Zweite Sparkasse setzt verstärkt auf Beratung und Hilfestellungen
Salzburg/Wien (APA) - Seit zwölf Jahren bekommen in Österreich Menschen bei der Zweiten Sparkasse ein Konto, auch wenn sie aufgrund ihrer fi...
Salzburg/Wien (APA) - Seit zwölf Jahren bekommen in Österreich Menschen bei der Zweiten Sparkasse ein Konto, auch wenn sie aufgrund ihrer finanziellen Schwierigkeiten bei keiner anderen Bank ein Konto erhalten hätten. Seit dem September 2016 haben jedoch alle Bürger der EU Rechtsanspruch auf ein einfaches Basiskonto. Darum setzt die Zweite Sparkasse nun verstärkt auf Beratung und Begleitung ihrer Kunden.
„Unsere Klientel braucht oft Hilfe, um wieder finanzielle Ordnung und Struktur im Leben zu erreichen“, sagte Karin Macheiner bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Sie ist Leiterin der 2008 eröffneten Salzburg-Niederlassung der Zweiten Sparkasse, die heuer ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Die Hilfe gehe dabei weit über das reine Bereitstellen eines Kontos für die Abwicklung von Gehalt, Miete oder Betriebskosten hinaus. „Betroffene wissen oft nicht, wie sie einen Antrag auf Beihilfen ausfüllen müssen oder was zu tun ist, wenn sie mit Gerichtsbeschlüssen konfrontiert werden.“
Oft seien es auch ganz profane Dinge, die erlernt werden müssen. „Etwa, dass man seine Kontoauszüge aufheben sollte oder wie man Ratenzahlungen mit seinem Energieversorger ausmacht, wenn man einmal den Strom nicht zahlen kann“, berichtete Macheiner. Man dürfe nicht vergessen, dass man es mit einem Personenkreis zu tun habe, der oft kein soziales Umfeld habe, das in solchen Angelegenheiten hilft.
Bei der Zweiten Sparkasse bekommen Kunden ein vollwertiges Konto mit Bankomatkarte und E-Banking, allerdings ohne Überziehungsrahmen. Sie zahlen neun Euro Kontoführungsgebühr im Quartal, bekommen aber das Geld zurück, wenn sie die Bank verlassen. „Das Basiskonto ist auf drei Jahre befristet, kann aber bei Bedarf verlängert werden - etwa wenn sich die Lebenssituation der Kunden nicht entscheidend verändert hat“, sagte am Mittwoch Günter Benischek, der Vorstand der Zweiten Sparkasse.
Die Kosten für Mieten, Infrastruktur und IT werden von der Erste Bank Österreich und den regionalen Sparkassen gedeckt. Die rund 400 Mitarbeiter sind Bankangestellte und arbeiten ausschließlich ehrenamtlich, viele davon sind Pensionisten. Das Institut unterliegt den Auflagen der Finanzmarktaufsicht und erwirtschaftete laut Benischek zuletzt eine „schwarze Null“. Die Zweite Sparkasse hat in Österreich sieben Niederlassungen und seit 2006 rund 18.000 Kunden verzeichnet. Aktuell werden 8.000 Konten betreut, zwei Drittel der Klienten sind Männer. „Etwa 15 Prozent der Kunden können innerhalb von drei bis sechs Jahren nach erfolgreicher Schuldenregulierung wieder ins normale Geldleben wechseln“, bilanzierte am Mittwoch auch der Generaldirektor der Salzburger Sparkasse, Christoph Paulweber.
Kunden können übrigens nicht selbst ein Konto eröffnen, sondern werden immer von NGOs vermittelt - etwa von der Schuldenberatung, der Caritas, vom VinziDach, aber auch von den Vereinen Neustart oder Soziale Arbeit. Und auch wenn etliche Kontoinhaber ihre Schulden auch mit Hilfe der Zweiten Sparkasse nicht in den Griff bekommen: „Betroffene bekommen eine zweite Chance. Das Konto ist ein wichtiger Baustein, um in ein normales finanzielles Leben zurückzukommen“, sagte am Mittwoch Peter Niederreiter, der Geschäftsführer der Schuldenberatung Salzburg.