth Blanik schilderte aus ihren persönlichen Gesprächen, dass selbst bestausgebildete Frauen in Hilflosigkeit und psychische Abhängigkeiten geraten können. „Um Beistand bitten die meisten leider erst, wenn sie bereits körperlich an ihre Grenzen gelangen.“ Die Betroffenen würden viel Unterstützung benötigen, bis sie wieder zur Selbsthilfe fähig würden.

Barbara Brandstätter und Brigitte Schieder vom Frauenzentrum berichteten, dass in Österreich die Kosten für psychologische und therapeutische Leistungen für viele kaum leistbar seien.

Das Frauenzentrum Osttirol mit Sitz in Lienz bietet die psychosoziale und seit 2017 auch eine juristische Prozessbegleitung kostenlos an. Im Jahr 2017 haben 273 Mädchen und Frauen Unterstützung gefunden. Telefon: 04852/67193.

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Catharina Oblasser

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