Experten fordern mehr Bewusstsein für Herzinsuffizienz
Wien (APA) - Mängel in der multidisziplinären Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz (HI) haben Experten angesichts der Ergebnisse de...
Wien (APA) - Mängel in der multidisziplinären Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz (HI) haben Experten angesichts der Ergebnisse des ersten österreichischen HI-Patientenberichts festgestellt. Auch um das Bewusstsein für die Erkrankung scheint es nicht gut zu stehen: die Hälfte der Patienten hat erst durch die Diagnose erfahren, dass es HI gibt. Vorgestellt wurde der Bericht am Dienstag in Wien.
Die Erkrankung führt zum Tod, wenn sie unbehandelt bleibt. Jährlich sterben rund 14.000 Menschen an den Folgen der Herzinsuffizienz, betroffen sind etwa ein bis zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung. „Die erste sinnvolle Therapie ist erst 1989 entwickelt worden“, sagte Martin Hülsmann, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz am Wiener AKH. „Seitdem hat sich viel getan. Es gibt extreme Verbesserungen durch die Therapie, aber nur, wenn sie auch bei den Patienten richtig ankommt.“
Besonders wichtig waren für fast alle - 88 Prozent - der befragten Patienten, dass die Fachärzte (Internisten, Kardiologen) gut über Herzinsuffizienz informiert sind. Dass ihre Hausärzte Wissen über die Erkrankung aufweisen, war für 82 Prozent bedeutend. Ausführliche Gespräche mit ihren Medizinern würden 80 Prozent der herzschwachen Patienten gerne führen. An der von Spectra im Auftrag von Novartis zwischen Mai und Oktober durchgeführten Umfrage nahmen 251 betroffene Männer und Frauen teil.
Die Symptome der HI seien klar, wenn auch unspezifisch, sagte Hülsmann, man müsse nur Bescheid wissen und sie erkennen. Die Patienten leiden unter Atemnot, geschwollenen Beinen durch Flüssigkeitsansammlungen, vermehrten Toilettengängen und Hustenanfällen. Die häufigsten Begleiterkrankungen sind Bluthochdruck, der die Hälfte der HI-Patienten betrifft, und Diabetes (bei jedem dritten). Die Diagnose HI wurde bei 55 Prozent der Befragten in einem Krankenhaus gestellt, bei 31 Prozent von einem niedergelassenen Internisten oder Kardiologen.
„Das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Thema muss geschärft werden“, forderte die in Gänserndorf tätige Kardiologin Heidemarie Prager. Dadurch würde ein rechtzeitiges Erkennen und Behandeln ermöglicht werden. Herzinsuffizienz betreffe immerhin jeden zehnten Menschen über 70 Jahren, „für diese gibt es aber viele Therapiemöglichkeiten, über die die Patienten aufgeklärt werden sollten, um eine möglichst hohe Lebensqualität zu ermöglichen“, sagte Prager. Letztere ist einer der größten Patientenwünsche - gut die Hälfte (54 Prozent) der Befragten erhofften sich von ihrer Therapie eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Ein „großes Versorgungsproblem“ ortete sie bei Spezialambulanzen.
Die große Mehrheit der befragten Patienten - acht von zehn - gab an, mit ihrer Behandlung zufrieden zu sein. Die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz „vermisst die Pflege“ in der Therapie. Sie berichtete, dass sich immer mehr HI-Betroffene an sie wenden, denen eine adäquate Versorgung im pflegerischen Bereich abgehe. „In Skandinavien oder England gibt es eine andere Kultur, dort gibt es ganze pflegegeführte Krankenhäuser. Und es wird auf Augenhöhe gearbeitet“, schilderte Hülsmann. Im Hintergrund brauche es natürlich Qualitätsmanagement. „In Österreich haben wir keine Kultur des kooperativen Arbeitens im Gesundheitssystem“, meinte er, „da sollten wir im 21. Jahrhundert ankommen.“
(S E R V I C E - Informationen unter: www.herzstark.at)