UN-Klimakonferenz - Umgang mit Entwicklungsländern als „Türöffner“
Katowice (Kattowitz)/Wien (APA) - Wie kann man die Treibhausgase soweit minimieren, dass das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden kann? Das ist die...
Katowice (Kattowitz)/Wien (APA) - Wie kann man die Treibhausgase soweit minimieren, dass das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden kann? Das ist die Frage, auf die es bei der UN-Klimakonferenz eine Antwort geben muss, so die Meinung der NGOs. „Die alljährlichen Berichte des UN-Umweltprogramms zeigen, dass die derzeitigen Klimapläne in eine mindestens um drei Grad wärmere Welt führen“, warnte Adam Pawloff von Greenpeace gegenüber der APA.
Beim sogenannten Talanoa-Dialog, der ersten globalen Evaluierung des Klimaschutzes, wäre aus Sicht von Greenpeace die Würdigung des 1,5-Zieles notwendig und damit eine Überarbeitung der Klimaziele vor 2020. Die EU muss vor Ort ankündigen, dass sie nächstes Jahr nicht nur neue Klimaschutzziele vorlegen wird, sondern diese auch verstärken wird, „das ist extrem wichtig“, so die Einschätzung des Klimaexperten.
Diese Nachbesserungen der Klimapläne - wie auch die Transparenz bei der Umsetzung - sind für Global 2000 das „Um und Auf“ für die Erreichung der Klimaziele. Was die Entwicklungsländer betrifft, so seien die Industrienationen hier gefordert, ihren Beitrag zu leisten. „Finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer ist ein Türöffner für erfolgreiche Verhandlungen bei der Klimakonferenz. Industrienationen und auch die EU sowie Österreich müssen den Entwicklungsländern entgegenkommen und damit den weltweiten Zusammenhalt wieder stärken. Entwicklungsländer haben wenig zum Problem beigetragen und stehen schon jetzt vor großen Verwüstungen in Folge der Klimakrise. Auch Österreich muss zusagen, seine öffentlichen Mittel für die Klimafinanzierung Schritt für Schritt zu verdoppeln“, merkte Johannes Wahlmüller an, der Klimasprecher von Global 2000. Was die EU betrifft, da brauche es bis 2030 eine Treibhausgas-Reduktion um mindestens 60 Prozent, „und nicht um 40 Prozent wie bisher zugesagt“, betonte Wahlmüller.
Die ursprüngliche Zweiteilung der Welt, die man in der Klimarahmenkonvention vorgenommen hat, nämlich jene in Industriestaaten und Nicht-Industriestaaten, ist aus Sicht von Greenpeace ein weiterer Schwerpunkt in Polen. Während die Industriestaaten seit der Klimarahmenkonvention einen jährlichen und umfassenden Bericht an die UN liefern müssen - in Österreich wird diese Aufgabe vom Umweltbundesamt erfüllt -, gebe es in einem Entwicklungsland wie etwa Zimbabwe diese Möglichkeit noch nicht. Eine Frage werde daher auch sein, wann diese Länder auf einem ähnlichen Niveau sein werden, „es geht um möglichst gleiche Regeln für alle“, hielt Pawloff fest.
„Die Vereinheitlichung der Klimaschutzpläne ist ein zentraler Punkt“, betonte Pawloff. Denn während die EU ihre CO2-Reduktionspläne bis 2030 auf Basis des Jahres 1990 vorlegt und damit relativ klare Angaben mache, gibt es in Brasilien etwa eine für die Zukunft angenommene Emissionsentwicklung, auf deren Basis man eine Reduktion vornehmen will, während China wiederum die Emissionsintensität auf Basis des Wirtschaftswachstum reduzieren wolle. „Das muss in Zukunft vergleichbar sein, und das auf einer einheitlichen Zeitbasis“, Greenpeace wäre hier für fünf Jahre, da technologische Entwicklungen so schneller berücksichtigt werden könnten.
Als aktuelles EU-Ratsvorsitzland hat Österreich, das zuletzt ebenfalls wieder mehr Treibhausgase ausgestoßen hat, eine Schlüsselrolle für den Erfolg oder Misserfolg der Weltklimakonferenz, schrieb der WWF. „Die Bundesregierung muss die EU-Klimaschutzagenda aktiv vorantreiben und auf allen Ebenen für ambitioniertere Ziele und Maßnahmen eintreten. Umweltministerin Elisabeth Köstinger ist gefordert, tragfähige Bündnisse zu schaffen, die über vage Absichtserklärungen hinausgehen“, forderte Lisa Plattner, Klimaexpertin der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF Österreich. „Macht was, Mächtige dieser Welt!“, lautet hingegen das Motto der NGO CARE Österreich. „Der Klimawandel ist sowohl zwischenstaatlich als auch auf der Ebene der Geschlechter eine Frage der Gerechtigkeit“, sagte deren Klimaexperte Sven Harmeling.