Amoklauf 3 - „Schwere kombinierte Persönlichkeitsstörung“
Korneuburg (APA) - Der 18-jährige Angeklagte hat eine „schwere kombinierte Persönlichkeitsstörung“ entwickelt, die einer dringenden Psychoth...
Korneuburg (APA) - Der 18-jährige Angeklagte hat eine „schwere kombinierte Persönlichkeitsstörung“ entwickelt, die einer dringenden Psychotherapie bedarf, sagte Gerichtsgutachterin Gabriele Wörgötter. Der Beschuldigte leide unter einen enormen emotionalen Verarmung und unter Einsamkeit.
Davon habe niemand etwas mitbekommen. Niemand in der Schule, seine Eltern nicht und auch beim Bundesheer sei das nicht aufgefallen, obwohl er dort psychologische Tests absolviert hatte, sagte Wörgötter. Das Tatgeschehen sei ein sogenanntes Initialdelikt, eine identitätsstiftende Handlung, was für Schulamokläufer klassisch sei.
Bis zu seinem 14. Lebensjahr sei der Angeklagte „besonders unauffällig und besonders brav“ gewesen, sagte Wörgötter, die auch Gespräche mit der Mutter führte. Dann kam es zu Pubertätsproblemen, Schwierigkeiten in der Schule und der Bursche zog sich immer öfter zum Computerspielen zurück. „Niemand bemerkt, dass sich hier ein Störungsbild langsam aufbaut“, sagte Wörgötter.
Der 18-Jährige hat sich in den Columbine-Attentätern wiedergefunden, denen „ist es auch so ergangen“, sagte die Expertin. „Er sieht sich als Opfer und alle anderen sind böse, die vernichtet gehören.“
Eine Persönlichkeitsstörung sei schwerer zu behandeln als eine akute Psychose. „Hier sind nicht Medikamente das Mittel zur Wahl, sondern eine intensive Psychotherapie.“ Die Sachverständige riet zu einer Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.
Zum Tatzeitpunkt war der 18-Jährige zurechnungsfähig. Ohne Therapie sei die Gefahr von Mehrfachtötung allerdings weiterhin gegeben. Kurz nach Mittag zogen sich die Geschworenen zur Beratung zurück.