Neue Bücher - „Der Fluss“ und „Zeit am Fluss“
Wien (APA) - **...
Wien (APA) - **
Landart ist ein nicht unheikles Genre: Künstliche Eingriffe in die Natur wirken nicht selten störend und unnotwendig, lässt man sich dagegen zu sehr auf das Spiel mit der Landschaft ein, lauert die Kitschgefahr. Eva Gruber schafft es dagegen, mit vorgefundenen natürlichen Materialien Spuren zu legen, die witzig oder poetisch, in jedem Fall aber vergänglich sind. Ihr Buch „Zeit am Fluss. Landart mit Natur und Licht“ ist ein wunderschöner Geschenkband für Kunst- wie für Naturliebhaber.
Seit elf Jahren hat sich die 1963 geborene Künstlerin die Schwarza als Trägermedium und Arbeitsraum auserkoren. Zu jeder Jahreszeit ist sie im Höllental unterwegs, um aus Steinen, Ästen, Halmen, Blumen, Blättern, Laub, Wasser, Eis und Schnee abstrakte Muster oder fantasievolle Tiere an die Ufer zu legen. Ihre geheimnisvollen Zeichen sind weniger Eingriffe als Ergänzungen, sie drängen sich nicht auf, sondern sie lassen sich ein auf ihre Umgebung - und vergehen mit Wind, Wasser und Wetter.
Farbfotos dokumentieren Grubers Projekte, die in ihrem Ideenreichtum verblüffen. Von kleinen, unscheinbaren Um-Ordnungen der natürlichen Zusammenhänge bis zum 1.500 Quadratmeter großen Blütenbild, von heiteren Laub-Tieren bis zu bunten Wasser-Tattoos reicht die Formenpalette, die nicht selten an buddhistische Gärten erinnert. Deshalb gibt es neben nach Jahreszeiten geordneten Anmerkungen und Projektbeschreibungen auch Haikus japanischer Großmeister. Und ein kurzes Vorwort von André Heller, in dem es heißt: „Verwehende Glückskunst erster Klasse. Meine Augen und meine Sinnlichkeit sagen Danke.“ (Eva Gruber: „Zeit am Fluss. Landart mit Natur und Licht“, Verlag Anton Pustet, 208 Seiten, 29 Euro, ISBN 978-3-7025-0899-9; http://www.eva-gruber.com)
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Mit einem ungleich größeren Fluss als der Schwarza beschäftigt sich ein Sammelband, der sich ebenfalls als Weihnachtsgeschenk eignet. Die von Edit Kiraly und Olivia Spiridon im Rahmen eines zweijährigen europäischen Literaturprojekts zusammengestellte „Donau-Anthologie der anderen Art“ heißt schlicht „Der Fluss“ und bietet auf fast 500 Seiten Texte von über 70 Autoren sowie ausgewählte Fotos und Illustrationen.
Gegliedert nach Begriffen wie „Fische und Fischer“, „Schiff und Wrack“, „Brücken“ oder „Grenzen“ haben die Herausgeberinnen historische wie zeitgenössische Texte zusammengesucht und bieten zu ihren Kapiteln jeweils kurze Einführungen. Claudio Magris und Peter Esterhazy dürfen dabei natürlich ebenso nicht fehlen wie Canetti, Doderer, Handke und Grillparzer. Sogar Nick Thorpes im Vorjahr erschienenes Buch „Die Donau. Eine Reise gegen den Strom“ hat bereits Eingang gefunden.
Dass der Textfluss dabei immer wieder aus den Ufern zu treten scheint, ist Programm. Die Donau sei „ein ungewöhnlicher Fluss, mit dem sich die unterschiedlichsten Agenden, Erzählungen und Traditionen verbinden“, schreiben die Herausgeberinnen. „Der Band möchte die Vielfalt der Sinnzusammenhänge darstellen, die in Verbindung mit der Donau zustande kamen, und präsentiert die Donau als Achse verdichteter Bedeutungen, die eine schwierige Großregion umklammert.“ (Edit Kiraly und Olivia Spiridon (Hg.): „Der Fluss. Eine Donau-Anthologie der anderen Art“, Jung und Jung, 492 Seiten, 26 Euro, ISBN 978-3-99027-225-1)