Erdkabel vs. Freileitung - Diskussion um Mühlviertler Stromversorgung
Rohrbach (APA) - Mit der vierten Regionskonferenz zum Thema Stromversorgung ist Mittwochabend die Diskussion, ob künftig ein Erdkabel oder e...
Rohrbach (APA) - Mit der vierten Regionskonferenz zum Thema Stromversorgung ist Mittwochabend die Diskussion, ob künftig ein Erdkabel oder eine Freileitung von Rainbach nach Rohrbach im Mühlviertel führen soll, in die nächste Runde gegangen. Im Zentrum stand ein Kostenvergleich der beiden Varianten. Fazit: Ein Erdkabel wäre fast dreimal so teuer, ist aber machbar und hat Fürsprecher mit prominenter Unterstützung.
Die diskutierte Leitung ist Teil des Stromnetz-Masterplans OÖ 2026. Die Strecke von Freistadt nach Rainbach im Mühlkreis wurde bereits umgesetzt. Die 110-kV-Leitung von Rainbach nach Rohrbach bedeutet einen Lückenschluss, da Rohrbach bisher nur von Ranna aus versorgt wird. Ein Ausfall dieser Leitung würde heißen, dass Rohrbach und das Hinterland ohne Strom sind. Mit der neuen Leitung von Rainbach kommend wäre Rohrbach von zwei Seiten versorgt, verdeutlichte Projektkoordinator Walter Wöss von der Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft des Landes OÖ. Derzeit werden gerade die Trassen, die zur Auswahl stehen, bewertet und vorgeschlagen.
Die Interessengemeinschaft Landschaftsschutz Mühlviertel ist nicht gegen den Ausbau an sich, sie fordert aber vehement Erdkabel statt einer Freileitung und bringt landschaftliche, touristische aber auch gesundheitliche Argumente ins Treffen. Pikant: Unterstützt wird die Initiative vom ehemaligen Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und dem Vorsitzenden des Verbund-Aufsichtsrats Gerhard Roiss, die beruflich das Stromnetz in Österreich ausbau(t)en. Beide besitzen Häuser in der Region bzw. haben familiären Bezug.
Bei der Veranstaltung am Mittwoch referierten Experten zur technischen Machbarkeit und zu den möglichen Kosten der beiden Varianten. Das vom Land Oberösterreich beauftrage Institut Ernst & Young (EY) kam zu dem Ergebnis, dass ein Erdkabel knapp dreimal so teuer wäre wie eine Freileitung, schilderte Wöss am Donnerstag der APA.
Wie lange es dauern wird, eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu finden, ist offen. Die Einräumung von Zwangsrechten ist als letztes Mittel nicht unalltäglich, erklärte Wöss. Dabei würde es zu keiner Enteignung kommen, aber Grundeigentümer müssten dann Masten auf ihrem Boden dulden, wenn es zum Vorteil für die Allgemeinheit ist.
So lange wie im Innviertel, wo es seit bald 30 Jahren den gleichen Konflikt gibt, soll es aber nicht dauern. Bei der Leitung von Ried im Innkreis nach Raab (Bezirk Schärding) für eine bessere Stromversorgung des Pramtals steht die Einräumung des Zwangsrechts bevor. Auch im Kremstal-Almtal wird für Erdkabel gekämpft. Der Bau einer Freileitung von Vorchdorf nach Kirchdorf wurde durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs gestoppt, es muss nun festgestellt werden, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung wegen der Rodung notwendig ist.