ROG: Journalismus zu Organisierter Kriminalität lebensgefährlich
Wien/Paris (APA) - Journalisten riskieren oft ihr Leben, wenn sie über Organisierte Kriminalität recherchieren. Ein am Donnerstag in Paris v...
Wien/Paris (APA) - Journalisten riskieren oft ihr Leben, wenn sie über Organisierte Kriminalität recherchieren. Ein am Donnerstag in Paris vorgestellter Bericht der internationalen Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) beleuchtet Drohungen und Repressalien, denen sie ausgesetzt sind.
Weltweit seien seit Anfang 2017 mehr als 30 Journalisten von kriminellen Organisationen ermordet worden, hieß es in einer Aussendung der Organisation. Häuser würden in Brand gesetzt, Familienmitglieder bedroht, entführt oder getötet. Nichts könne die Organisierte Kriminalität stoppen, um recherchierende Journalisten zum Schweigen zu bringen, sind sich laut ROG die im Zuge der Recherchen befragten Betroffenen einig, von denen manche rund um die Uhr unter Polizeischutz stehen.
Rubina Möhring, Präsidentin von ROG Österreich, rief daher Regierungen und Behörden in einem Statement dazu auf, Journalisten Schutz und Unterstützung zu bieten. „Momentan passiert allerdings oft das Gegenteil, wie etwa die Drohung des italienischen Innenministers zeigt“, teilte Möhring mit. Dieser hatte angekündigt, den Polizeischutz für den bedrohten Journalisten und Verfasser des Anti-Mafia-Bestsellers „Gomorrha“ Roberto Saviano zu widerrufen. Saviano hatte Salvini unter anderem als „Minister der Kriminalität“ bezeichnet und dessen Migrationspolitik kritisiert.
Organisiertes Verbrechen kenne keine Grenzen, hieß es in der Aussendung weiter. Betroffen seien auch Journalisten, die sich mit dem Handel mit Mineralien, Holz und Erdöl beschäftigen. „In Indien, Kambodscha und einigen afrikanischen Ländern machen kriminelle Gruppen ein Vermögen, indem sie alle Umweltvorschriften brechen, um natürliche Ressourcen zu plündern“, teilte ROG mit. Sandeep Sharma, ein indischer Journalist, der eine örtliche „Sandmafia“ untersuchte, sei im März absichtlich von einem Muldenkipper überfahren und getötet worden, nannte die Organisation als Beispiel. In Brasilien, Kolumbien und Mexiko, wo die Drogenkartelle herrschten, seien dieses Jahr mindestens zehn Journalisten getötet worden.
Auch in Europa wurden in den vergangenen beiden Jahren mindestens zwei Investigativreporter im Zusammenhang mit ihrer Arbeit ermordet: die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia und der Slowake Jan Kuciak, der zusammen mit seiner Verlobten erschossen wurde. Galizia hatte über Korruption und den Handel mit der maltesischen Staatsbürgerschaft recherchiert, Kuciak hatte zuletzt das Verhältnis zwischen slowakischen Regierungsmitgliedern und der italienischen Mafia untersucht.
Angesichts der Gewalt bliebe vielen Reportern nur die Selbstzensur als Selbstschutz. Dieser unterwarfen sich laut ROG japanische Journalisten, nachdem die Yakuza 2006 den Sohn des bekannten Journalisten Mizoguchi Asushi als Vergeltung für seine Berichterstattung ermordet hatten. Auch der Besitzer der mexikanischen Zeitung Norte de Ciudad Juarez entschied, seine Tätigkeit einzustellen, nachdem einer seiner Top-Reporter, Miroslava Breach, im vergangenen Jahr ermordet worden sei, berichtete die Organisation.
Andere sehen das Schreiben über die illegalen Aktivitäten der kriminellen Gruppen hingegen als die beste Verteidigung an, so ROG. Zu ihnen gehöre etwa die tschechische Journalistin Pavla Holcova, Gründerin des Tschechischen Zentrums für Investigativen Journalismus.
~ WEB http://www.reporterohnegrenzen.at/ ~ APA450 2018-11-29/16:46