Hat Trump zu Russland gelogen?
Die Ermittler rücken dem US-Präsidenten immer näher. Trump selbst spricht von „Hexenjagd“.
Von Floo Weißmann
Washington –Während US-Präsident Donald Trump beim G20-Gipfel in Argentinien weilt, braut sich zuhause in Washington ein politischer Sturm über ihm zusammen. Sein langjähriger Anwalt und Ausputzer Michael Cohen hat nun erklärt, dass Trump bis in den Sommer 2016 hinein ein Immobilienprojekt in Russland verfolgt habe – inklusive Kreml-Kontakte. Das wäre für sich genommen zwar nicht illegal. Doch Cohens Aussage steht im Widerspruch zu Trumps wiederholten Versicherungen im Wahlkampf, er habe keinerlei geschäftliche Interessen in Russland.
Offenbar hat Cohen seine Aussage auf Druck von Sonderermittler Robert Mueller korrigiert. Nur zwei Tage zuvor war Trump in einem weiteren Dokument der Ermittler aufgetaucht. Demnach soll ein Verbündeter versucht haben, Trump über einen Mittelsmann darüber zu informieren, dass WikiLeaks gehackte E-Mails der Demokraten veröffentlichen werde.
Beobachter ziehen daraus den Schluss, dass „die Ermittler nun öffentlich Trump die Rolle einer zentralen Figur ihrer Untersuchung geben“, wie etwa die Washington Post in ihrer Titelgeschichte schrieb.
Zwar ist weiterhin kein Beweis dafür bekannt geworden, dass Trump und sein Team im Wahlkampf Absprachen mit Russland trafen. Doch es gab offenbar zahlreiche Kontakte, die allesamt zunächst geleugnet wurden. Die liberale Denkfabrik „Center for American Progress“ listet mittlerweile 92 solcher Kontakte auf, die 26 ranghohen Mitarbeitern von Trump bekannt gewesen seien. Die Ermittler sollen unter anderem Donald Trump Jr. ins Visier genommen haben.
Der Präsident selbst spricht von einer Hexenjagd und ist dazu übergegangen, Mueller persönlich zu attackieren. Per Tweet aus Buenos Aires versicherte er am Donnerstag, er habe seine Geschäfte während des Wahlkampfs „sehr legal und sehr cool“ weitergeführt. Amerika wartet indessen weiter auf eine Art Showdown zwischen dem Sonderermittler und dem Präsidenten.