Tirol

Seit einem Jahr verschollen: Rätsel um vermissten Arbeiter in St. Anton

Vor über einem Jahr verschwand Adrian Lukas aus einem Hotel in St. Anton.
© iStock, Polizei

Vor über einem Jahr verschwand in St. Anton ein deutscher Arbeiter. Der 35-Jährige ist bis heute verschollen. Seine Schwester geht mittlerweile von einem Verbrechen aus.

Von Thomas Hörmann

St. Anton –Was geschah mit Adrian Lukas? Im September 2017 kam der 35-jährige Deutsche als Bauarbeiter nach St. Anton. Ein kurzes Gastspiel, der Görlitzer (Sachsen) verschwand von einem Tag auf den anderen aus seine­m Hotelzimmer. Seither fehlt von ihm jede Spur. Dass der Deutsche freiwillig untergetaucht ist, schließt seine Schwester aus: „Ich denke, da ist was passiert“, sagt Johanna Lukas, die in Villingen-­Schwenningen (Baden-Württemberg) einen Kosmetiksalon betreibt. Dabei glaubt Lukas nicht an einen Unfall, sondern an ein Verbrechen. Zumal ihrer Ansicht nach rund um das Verschwinden des Bruders „mehrere Sachen sehr merkwürdig waren“.

Das letzte Lebenszeichen von Adrian Lukas stammt vom 25. September 2017: Das war ein Montag, an dem der 35-Jährige zunächst an seinem Arbeitsplatz, einer Hotelbaustelle in St. Anton, erschien. Wie die Polizei rekonstruierte, meldete sich der Ostdeutsche gegen 14 Uhr wegen einer angeblichen Magen-Darm-Infektion krank und verließ die Baustelle. Wenig später sahen Zeugen Lukas im Hotel, in dem er ein vom Arbeitgeber bereitgestelltes Zimmer bewohnte. Irgendwann zwischen Montagnachmittag und Dienstagmorgen verschwand der 35-Jährige.

Am Mittwoch leiteten die Einsatzkräfte im Arlberg-Gebiet eine Suchaktion ein. Aber ohne Erfolg – der Deutsche blieb verschollen. Mittlerweile wird nach Lukas europaweit gefahndet. Auch in seiner Heimatstadt Görlitz suchten Polizei, Angehörige und Freunde nach dem 35-Jährigen. Doch Plakate mit dem Foto des Vermissten blieben ohne Echo, niemand wollte den Montagearbeiter gesehen haben.

Johanna Lukas kann sich nicht vorstellen, dass ihr Bruder aus freien Stücken untergetaucht ist: „Er hatte einen guten Kontakt zur Familie, wir haben regelmäßig telefoniert.“ Von Problemen war dabei nicht die Rede. Im Gegenteil – „er hat sich auf seine Arbeit in Österreich gefreut. Aber Adrian war nur eine Woche in Tirol, bevor er verschwand.“

Auch am neuen Arbeitsplatz lief offenbar alles reibungslos – „von Schwierigkeiten mit den Kollegen hat er nichts erzählt“. Merkwürdig sei allerdings gewesen, dass die Abwesenheit von Lukas zunächst niemandem aufgefallen sein soll. „Mein Bruder hat 70 Euro pro Stunde verdient. Das muss doch einer gleich merken, wenn er nicht zur Arbeit kommt.“ Als die Eltern von der Abgängigkeit ihres Sohnes erfuhren, sind sie sofort nach Tirol gereist. „Aber als sie zwei Tage nach Lukas’ Verschwinden in St. Anton eintrafen, war sein Hotelzimmer bereits geräumt“, wundert sich Schwester Johanna. So, als ob klar gewesen wäre, dass er nie zurückkehren wird. Eigenartig findet die Schwester weiters, dass sich kein Angehöriger der Firma je bei der Familie nach dem Schicksal von Lukas erkundigt hat.

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