G20-Gipfel

Zwischenfall bei Merkel-Flieger laut Luftwaffe ungefährlich

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verlässt mit einem Regenschirm in der Hand auf dem Rollfeld des Flughafens in Köln den Kanzler-Airbus "Konrad Adenauer".
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Nach dem Ausfall der Funkanlage im Regierungsflugzeug „Konrad Adenauer“ mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel an Bord hat die Flugbereitschaft der deutschen Bundeswehr nach Angaben eines Sprechers eine standardmäßige Untersuchung eingeleitet.

Köln – Die Flugzeugpanne bei der Anreise der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zum G-20-Gipfel war nach Angaben der Luftwaffe ungefährlich. Es habe kein Gefahrenpotenzial gegeben, sagte Oberst Guido Henrich am Freitag in Berlin. Die Situation sei „zu keinem Zeitpunkt“ nicht unter Kontrolle gewesen.

Wie Henrich weiter sagte, steht inzwischen fest, dass der Ausfall einer elektronischen Verteilerbox zu der Panne geführt hat. An der Box hingen mehrere Systeme, darunter der Funk und die Anlage, über die Sprit abgelassen werden könne. Die Verteilerbox sei ausgetauscht worden, danach sei der Fehler nicht mehr aufgetreten. „Bei uns ist es der erste Ausfall dieses Bauteils gewesen“, sagte Henrich. Die Untersuchungen seien mit dem erfolgreichen Austausch des Geräts nun abgeschlossen.

Kommunikation nur über Satellitentelefone

Nach dem Ausfall der Funkanlage sei die Kommunikation mit dem Boden nur noch über Satellitentelefone an Bord möglich gewesen, sagte Henrich. „Diese Verteilerbox sitzt sehr tief im System und ist für die Notversorgung des Stroms an Bord verantwortlich“, fügte er hinzu. „Normalerweise ist das System redundant ausgelegt, schaltet selbstständig um. Das ist nicht mehr passiert. Dadurch sind sehr viele Anzeigen ausgefallen, unter anderem eben auch die Möglichkeit, Treibstoff abzulassen.“ Der Pilot habe daher den nächsten größeren Flughafen in Köln angesteuert. Weil der A340 für einen 15-stündigen Flug vollgetankt und entsprechend schwer gewesen sei, sei die Feuerwehr bei der Landung vor Ort gewesen. Eine heiße Bremse habe gekühlt werden müssen, ehe die Passagiere aussteigen.

Nachdem Merkel ihre am Donnerstagabend mit einer Landung am Flughafen Köln-Bonn zwangsweise unterbrochene Anreise zum G-20-Gipfel in Buenos Aires mit einem Linienflugzeug fortsetzen konnte, will die Luftwaffe die deutsche Bundeskanzlerin mit einer Regierungsmaschine abholen. Dazu solle aber nicht die von der Panne betroffene „Konrad Adenauer“ genommen werden, sondern eine zweite, baugleiche Maschine. Diese werde voraussichtlich noch am Freitag vom Flughafen Köln-Bonn in Richtung Buenos Aires starten.

G20-Gipfel startete vorerst ohne Merkel

Der G20-Gipfel in Buenos Aires beginnt am Freitag wegen des Zwischenfalls vorerst ohne Merkel. Die deutsche Kanzlerin ist am Freitag in der Früh mit einer anderen Maschine der Flugbereitschaft der Luftwaffe nach Madrid geflogen. Wie ein Regierungssprecher mitteilte, landete sie mit einer kleinen Delegation sicher auf dem Flughafen der spanischen Hauptstadt. Gegen 9.00 Uhr wollte sie den Angaben zufolge mit einem Linienflug der Fluggesellschaft Iberia nach Buenos Aires weiterreisen.

Merkel wird nur noch von Finanzminister Olaf Scholz und einem sehr kleinen Teil der Delegation begleitet. Mit der eintägigen Verspätung sind auch die am Freitag geplanten Gesprächstermine mit US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping erstmal geplatzt. Aus Anlass des Treffens der Staats- und Regierungschefs der großen Wirtschaftsmächte (G20) ist in der argentinischen Hauptstadt am Freitag eine große Demonstration angekündigt. Organisatoren rechnen mit Zehntausenden Teilnehmern. Doch wurden Busse mit Demonstranten daran gehindert, in die Stadt zu fahren. Rund 25.000 Sicherheitskräfte sind mobilisiert, um den Gipfel zu schützen.

„Lasst uns Angela einbeziehen“

Merkel will unter anderem mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Spannungen im Ukraine-Konflikt beraten. Der Konflikt war am Sonntag in der Meerenge von Kertsch eskaliert, als Russland mit einem Frachtschiff drei ukrainischen Marinebooten die Einfahrt ins Asowsche Meer verwehrte. Russische Grenzschutzboote beschossen die ukrainischen Schiffe und verletzten mehrere Matrosen. Dann beschlagnahmten sie die Boote. US-Präsident Donald Trump hatte Merkel als Vermittlerin ins Gespräch gebracht. „Lasst uns Angela einbeziehen“, sagte er in einem Interview der New York Post. Ein Treffen mit Putin am Rande des G20-Gipfels hatte Trump wegen der Krise abgesagt.

Es ist nicht der erste derartige Vorfall mit einem deutschen Regierungsflieger in jüngerer Zeit: Scholz wurde nun binnen sechs Wochen zum zweiten Mal Opfer eines Defekts mit dem Langstreckenairbus, von denen die Flugbereitschaft nur zwei hat. Jüngst war es auch bei der Afrika-Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Verzögerungen wegen eines technischen Defekts an seiner Maschine gekommen. (APA/dpa, TT.com)