Internationale Pressestimmen zum G-20-Gipfel

Buenos Aires (APA/dpa) - Der G-20-Gipfel in Buenos Aires war am Freitag Inhalt zahlreicher internationaler Pressekommentare:...

Buenos Aires (APA/dpa) - Der G-20-Gipfel in Buenos Aires war am Freitag Inhalt zahlreicher internationaler Pressekommentare:

„Times“ (London):

„Das diesjährige G-20-Treffen in Buenos Aires findet in einer Zeit nervenaufreibender geopolitischer Spannungen statt. An der Spitze der Themenliste steht der Handelskrieg zwischen Amerika und China, der das Risiko birgt, in einen neuen Kalten Krieg abzugleiten. Zudem findet der Gipfel vor dem Hintergrund einer Eskalation der militärischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine statt. (...) Der Abschluss von bilateralen Vereinbarungen ist zwar wichtig, doch er kann niemals ein Garant für globale Stabilität sein. Es muss ein neuer Konsens über den Vorrang robuster globaler Regeln geschaffen werden, wenn die Welt die Periode geopolitischer Verunsicherung überwinden soll. Die G-20 bietet immer noch die beste Hoffnung, dass dies erreicht werden kann. Selbst wenn es derzeit eher danach aussieht, dass diese Hoffnung weiterhin unerfüllt bleibt.“

„Tages-Anzeiger“ (Zürich):

„Frustration und fragwürdige Kompromisse sind der Normalzustand im Staatengeschäft. Aber selten ist die destruktive Dynamik der Weltpolitik so plastisch sichtbar wie nun auf dem Treffen der G-20-Staaten in Buenos Aires. US-Präsident Trump spricht gerne und verächtlich von den Globalisten, wenn er seine Rolle als Sachwalter allein der amerikanischen Interessen rühmen will. Es ist diese Haltung, die jetzt den Charakter der G-20 ausmacht: Es fehlt der konstruktive Gedanke, es fehlt der Wille zum Kompromiss.(...)

Der destruktive Sog aus Washington und Peking ließ sich in allen Vorverhandlungen nicht bremsen, auch die EU ist der trumpschen Willkür weiter ausgesetzt. Es sind diese Nervenspiele, die sich inzwischen auf die Psyche ganzer Gesellschaften niederschlagen und zu einem deprimierenden Gefühl beitragen. Wenn also 64 Prozent der Weltbevölkerung und 80 Prozent der globalen Kaufkraft an einem Tisch vertreten sind, dann ist die Gelegenheit zu günstig, um sie für oft folgenlose Communique-Debatten zu vergeben.“

„La Repubblica“ (Rom):

„Noch vor dem Abflug in Washington hatte er gesagt, dass er (den russischen Präsidenten) Wladimir Putin auf dem G-20-Gipfel in Buenos Aires treffen wolle. Donald Trump war auf dem Flug mit der Air Force One, als er seine Meinung geändert hat: Das bilaterale Treffen fällt aus wegen der Krise in der Ukraine. Der Gipfel unter argentinischer Präsidentschaft hat noch gar nicht begonnen, da gibt es schon den ersten Knalleffekt. Und es besteht die Gefahr, dass es nicht der einzige bleiben wird.“

„Iswestija“ (Moskau):

„US-Präsident Donald Trump zeigte der Welt ein weiteres Beispiel für die von ihm erfundene Twitter-Diplomatie. Nach mehreren Tagen des Zögerns und Zweifels gab er am Abend des 29. November schließlich bekannt, dass es ‚ein guter Zeitpunkt‘ sei, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu treffen. Aber schon eine Stunde später kam die Absage. Der amerikanische Präsident teilt traditionell seine Entscheidung über Twitter mit.

Über die Aussicht auf ein Treffen des US-Präsidenten mit dem russischen Präsidenten waren in Washington nicht alle glücklich. Im demokratischen Lager fürchteten sie sich völlig: Was wäre, wenn sich die Staatsoberhäupter über etwas einigen oder sich sogar ‚verschwören‘ könnten. Die Republikaner deuteten an, dass der Vorfall in der Straße von Kertsch (vor der Halbinsel Krim) die Atmosphäre beim bevorstehenden Gipfel hätte ‚etwas verderben‘ können.“

„Diena“ (Riga):

„Buenos Aires wird am Wochenende zu einer von Sicherheitskräften umzingelten Festung werden. Beim jährlichen Gipfeltreffen der G-20 sollen Schlüsselthemen wie die Weltwirtschaft, die Zukunft des Arbeitsmarktes, die Gleichstellung, der Klimawandel, die digitale Wirtschaft, die Reform der Welthandelsorganisation, die Regulierung des Finanzmarktes, die Besteuerung und der Handel diskutiert werden. Doch zu erwarten ist, dass die Gespräche vom Handelskrieg dominiert werden, den US-Präsident Donald Trump mit China angezettelt hat. (...) Ein großer Teil der Aufmerksamkeit dürfte von den Kernthemen des G-20-Gipfels auf das am Samstag geplanten Dinner von Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping abgelenkt werden. Es ist das erste Treffen der Anführer der beiden weltgrößten Volkswirtschaften, seitdem die USA in diesem Jahr höhere Einfuhrzölle für chinesische Waren eingeführt haben und Peking mit Gegensanktionen reagiert hat.“