Fall Khashoggi - Durchsuchte Villa gehört Freund des Kronprinzen

Istanbul (APA/AFP) - Eine von der türkischen Polizei nach sterblichen Überresten des Journalisten Jamal Khashoggi durchsuchte Villa gehört M...

Istanbul (APA/AFP) - Eine von der türkischen Polizei nach sterblichen Überresten des Journalisten Jamal Khashoggi durchsuchte Villa gehört Medienberichten zufolge einem engen Freund des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Das Anwesen war am Montag stundenlang durchsucht worden.

Die Zeitung „Hürriyet“ berichtete am Dienstag, türkische Ermittler hätten sich am Montag zehn Stunden lang mit Spürhunden und Drohnen die Residenz und angrenzende Villa des saudiarabischen Geschäftsmanns in der nordwestlichen Provinz Yalova vorgenommen. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, die Villa gehöre Mohammed Ahmed al-Fawsan, der das Grundstück 2014 erworben habe. In einem „Hürriyet“-Video sind große Porträts des saudi-arabischen Königs Salman und des Thronfolgers an einer Wand der Villa zu sehen. Die zweite Villa befindet sich DHA zufolge im Besitz eines Unternehmens namens Omary Tourism Gida. Die beiden Gebäude wurden demnach illegal errichtet. Laut „Hürriyet“ inspizierte die Polizei drei Brunnen auf dem Grundstück.

Khashoggi war am 2. Oktober verschwunden, nachdem er das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betreten hatte. Erst nach wochenlangem internationalem Druck gab die Führung in Riad schließlich zu, dass Agenten des Königreichs den Journalisten töteten. Nach Angaben der saudi-arabischen Staatsanwaltschaft sollten die Agenten ihn nach Saudi-Arabien bringen. Doch soll ihr Leiter dann eigenmächtig beschlossen haben, Khashoggi zu töten.

Diese Darstellung stößt allgemein auf Skepsis. Der US-Geheimdienst CIA vermutet US-Medienberichten zufolge, dass Kronprinz Mohammed hinter der Tat steckt. Türkischen Medienberichten zufolge waren die Ermittler zunächst davon ausgegangen, dass Khashoggis Leiche zerstückelt, in Säure aufgelöst und in Istanbuls Kanalisation geschüttet wurde. Regierungsnahe türkische Zeitungen berichteten, in der Abwasserleitung des Konsulats seien Spuren von Säure gefunden worden.

Der mit dem Fall befasste Istanbuler Staatsanwalt hatte am Montag mitgeteilt, einer der Verdächtigen, Mansur Othman Abahussain, habe einen Tag vor Khashoggis Tötung mit dem Geschäftsmann al-Fawsan telefoniert. Dieser befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Türkei, aber der Staatsanwalt ist der Ansicht, dass in dem Telefonat Möglichkeiten zur Beseitigung des toten Journalisten erörtert wurden.

Khashoggi lebte seit 2017 in den USA und hatte sich zuletzt in der „Washington Post“ kritisch mit der Lage in seiner Heimat auseinandergesetzt.