Entwicklerin der Genschere kritisiert Erzeugung genveränderter Babys

Hongkong/Peking (APA/dpa) - Eine der beiden Entwicklerinnen der Genschere CRISPR/Cas9, die US-Forscherin Jennifer Doudna, hat die Keimbahnma...

Hongkong/Peking (APA/dpa) - Eine der beiden Entwicklerinnen der Genschere CRISPR/Cas9, die US-Forscherin Jennifer Doudna, hat die Keimbahnmanipulation in China kritisiert. „Wenn sich das bestätigt, stellt diese Arbeit einen Bruch mit dem zurückhaltenden und transparenten Vorgehen der globalen Wissenschaftsgemeinde bei der Anwendung von CRISPR/Cas9 zum Editieren der menschlichen Keimbahn dar“, sagte Doudna in Hongkong.

Es sei dringend erforderlich, der Genmanipulation bei Embryos klare Grenzen zu setzen. Sie dürfe nur dort zum Einsatz kommen, wo eine deutliche medizinische Notwendigkeit bestehe und keine andere Behandlungsmethode existiere. Die Nachricht von der Geburt der beiden genmanipulierten Mädchen kam einen Tag vor Beginn einer Konferenz zum Thema Human Genome Editing an der Universität Hongkong, bei der Pioniere des Genome Editing sprechen werden. Sowohl Doudna als auch He Jiankui, der die klinische Untersuchung in Shenzen durchführt, nehmen an der Veranstaltung teil.

Mehr als 100 chinesische Wissenschafter haben mittlerweile in einem Protestbrief mit scharfer Kritik auf die Ankündigung ihres Kollegen He Jiankui reagiert, wonach erstmals Babys nach einer Genmanipulation zur Welt gekommen sein sollen. „Direkte Versuche am Menschen können nur als verrückt beschrieben werden“, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Schreiben, das 122 Forscher unterzeichneten.

Die Genauigkeit des von He Jiankui genutzten Verfahrens der Genschere CRISPR/Cas9 und dessen Wirkungsweise seien ein sehr kontroverses Thema unter Wissenschaftern. Es sei zwar möglich, dass die Kinder, die dieses Mal geboren wurden, für einen bestimmten Zeitraum gesund sind. „Aber die potenziellen Risiken und Schäden für die gesamte Menschheit, die durch einen ungerechtfertigten Einsatz des Verfahrens in der Zukunft entstehen können, sind unermesslich.“

Die Versuche seien ein „schwerer Schlag für die weltweite Reputation der chinesischen Wissenschaft“. Aufsichtsbehörden sollten schnell handeln und eine umfassende Untersuchung des Vorfalls durchführen: „Die Büchse der Pandora wurde geöffnet, und wir haben möglicherweise eine Chance, sie zu schließen, bevor der Schaden irreparabel ist.“

Jennifer Doudna hatte das CRISPR/Cas9-Verfahren gemeinsam mit der Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier entwickelt. Charpentier hatte zuvor auch in Wien geforscht. Die Erstveröffentlichung zu der Methode erfolgte im Jahr 2012 in „Science“.