Wie sich die Pole Klima-Botschaften senden
Bern (APA/sda) - Zwischen Nordatlantik und Antarktis bestehen zwei klimatische Verbindungen, ähnlich wie Postkarte und SMS: die eine langsam...
Bern (APA/sda) - Zwischen Nordatlantik und Antarktis bestehen zwei klimatische Verbindungen, ähnlich wie Postkarte und SMS: die eine langsam per Meeresströmung, die andere schnell durch die Atmosphäre. Die langsame führte in der Vergangenheit zu abrupten Klimaveränderungen, zeigt eine Studie.
Das wiederholte Erstarken und wieder Abschwächen einer Meeresströmung vor 60.000 bis 12.000 Jahren hat zu abrupten Klimaveränderungen geführt. Das berichtet ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der Universität Bern im Fachblatt „Nature“. Die Wissenschafter zeigen, wie sich die plötzliche Erwärmung vom Nordatlantik auf die Antarktis übertragen hat - und das auf zwei Wegen.
Die Meeresströmung ist auch unter dem Namen Atlantic Meridional Overturning Circulation (OC) bekannt, wie die Uni Bern am Donnerstag mitteilte. Sie wärmt Grönland und Europa mit warmem Wasser, das sie durch den Golfstrom in den Nordatlantik transportiert.
Während der letzten Eiszeit war die AMOC schwach und es herrschten eisige Temperaturen im Nordatlantik. Zwischenzeitlich verstärkte sich die Strömung und sorgte für eine plötzliche Erwärmung in Grönland, wie die Forschenden berichten.
Durch Klimarekonstruktionen anhand von Eisbohrkernen zeigt sich, dass sich Grönland innerhalb eines Jahrzehnts um zehn bis 15 Grad erwärmen kann, wenn der Golfstrom seine volle Stärke erreicht. „Dieser Wandel geschieht abrupt und massiv“, ließ sich Studienautor Michael Sigl von der Uni Bern in der Mitteilung zitieren.
Solch plötzliche Erwärmung im Norden hatte aber auch ein Echo im Süden, und zwar ein doppeltes: über die Atmosphäre wirkte sich die Erwärmung direkt auf die Antarktis aus, das zweite Echo folgte rund 200 Jahre später. Auch hier verrieten Eisbohrkerne die Klimageschichte der Region.
Der Grund für das doppelte Echo ist eine zweiteilige Verbindungen zwischen den beiden Polen: „Der Nordatlantik sendet seine Botschaften auf zwei verschiedenen Zeitskalen in die Antarktis“, erklärt der Studienautor Christo Buizert von der Oregon State University gemäß der Mitteilung. Die Verbindung über die Atmosphäre könne man sich wie eine SMS vorstellen, die sofort beim Empfänger, bei der Empfängerin eintrifft.
Die Verbindung über den Ozean hingegen sei eher mit einer Postkarte zu vergleichen, die reichlich Zeit brauche, bis sie ihr Ziel erreicht habe, sagte Buizert weiter. Im Fall der AMOC-Strömung eben die besagten 200 Jahre.
Diese Verbindungen bestehen auch heute noch. Und gegenwärtig schwächt sich die AMOC aufgrund des Klimawandels wieder ab, wie aus Beobachtungsdaten und Klimamodellen hervorgeht. Die Geschichte könne sich somit wiederholen, schrieb die Uni Bern: Das Auf und Ab der Meeresströmung könnte wieder eine abrupte Klimaveränderung zur Folge haben. „Die SMS wird gerade abgeschickt, die atmosphärischen Bedingungen sind im Ändern begriffen“, sagte Sigl.
Das bekommen auch andere Weltregionen zu spüren: Zum Beispiel wird die Abschwächung des AMOC wahrscheinlich die asiatischen Monsune verringern. Diese Niederschläge stellen die Lebensgrundlage für Milliarden von Menschen sicher. Neben der SMS sei aber auch die „Postkarte“, welche die Veränderungen in den Ozeanen auslösen werden, bereits unterwegs, so Sigl.
(S E R V I C E - Fachartikellink: https://www.nature.com/articles/s41586-018-0727-5)