Gewaltsame Proteste in Afghanistan nach Verhaftung eines Milizführers
Kabul (APA/dpa/Reuters/AFP) - In mehreren Städten in Afghanistan sind nach der Verhaftung eines Milizführers gewaltsame Proteste ausgebroche...
Kabul (APA/dpa/Reuters/AFP) - In mehreren Städten in Afghanistan sind nach der Verhaftung eines Milizführers gewaltsame Proteste ausgebrochen. Bei Demonstrationen in der Hauptstadt Kabul sowie der Provinzhauptstadt Bamyan seien mindestens vier Menschen getötet worden und weitere elf verletzt worden, sagten Sprecher der Polizei und zweier Krankenhäuser in Kabul. Unter den Toten sei auch eine 17 Jahre alte Schülerin.
Die Demonstrationen waren am Sonntag ausgebrochen, nachdem die Regierung den Milizführer Abdul Ghani Alipur, auch bekannt als „Kommandant Schwert“, in Kabul inhaftiert hatte. Die Demonstranten forderten die sofortige Freilassung Alipurs, der der ethnischen Minderheit der Hazara angehört und sich selbst als Verteidiger der Bewohner Zentralafghanistans sieht.
Nach einer Mitteilung des Geheimdienstes NDS vom Montag wird ihm vorgeworfen, seine Miliz sei in illegale Aktivitäten verstrickt. Dazu gehörten die Erpressung von Grundbesitzern und Geschäftsleuten und Privatpersonen im Bezirk Behsud der Provinz Wardaq. Anfang November hätten Mitglieder seiner Miliz auf Sicherheitskräfte gefeuert und fünf Polizisten als Geiseln genommen.
Polizei und Demonstranten beschuldigten sich gegenseitig, die Proteste zu eskalieren. Manche der mehr als 1.000 Demonstranten in Kabul seien bewaffnet, sagte der Sprecher der Polizei in Kabul, Basir Mujahid. Die Polizei gehe mit Wasserkanonen gegen sie vor. Lokale Medien zeigten Bilder, auf denen Protestierende Bilder von Präsident Ashraf Ghani verbrannten. Ghani hatte in den vergangenen Monaten mehrere Milizführer verhaften lassen. Hochrangigen Beamten zufolge ist dies Teil von Bestrebungen, lokale Machthaber in die Schranken zu weisen, denen vorgeworfen wird, ihre Macht missbraucht und durch ihr Verhalten Bewohner in die Arme der Aufständischen getrieben zu haben.
Bei einem Überfall der radikal-islamischen Taliban auf einen Konvoi afghanischer Sicherheitskräfte in der westlichen Provinz Fara wurden unterdessen mindestens 22 Polizisten getötet. Die Islamisten hätten die Fahrzeuge am Sonntagabend in dem von ihnen kontrollierten dünn besiedelten Gebiet an der Grenze zum Iran aus einem Hinterhalt heraus angegriffen, sagte ein Polizeisprecher am Montag, ohne eine Opferzahl zu nennen.
Die Taliban bekannten sich in einer Mitteilung über den Messenger-Dienst WhatsApp zu dem Angriff. Ihren Angaben zufolge wurden dabei 25 Polizisten getötet und vier weitere verletzt. Die Taliban hätten zudem vier Fahrzeuge zerstört und „große Mengen Waffen“ erobert, fügte ein Sprecher hinzu.
Die afghanischen Behörden nennen angesichts der immer häufigeren Angriffe und Anschläge islamistischer Rebellen keine Opferzahlen mehr. US-Verteidigungsminister James Mattis hatte jüngst erklärt, monatlich fielen rund 500 Sicherheitskräfte Angriffen zum Opfer. Diese Zahl wird von vielen Offiziellen in Kabul als untertrieben bezeichnet.