Erste Grazer Primärversorgungseinheit öffnet seine Pforten
Graz (APA) - Das erste Primärversorgungszentrum der steirischen Landeshauptstadt öffnet am Montag seine Pforten. Bei einer Pressekonferenz a...
Graz (APA) - Das erste Primärversorgungszentrum der steirischen Landeshauptstadt öffnet am Montag seine Pforten. Bei einer Pressekonferenz am Freitag hat das Ärzteteam das Konzept seiner Ordination vorgestellt. Bisher wurde in Weiz die erste „echte“ Primärversorgungseinheit (PVE) in der Steiermark eröffnet, jene in Graz ist die zweite. Gesundheitszentren bestehen auch in Eisenerz, Mariazell und Vorau.
Nach mehr als zwei Jahren Planungszeit eröffnen die Allgemeinmediziner Stefan Korsatko, Ines Muchitsch und Elisabeth Strobl-Gobiet ihre „große Hausarztpraxis“ namens „Medius“. Sie arbeiten als Ärzte im Team, haben dadurch erweiterte Öffnungszeiten und bieten in ihrer Ordination auch noch anderen Gesundheits- und Sozialberufen Platz. Neben den drei Hausärzten sind zwei diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, eine Diätologin, ein Physiotherapeut, ein Ergotherapeut, ein Psychotherapeut und vier Ordinationsassistentinnen in dem neu sanierten Gebäude am Leonhardplatz - nahe dem LKH Graz - untergebracht.
„Die Anforderungen der Patienten ändern sich: Sie wünschen sich eine Art Onestop-Shop“, schilderte Korsatko. Dieser gesamtheitliche Ansatz soll in den PVE geboten werden. „Damit rennt man bei uns offene Türen ein“, unterstrich Josef Harb, Obmann der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse (STGKK) und meinte weiter: „Viele Ärzte interessieren sich für eine PVE. Aber es gehört Mut dazu, mit Partnern eine Gesellschaft zu gründen. Ihr müsst miteinander auskommen.“
Seitens der Ärztekammer betonte Christoph Schweighofer, stellvertretender Obmann der Kurie der Niedergelassenen Ärzte, dass man - entgegen der landläufigen Meinung vieler - nicht gegen die PVE sei. Er betonte aber, dass „besonderer Mut zum finanziellen Risiko“ gehöre. Die Investitionen für die Ordination samt Sanierung des Altbaus liegen bei mehr als einer Million Euro. Der seit Oktober eingerichtete Betrieb musste vorfinanziert werden. Die STGKK sowie der Gesundheitsfonds Steiermark unterstützen in den kommenden fünf Jahren mit einer Million Euro anfallende Personalkosten. Das Gesellschafterrisiko trägt das Ärzte-Trio.
Schweighofer sagte, dass man bisher noch wenig Erfahrung mit den PVE in Österreich habe: „Ihr werdet viele Erfahrungen selbst machen müssen und andere werden sich bei euch Anleihen nehmen.“ Im Gegensatz zu Vorau, Mariazell und Eisenerz (bestehende bzw. frühere Spitäler, Anm.) sei diese Gruppenpraxis die erste von „Bottom-up“. Korsatko zufolge sei das Interesse der Patienten bisher hoch, er ließ aber auch wissen, dass man nicht nur als Entlastung der Ambulanz des LKH gelten will, auch wenn man in direkter Nachbarschaft angesiedelt ist. Zusammen rechnet man mit einem Patientenstock von 3.600 bis 4.000 Menschen. Laufe die Praxis erfolgreich - derzeit zu den Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 8.00 bis 18.00 Uhr - sei auch eine Ausweitung auf Samstag und Sonntag angedacht.
Die Ordination wurde komplett neu auf 450 Quadratmeter eingerichtet. Allein die Sanierung des Altbau-Gewölbes und der Räumlichkeiten habe rund eine halbe Million Euro verschlungen, sagte Korsatko. „Medius“ startet mit einem Diabetesschwerpunkt, professionellem Wundmanagement und hat einen Schwerpunkt im Bereich Geriatrie. Es werden sowohl Akut-Patienten angenommen, als auch Termine, etwa für Vorsorgeuntersuchungen, vergeben. Täglich sollen zumindest zwei der drei Ärzte im Haus sein. Jeder Patient könne sich seinen „Lieblingsarzt“ auswählen. Ist dieser allerdings auf Urlaub oder selbst krank, könne jederzeit ein anderer aus dem Trio übernehmen. Zum Austausch über die Patienten planen die drei Mediziner eigene wöchentliche Jour-Fixes, um sich untereinander auszutauschen: „Dieser Austausch ist enorm wichtig“, sagte Strobl-Gobiet.
Für die drei Ärzte bietet das Konzept der PVE den Vorteil, dass sie nicht allein die ganze Last der Ordination tragen müssen. „Zusammen haben wir neun Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren.“ Nun könne man sich für diese, sollten sie krank werden, Pflegeurlaub nehmen und man dürfe als Arzt oder Ärztin, wenn man selbst krank ist, in Krankenstand gehen, ohne das Gefühl zu haben „den ganzen Laden zusperren zu müssen“.
Die drei anderen steirischen Gesundheitszentren in Vorau, Eisenerz und Mariazell gelten übrigens laut Korsatko nicht als klassische Primärversorgungseinheiten. In der Grünen Mark sind insgesamt elf PVE geplant.