Allianz plant europäischen Online-Versicherer
München (APA/dpa/Reuters) - Die Allianz will einen europäischen Online-Versicherer gründen. Starten soll die Direktversicherung zunächst mit...
München (APA/dpa/Reuters) - Die Allianz will einen europäischen Online-Versicherer gründen. Starten soll die Direktversicherung zunächst mit Kfz-Polizzen in vier Ländern, wie der größte europäische Versicherer am Freitag bei einem Investorentag in München ankündigte. In der ersten Phase sollen die Polizzen in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Spanien verkauft werden, anschließend sollen weitere Länder folgen.
Vorstandschef Oliver Bäte machte den weltweit 140.000 Beschäftigten klare Vorgaben: „Das Ziel aller Bereiche der Allianz muss sein, die Besten im Markt zu schlagen“, sagte er. Ziel ist höhere Profitabilität: Der Gewinn pro Aktie soll in den Jahren von 2019 bis 2021 um jeweils mehr als 5 Prozent steigen, davon über 4 Prozent organisch - also ohne Zukäufe anderer Unternehmen. Bäte sicherte den Anlegern zu, dass sich das Unternehmen auf keine Abenteuer einlasse: „Wenn Sie in die Allianz investieren, schlafen Sie gut.“
Der neue Direktversicherer soll die etablierten Vertriebskanäle über Makler nicht gefährden. „Es wird null Kannibalisierung geben“, betonte Bäte. Das ist ein heikles Thema bei der Allianz. Im vergangenen Jahrzehnt hatte das Unternehmen einen ersten Versuch mit einem Online-Versicherer wegen heftigen Widerstands der um Einkommen und Arbeitsplätze fürchtenden Vertreter wieder eingestellt.
Die erhofften höheren Gewinne will das Management vor allem durch einfache Produkte und weltweit einheitliche IT-Systeme erreichen. Wie bei vielen Banken und Versicherern ist bei der Allianz eine Vielzahl unterschiedlicher, teurer Software-Programme im Einsatz.
Bäte will die elektronischen Altlasten beseitigen - „die Erbschaft aufräumen“, wie er sagte. Die Direktversicherung soll mit neuer IT die Kosten-Messlatte für das Unternehmen werden. Stellenabbau ist zwar möglich, doch gibt es nach Bätes Worten keine entsprechenden Pläne: „Es ist nicht das Ziel, Menschen zu ersetzen.“
Investiert wird in Infrastruktur. Die Allianz finanziert zusammen mit zwei anderen Investoren den Ausbau des französischen Glasfasernetzes des Telekom- und Kabelkonzerns Altice Europe. Altice France verkauft 49,99 Prozent an seiner Glasfaser-Tochter SFR FttH für 1,8 Milliarden Euro an ein Konsortium, das von dem kanadischen Pensionsfonds OMERS angeführt wird, wie die Beteiligten am Freitag mitteilten. Der Bietergruppe gehört neben Allianz Capital Partners (ACP) die Vermögensverwaltungssparte des französischen Versicherers Axa an. Die in Amsterdam notierten Aktien des zweitgrößten Telekommunikationskonzerns in Frankreich, der vom Milliardär Patrick Drahi beherrscht wird, sprangen um 12 Prozent nach oben.
Bis zum Jahresende sollen eine Million Haushalte an das Netz von SFR FttH angeschlossen sein, mittelfristig sollen es fünf Millionen werden, vor allem in ländlichen und dünn besiedelten Regionen. ACP investiert vorzugsweise in Infrastruktur-Projekte, die langfristig stabile Renditen versprechen. Sie hat inzwischen 26 Milliarden Euro investiert, unter anderem in den Raststätten-Betreiber Tank & Rast, das italienische Autobahnnetz und das Abwasser-System der britischen Metropole London.
Das Konsortium mit der Allianz setzte sich im Wettstreit um den Einstieg nach Informationen von Reuters gegen drei weitere Bietergruppen durch, die vom US-Finanzinvestor KKR, der australischen Investmentfirma Macquarie und dem US-Infrastrukturfonds I Squared Capital angeführt wurden.
Auf Altice lastet ein Schuldenberg von 30 Mrd. Euro. Der Verkauf von Anteilen an den Mobilfunkmasten in Frankreich und Portugal hat heuer bereits 4 Mrd. Euro in die Kassen gespült. „Durch diese Transaktionen werden Altice Europe und Altice France entschuldet und bekommen Zugang zu frischer und günstigerer Liquidität, um in die Glasfaser-Infrastruktur investieren zu können“, sagte Drahi.
Die Allianz hat sich neue Wachstumsziele gesetzt, wie aus einer Präsentation für den Investorentag hervorgeht. Der operative Gewinn, der in diesem Jahr erneut auf ein Rekordniveau zusteuert, soll zwischen 2018 und 2021 im Schnitt um jeweils 4 Prozent steigen, der Nettogewinn je Aktie um mindestens 5 Prozent. Bei der Eigenkapitalrendite bleibt die Allianz bei einem Ziel von mindestens 13 Prozent; nach neun Monaten 2018 waren es schon 13,8 Prozent. Bei der Solvenzquote begnügt sich die Allianz künftig mit „mindestens 180 Prozent“, bisher war eine Spanne von 180 bis 220 Prozent das Ziel, die zuletzt mit 229 Prozent noch übertroffen wurde. Die gesenkte Zielmarke gibt dem Versicherer Spielraum für weitere Aktienrückkäufe. Diese hingen „von internen und externen Wachstumsmöglichkeiten“ ab, hieß es in der Präsentation. An der Dividendenquote von 50 Prozent hält die Allianz fest.
~ ISIN DE0008404005 WEB https://www.allianz.com/de/ ~ APA260 2018-11-30/12:13