Verena Altenberger: „Das Glück trifft die Vorbereitete“

Wien (APA) - Mit „Die beste aller Welten“ hat sie die Kinowelt erobert, auf RTL sorgt sie mit „Magda macht das schon“ für Lacher, nun ist de...

Wien (APA) - Mit „Die beste aller Welten“ hat sie die Kinowelt erobert, auf RTL sorgt sie mit „Magda macht das schon“ für Lacher, nun ist der ORF an der Reihe: Am Samstag (8. Dezember, 20.15 Uhr auf ORF 2) ist Verena Altenberger in „Das Wunder von Wörgl“ zu erleben. Davor sprach die österreichische Schauspielerin mit der APA über Glücksfälle, die Lust am Drama und eine wunderschöne Reise.

APA: Als gebürtige Salzburgerin ist „Das Wunder von Wörgl“ für Sie geografisch ja gar nicht so weit entfernt. War Ihnen die Geschichte vor dem Dreh ein Begriff?

Verena Altenberger: Nein. Aber als ich das Drehbuch gelesen habe, habe ich das zuerst gegoogelt und es dann meinem Papa erzählt. Der wusste es sofort! Ich weiß nicht, ob es an meiner Generation liegt, weil ich noch nicht herumgefragt habe - aber mir war es kein Begriff.

APA: Es wird darin eine Zeit der Armut, der Perspektivenlosigkeit erzählt. War es schwierig, sich da hineinzufühlen?

Altenberger: Das Gute ist: Die Wirtschaftskrise muss man nicht mitspielen, das macht das Surrounding. Das Tolle an der Rosa und ihrem Mann (gespielt von Karl Markovics, Anm.) war ja auch, dass sie nicht perspektivlos waren. Also musste ich mich nicht darauf konzentrieren, sondern eher auf die Hoffnung.

APA: Ist der historische Aspekt etwas Schönes für Sie als Schauspielerin?

Altenberger: Es ist magisch! Das ist eine dieser Sachen, die ich so sehr liebe am Film: Man wird verzaubert. Wir haben unter anderem in Hall in Tirol gedreht, wo schon das Grundsetting wunderbar ist, aber auch die Ausstattung hat gezaubert. Da wurden Straßenzüge komplett verwandelt. Abends nach dem Drehschluss bin ich nach Hause ins Hotel gegangen und dachte: Mein Gott, ich hab so ein Glück, dass ich das sehen darf. Das sind wirklich Zeitreisen.

APA: Wie wichtig ist in Ihren Augen aktuell so ein Film, der sich auch mit gesellschaftlichen Umbrüchen beschäftigt?

Altenberger: Ein Satz, der im Film vorkommt, ist für mich so dermaßen prägend und wichtig, gerade in der heutigen Zeit: Du musst niemand anderem etwas wegnehmen, damit es dir selber gut geht! Aktueller könnte dieser Satz nicht sein. Wir müssen nicht weniger Sozialstaat machen, und wir müssen nicht mehr Grenzen machen, damit es uns gut geht. Wir müssen enger zusammenarbeiten und mehr in die anderen investieren! Wir müssen in die Bildung der anderen investieren, in den Laden der anderen. Geld muss fließen, damit es uns allen gut geht. Wir müssen nicht horten und aufpassen auf unsere Leut‘ und unser Zeug. Wir müssen genau das Gegenteil machen, wir müssen aufmachen! Wir haben den gesellschaftlichen Wohlstand und die Sicherheit, gerade in Österreich eine Willkommenskultur zu haben. In diesem Film haben wir ja nichts erfunden, es ist genau so passiert. Dieses Geldexperiment hat Gesellschaftsschichten und politische Lager verbunden und im Positiven vereint. Das ist ein Wunder, das ich mir für heute wieder wünschen würde.

APA: Schauen Sie bei den Projekten, die Ihnen angeboten werden, auch auf solche Aspekte?

Altenberger: Ja. Es ist aber auch meine Aufgabe als Schauspielerin, bei den Geschichten, die mir angeboten werden und die ich dann machen möchte, zu schauen: Wo liegt es denn drin? Liest man den Plot von „Magda macht das schon“, würde man per se vielleicht auch nicht sagen, dass das hochbrisant und gesellschaftlich relevant ist - genau das ist es aber, das haben wir daraus gemacht!

APA: Sie haben in den vergangenen Jahren viele verschiedene Sachen gespielt - von Drama bis zur Comedy. Liegt darin der Reiz Ihres Berufs?

Altenberger: Das eine macht durch das andere noch mehr Spaß. Komme ich vom „Magda macht das schon“-Dreh, wo es um Timing geht, kann ich es dann umso mehr genießen, wenn ich wie heuer „Schuld“ drehe und eine verzweifelte Frau spiele, die Ferdinand von Schirach so toll beschrieben hat. Minutenlang sitze ich da und schaue vor mich hin, versuche der Kamera dadurch zu erzählen, was in dieser Frau los ist. Und dann geht es weiter ans Set von „Hannes“, einem neuen Kinofilm nach Rita Falk, in dem ich eine verführerische Psychologin spiele. Es ist das größte Geschenk, dass es so abwechslungsreich ist und man mir beide Seiten zutraut. Nichtsdestotrotz: Im Grunde meines Herzens zieht‘s mich zum Drama. (lacht)

APA: Weil es mehr hergibt als die Komik?

Altenberger: (überlegt) Wenn ich entschlüsselt habe, warum es so ist, sage ich es Ihnen. Noch weiß ich es nicht. (lacht)

APA: Neben Ihrer klassischen Schauspielausbildung spielte auch Tanz eine Rolle. Wie wichtig ist das für Ihr Spiel?

Altenberger: Es bringt sehr viele Vorteile mit sich. Zum Tanzen bin ich eigentlich über das Kunstturnen gekommen, mit dem ich sehr früh begonnen habe. Da war mir als Gerät immer der Boden am liebsten, und da wiederum waren meine Lieblingselemente die Tanzelemente, nicht so sehr der doppelte Salto. (lacht) Also habe ich nebenbei immer mehr Tanz gemacht, schließlich auch Choreografien für andere. Es bringt einfach ein Grundverständnis für den eigenen Körper mit, was für wahrscheinlich jeden Beruf sinnvoll ist, aber besonders das Schauspiel.

APA: Ein ganz wichtiger Film für Sie war „Die beste aller Welten“. Wie waren die vergangenen Monate nach dem großen Erfolg?

Altenberger: Es ist ja irgendwie noch immer eine „never-ending-journey“. Das ist die schönste aller Reisen für mich bis jetzt mit einem Film, und gerade die zieht sich so in die Länge. (lacht) Was ich für mich karrieretechnisch merke: Ich hatte das Glück, mit „Magda macht das schon“ und „Die beste aller Welten“ Rollen zu bekommen, mit denen ich mich beweisen konnte. Das ist eine Chance, auf die man wartet. Ich sage mal: Das Glück trifft die Vorbereitete - aber nichtsdestotrotz braucht man dieses letzte Quantum Glück dann auch. Das waren einfach zwei Produktionen, die an mich geglaubt haben. Bei „Magda macht das schon“ durfte ich zeigen, dass ich Quote bringen kann, was wichtig ist - no na! Und bei „Die beste aller Welten“ durfte ich zeigen, dass ich Mut zur Hässlichkeit habe und auch Rollen spielen kann, die sehr weit weg von meinem eigenen Charakter sind. Mit diesen zwei Projekten habe ich jetzt zwei Visitenkarten und die Vertrauensbasis, die ich vorher nicht hatte.

APA: Was wäre ein Wunschprojekt für 2019?

Altenberger: Ich habe eine lange, lange Wunschliste, die ich immer sehr direkt mit dem Universum verhandle. (lacht) Aber ein, zwei Sachen kann ich schon verraten: Ich würde wahnsinnig gerne mal eine klassische Actionheldin spielen - so mit Flickflack in den Raum und abseilen, darauf hätte ich wirklich Lust! Und ich würde gerne einen gehaltenvollen Heimatfilm drehen, a la „Das finstere Tal“. Ganz einfach weil das meine Wurzeln sind und ich daran gerne mit einer Filmarbeit andocken wurde. Den Rest mache ich mit dem Universum aus. (lacht)

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(ZUR PERSON: Verena Altenberger wurde am 11. November 1987 in Schwarzach im Pongau geboren und studierte in Wien Schauspiel und Kommunikationswissenschaft. Die mehrsprachige Mimin, die in ihrer Jugend auch als Kunstturnerin und später Tänzerin aktiv war, sammelte u.a. an Burgtheater und Volkstheater Bühnenerfahrung, bevor sie sich Film und Fernsehen zuwandte und ihr schließlich mit der RTL-Serie „Magda macht das schon“ der Durchbruch gelang. Das autobiografische Drama „Die beste aller Welten“ von Regisseur Adrian Goiginger brachte ihr mehrere Auszeichnungen ein, darunter den Österreichischen Filmpreis als beste Darstellerin.)

(A V I S O - Fotos von Verena Altenberger wurden mehrfach über den AOM verbreitet und sind dort abrufbar.)