Zieht die ÖVP mit Kritiker Karas in die EU-Wahl?
Noch sagen Kurz & Co. nicht, ob Othmar Karas wieder Spitzenkandidat wird. Sie fixieren Kandidatenliste erst nach Österreichs EU-Präsidentschaft.
Wien –Seit 1999 ist Othmar Karas für die ÖVP im EU-Parlament. 2006 bis 2009 leitete er deren dortige Delegation; seit 2012 führt er diese wieder. Bei der Wahl 2009 zog seine Partei Ernst Strasser als EU-Spitzenkandidaten vor. Fünf Jahre später war Karas Frontmann der Schwarzen. Mit dem Personen-Komitee „Wir für Karas“ hatte er weitgehend ÖVP-Logo-frei geworben. Mittlerweile ist seine Distanz zur Partei noch größer, als sie damals war. Immer wieder kritisiert Karas Werken und Wirken der Regierung von Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache. Ergo haben auch die ÖVP-Oberen keine Freude mit ihm. Und so ist zu hören, dass sie gerne jemand anderen als Nummer 1 für die EU-Wahl im Mai 2019 hätten, bevorzugt eine Frau. Fixiert werden soll die EU-Liste Anfang kommenden Jahres – im Parteivorstand. Karas sagt einmal mehr, während der Weihnachtsfeiertage zu entscheiden, ob er antritt. Fest steht bisher nur: Es gibt ein „Reißverschluss-System“ (abwechselnd Mann und Frau auf der Liste) – und die Kandidaten kämpfen um Vorzugsstimmen. Karas ist dahingehend geübt. Bei der Wahl 2009 bekam er – mit 112.954 – die mit Abstand meisten Vorzugsstimmen aller Wahlwerber; Spitzenmann Strasser brachte es auf 38.326. Der ÖVP-Delegation vorstehen durfte Karas trotz seines Erfolges nicht; erst als Strasser wegen der Lobbying-Affäre das Mandat im EU-Parlament abgeben musste, wurde Karas Leiter der Fraktion. Vor fünf Jahren war Karas erneut Vorzugsstimmenprimus; 82.514 waren es. (kale)