Konsumkredite, Immo-Finanzierungen und Cyber-Risken im FMA-Visier

Wien (APA) - Nicht nur Finanzierungen für Immobilien boomen weiter. Ganz speziell gilt das auch für Kredite für Autos, Elektronik oder Urlau...

Wien (APA) - Nicht nur Finanzierungen für Immobilien boomen weiter. Ganz speziell gilt das auch für Kredite für Autos, Elektronik oder Urlaube. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) knöpft sich 2019 nun die Konsumkreditvergabe der Banken vor. Besonders aggressive Anbieter würden dann besonders adressiert, also zumindest einmal zurechtgewiesen. Das kündigten die Aufseher heute an.

Es geht um umstrittene Werbe- und Vertriebspraktiken für unbesicherte Konsumkredite, die an Irreführung grenzten. Vor allem bei Onlinekrediten oder Ratenkrediten, auch von grenzüberschreitenden Anbietern, wird die Vergabepraxis näher untersucht.

2019 wird die FMA zudem die Immobilienkreditlandschaft im Visier behalten. 2018 wurde hier schon eine zu laxe Vergabe beklagt, mit mehr als 35 Jahren Laufzeiten oder extrem wenig Eigenmittelanteilen buhlten Banken um Kunden. Solche Praxis mussten einzelne Banken bereits abstellen. Man sehe Verbesserungen, ist nach Angaben der FMA-Vorstände Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller aber noch nicht dort, wo man sein will. Mit Gesetzesgewalt durchgreifen würden die Aufseher aber erst, wenn der Finanzmarktstabilität durch eine kreditfinanzierte Immobilienblase Gefahr droht. Gesetzliche Maximallaufzeiten sind jetzt kein Thema. Momentan gelten Systemrisiken aus Immo-Krediten als begrenzt. Banken und Kreditkunden werden aber daran erinnert, was nachhaltige Kreditvergabe heißt. Zum Beispiel bei den Eigenmitteln: Weniger als 20 Prozent sind kritisch.

Anders als in anderen Ländern, wo Hypothekarkredite 60 bis 70 Prozent der Bilanzsummen der Banken ausmachen, sind es in Österreich nur 15 Prozent. Trotzdem wiegen Wohnbaukredite auch in den Bilanzen der heimischen Kreditwirtschaft zunehmend schwerer.

„Die faulen Kredite des nächsten Abschwungs werden jetzt produziert“, erinnerte Ettl. Die Lage sei jetzt gut, könne aber sehr schnell umschlagen. Eine Menge externer Risiken stehe am Horizont. Eine Herausforderung auch für verschuldete Unternehmen werde wohl die bevorstehende Zinswende. Wie Banken, Versicherungen und Fonds Zinsanstiege bewältigen können, wird in neuen Stresstests erhoben.

Anfang 2019 wird die FMA eine „Sicherheitsübung“ zur Cyber-Sicherheit abhalten, rund 15 Banken, Notenbank und Sicherheitsbehörden sind mit im Boot. Unter anderem werden Hackerangriffe simuliert.

Der europäische Vorstoß, Tauschplattformen für Krypto-Währungen den Regeln zum Kampf gegen Geldwäsche unterwerfen zu wollen, wird begrüßt. Damit würden neue Risiken einbezogen. Ganz generell warnte die FMA am Mittwoch, dass mangelnde Geldwäscheprävention in der Finanzwirtschaft auch ohne klassische Insolvenztatbestände existenzgefährdend sein könne. In der Verfolgung von Geldwäschern soll die internationale Zusammenarbeit besser werden.

Im Fokus haben die Aufseher international gerade auch die Schattenbanken. Mitte 2018 lagerten weltweit Vermögenswerte von 45 Billionen Dollar im schwach bis nicht regulierten Schattenbanksektor. Zum guten Teil indem Banken Risikopositionen wie faule Kredite an Hedgefonds, Private- Equity-Firmen oder Vermögensverwalter verkauft haben. Zugleich haben sich etwa in den USA die Kredite von Banken an Schattenbanken von 2010 bis 2017 auf 250 Mrd. Dollar vervierfacht - und damit die Gefahren, dass ausgelagerte Risiken wieder in die klassischen Bankbilanzen zurückfallen.

In Österreich sind Finanzierungen außerhalb von Banken (Kreditvergaben, Ankauf von Schuldtiteln) von 2008 bis 2016 von 18 auf 22 Prozent (Volumen 2016: 170 Mrd. Euro) gestiegen. Hierzulande ist aber der größte Teil des Schattenbanksektors von der FMA reguliert - die Hälfte der Finanzierungen war von Investmentfonds und mehr als ein Drittel von Versicherern, ein Zehntel durch andere regulierte Finanzfirmen und nur 3 Prozent durch völlig unregulierte Finanzdienstleister. Am Radar hat die FMA diesen Sektor dennoch.

Am Polit-Radar ist derzeit die ganze Finanzaufsicht in Österreich. Künftig, ab Anfang 2020, wird die FMA allein für die Bankenaufsicht zuständig sein. Rund 170 Leute von der Nationalbank übersiedeln dazu in die FMA, wo zur Zeit rund 75 Mitarbeiter unmittelbar die Bankenaufsicht erledigen. In der Notenbank-Belegschaft gingen die Wogen deshalb schon hoch. FMA-Vorstand Ettl versicherte die Wertschätzung der Kollegen, die man schon lange kenne. Für Kumpfmüller gibt es „keine Gewinner und keine Verlierer“. Gewinner sei der Finanzmarkt. Eine Politisierung der Aufsicht sieht er nicht.

~ WEB http://www.fma.gv.at ~ APA398 2018-11-28/14:36