Vor dem Tivoli-Gastspiel schiebt Rapid Mega-Frust
Die bitteren Niederlagen am Wochenende waren für den FC Wacker als auch für die Wiener Stimmungskiller. Rapid-Boss Krammer hört 2019 auf.
Von Wolfgang Müller
Innsbruck –FC Wacker gegen Rapid, Schwarzgrün gegen Grünweiß, zwei Traditionsklubs mit glorreicher Vergangenheit – wenn am Sonntag im Tivoli der Anpfiff zum vermeintlichen Schlager ertönt, matchen sich zwei Bundesliga-Nachzügler. Was aus Tiroler Sicht nicht so überraschend kommt, denn als Aufsteiger mit beschränkten Mitteln ist der neunte Platz in etwa das, was zu erwarten ist. Doch in Hütteldorf tickt der Fußball anders. Denn Rapid schöpft gegenwärtig aus dem Vollen, nur sportlich stolpert der hochbezahlte Profikader von einer Peinlichkeit in die nächste. Nun kündigte auch noch Präsident Michael Krammer seinen Rückzug an. Seine Amtszeit geht fix nach 2019 zu Ende, der 58-Jährige wird im November 2019 nicht mehr für eine dritte Periode kandidieren. Das gab der Club-Boss gestern bei der Hauptversammlung bekannt.
Die Länderspielpause brachte nicht den Umschwung. Mit der verdienten 0:1-Heimniederlage gegen den zweitplatzierten LASK rückte der sechste Platz und somit das Meister-Play-off in weite Ferne. Verletzungsprobleme machen die Situation beim Achten vor dem Europa-League-Duell in Moskau am Donnerstag nicht leichter. Stürmer Andrija Pavlovic schied mit Adduktorenproblemen aus, der erst von einer langen Pause zurückgekehrte Christopher Dibon musste wegen Oberschenkelproblemen vom Feld. Das Duo wird die Partie gegen Spartak verpassen. Der Trainer will nicht jammern. „Die Situation ist so, wir müssen damit leben“, betonte Dietmar Kühbauer.
Zum fünften Mal gab es für ihn als Rapid-Coach eine Pflichtspiel-Niederlage. Daneben stehen je zwei Siege und Remis zu Buche – eine durchwachsene Bilanz. Das angestrebte Ziel Top-sechs-Rang nach 22 Runden wird zur Mammutaufgabe. „Auch mir ist bewusst, dass es keine schöne Situation ist, aber es wäre schlimm, wenn man jetzt sagt, man haut den Hut drauf“, meinte der 47-Jährige. Das Rundherum bei den Grünweißen kann sich indes sehen lassen. Mit dem Allianz-Stadion als luxuriösem Wohnzimmer, den Akademieplänen im Prater und beeindruckenden wirtschaftlichen Zahlen. Die Saison 2017/18 wurde bei einem Umsatz von 41,7 Millionen mit einem Gewinn von 2,37 Millionen Euro abgeschlossen. Womit das Eigenkapital auf 14,9 Millionen erhöht wurde. Was die Fangemeinde freut, aber viel mehr schmerzen die Zahlen in der Tabelle. Nur 16 Punkte in 15 Runden sind für Grünweiß (Platz acht) sportlich eine Bankrotterklärung, die es schon am Sonntag im Tivoli zu reparieren gilt.
Hätte man den Schwarzgrünen beim Saisonstart prophezeit, dass man nach 15 Spielen nur einen Punkt hinter Rapid liegt, wäre das wohl mit einem ungläubigen Kopfschütteln quittiert worden. Jetzt überwiegt der Ärger, dass man vor dem Duell am Sonntag nicht schon vor dem Wiener Krösus liegt. Denn die 0:2-Pleite in St. Pölten beendete nicht nur die Serie von zuletzt fünf Ligaspielen ohne Niederlage, sie drückte doch auch gewaltig auf die Stimmung rund ums Tivoli. Denn wieder einmal wurde ein aufkeimendes Hoch mit einer enttäuschenden Leistung brutal abgewürgt.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der erkrankte und in St. Pölten schmerzlich vermisste Zlatko Dedic ab Mittwoch wieder ins Training einsteigen kann. Erst im neuen Jahr greift Stefan Rakowitz beim FC Wacker wieder an. Eine Schambeinentzündung macht dem 28-Jährigen zu schaffen.