Amerikas 41. Präsident George H. W. Bush ist tot
George H. W. Bush verbrachte fast sein ganzes Leben gemeinsam mit seiner Frau Barbara. Nun starb er rund ein halbes Jahr nach ihr. Die Nachricht kommt überraschend. Das Land trauert.
Houston – Der frühere US-Präsident George H. W. Bush ist tot. Er sei im Alter von 94 Jahren gestorben, teilte ein Sprecher der Familie in der Nacht auf Samstag mit. Der Republikaner war von 1989 bis 1993 der 41. Präsident der USA, nachdem er zuvor acht Jahre unter Ronald Reagan als Vizepräsident amtiert hatte.
George H. W. Bush war der Vater des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush und des Ex-Gouverneurs von Florida, Jeb Bush. US-Präsident Donald Trump würdigte Bushs Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges.
Die Familie Bush sei zutiefst dankbar für das Leben und die Liebe des früheren Präsidenten, erklärte George W. Bush. Im Umfeld der Familie hieß es, Bush senior sei friedlich in seinem Haus in Houston verstorben.
Bush war zuletzt gesundheitlich angeschlagen und saß im Rollstuhl. Er lebte länger als all seine Vorgänger. Erst vor sieben Monaten war Bushs Ehefrau Barbara gestorben, mit der er 73 Jahre verheiratet war.
Trump ruft Nationalen Trauertag für Bush aus
US-Präsident Donald Trump den kommenden Mittwoch zum Nationalen Trauertag erklärt. Trump rief die Amerikaner in einer amtlichen Bekanntmachung am Samstag dazu auf, „sich an diesem Tag in ihren jeweiligen Gotteshäusern zu versammeln und dort dem Andenken von Präsident George H. W. Bush Ehre zu erweisen“. Trump ordnete außerdem an, die Flaggen am Weißen Haus, an allen öffentlichen Gebäuden in den USA und an US-Vertretungen sowie Militärbasen im Ausland für 30 Tage auf halbmast zu setzen.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, teilte am Samstag mit, Donald Trump und First Lady Melania Trump würden an der Trauerfeier für Bush in der Nationalen Kathedrale in Washington teilnehmen. Ein Staatsbegräbnis in den USA erstreckt sich über mehrere Tage. In einem Telefonat wollte Trump Bushs Sohn, dem früheren Präsidenten George W. Bush, persönlich seine Anteilnahme, die der First Lady und des ganzen Landes ausdrücken. Trump ist derzeit beim G20-Gipfel in Buenos Aires.
Gorbatschow: „Echter Partner“
Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow erklärte, er habe mit Bush in einer „dramatischen Zeit“ zusammengearbeitet. „Das Ergebnis war die Beendigung des Kaltes Krieges und des Rüstungswettlaufs.“ Bush sei ein „echter Partner“ gewesen, sagte Gorbatschow der Agentur Interfax. Bush und Gorbatschow setzten in den 1980er-Jahren die schon unter Präsident Ronald Reagan begonnene Abrüstung fort. Sie ermöglichten nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 die deutsche Wiedervereinigung.
Trump lobte Bushs Authentizität, dessen Witz und unerschütterliches Bekenntnis zu Glaube, Familie und Heimat, die Generationen von Amerikanern inspiriert habe, in den öffentlichen Dienst zu treten. Dabei sei Bush stets demütig geblieben.
Diplomatisch geschickt agierte Bush auch nach dem irakischen Überfall auf Kuwait 1990. Der Präsident rief eine breite internationale Koalition gegen den Irak unter dem damaligen Machthaber Saddam Hussein ins Leben. Der erfolgreiche Irak-Feldzug ließ Bushs Zustimmungswerte in seiner Heimat in die Höhe schnellen.
Wahlversprechen gebrochen
Innenpolitisch wurden für Bush allerdings die Bemühungen zur Reduzierung des Budgetdefizits zum Verhängnis. Mit Steuererhöhungen brach er ein Wahlversprechen. 1993 wurde er von dem Demokraten Bill Clinton im Weißen Haus abgelöst. Dieser brachte am Samstag seine Dankbarkeit für die Freundschaft seines Amtsvorgängers zum Ausdruck: Er sei für jede Minute dankbar, die er mit Bush verbracht habe.
Der demokratische Ex-Präsident Barack Obama zeigte sich bestürzt über den Tod von George H. W. Bush. Amerika habe einen „Patrioten und bescheidenen Diener“ verloren, hieß es in einer Erklärung von Barack und Michelle Obama. „Während unsere Herzen heute schwer sind, sind sie auch voller Dankbarkeit.“ Bush habe sein Leben einem Land gewidmet, das er geliebt habe. Er hinterlasse ein Vermächtnis, das niemals erreicht werden könne, „auch wenn er gewollt hätte, dass wir alle es versuchen“.
Weltweite Anteilnahme
Auch weltweit war die Anteilnahme am Tod von Bush groß. Der französische Präsident Emmanuel Macron hob hervor, Bush habe die Allianz mit Europa immer unterstützt. Die britische Premierministerin Theresa May schrieb auf Twitter, Bush sei ein echter Freund Großbritanniens gewesen. Sein staatsmännisches Können, seine Weisheit und seine Freundschaft werde man sehr vermissen.
Auch Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) zeigte sich am Samstag traurig über die Nachricht vom Ableben des früheren US-Präsidenten. Er sei ein „wahrer analytischer Geist“ und einer der Architekten der Ära nach dem Kalten Krieg gewesen, unterstrich Kneissl auf Twitter.
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sandte ein Kondolenzschreiben an Trump. Darin bezeichnete er Bush als einen „wahren Freund“ Deutschlands. „Ohne das Vertrauen und die Freundschaft der Vereinigten Staaten und ihres Präsidenten wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen.“ Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Bush als „Freund der Deutschen“. „Seinen Beitrag zu unserer Wiedervereinigung werden wir nie vergessen“, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert am Samstag. (APA/Reuters/dpa/AFP)