Bezirk Imst

„Behördenwege sind einfach viel zu lang“

Die nicht genehmigten Arbeiten am Pitztaler Gletscher bezeichnet Josef Falkner als „frech“, aber die Folgen führen derzeit „zum Ruin“.
© Paschinger

TTV-Präsident Josef Falkner fordert eine „großräumige Diskussion“ bei den Seilbahngrundsätzen und fürchtet um die Tourismusgesinnung.

Imst –Die 1991 gegründete Tiroler Tourismusvereinigung (TTV) unter ihrem Präsidenten Josef Falkner hat es sich zur Aufgabe gemacht, „Missstände und Fehlentwicklungen im Tourismus aufzuzeigen und in die politische Diskussion einzubringen“. Im Bezirk Imst gibt es in dieser Hinsicht für den Sölder Hotelier gleich mehrere Themen: Skigebiete ebenso wie den Verkehr, aber auch Betriebsübergaben, ausländische Investoren oder Tourismusgesinnung.

„Die Behördenwege sind einfach viel zu lang“, meint Falkner in Richtung der Skigebiete. Die TTV unterstütz­e den Zusammenschluss von Ötztal und Pitztal, Falkner erinnert aber daran, dass schon die damalige Landesrätin Anna Hosp 2005 diese Gletscherehe als möglich gesehen habe. „Es gehört auch ein Zeithorizont dazu, in dem etwas abgewickelt werden kann.“ Zur behördlichen Sperre des Skiweges am Pitztaler Gletscher meint er: „Es war bestimmt frech, da sind sie selbst schuld. Aber was da gerade passiert, führt zum Ruin.“ Hochoetz-Kühtai sieht er hingegen skeptisch.

Allgemein müsste aber „das Seilbahnkonzept großräumig diskutiert werden“ – da hab­e Transitforum-Chef Fritz Gurgiser „nicht unrecht, dass man auch den Verkehr einbezieht“. Wenn etwa die Gletscherehe 15 Prozent mehr Gäste bringen sollte, „dann wird der Fernpass auch nicht größer“. Bei diesem Gästezubringer ist er weiter Anhänger einer „Großlösung – die ist aber nicht durchsetzbar“. Solange aber Pläne wie Fernpassscheitel- und Tschirganttunnel oder auch eine etwaige Maut „den Verkehr flüssig halten“, könne er damit leben.

Bei den Tourismusbetrieben ortet Falkner einen Wechsel bei den Werten: Den Jungen sei die Work-Life-Balance wichtig. Für Betriebsübergaben fordert er Start-up-Pakete. Kritisch sieht Falkner Förderungen großer (ausländischer) Investoren – „die familiären Strukturen der Vermietung kommen unter Druck. Das ist eine massive Wettbewerbsverzerrung.“ Das führe zur Spaltung der Bevölkerung, die sich das Bauen nicht mehr leisten könne.

„Wir brauchen wieder Handwerker, nicht nur Chefs“, erklärt Falkner in Richtung Arbeitskräftemangel. Auch die Touristiker selbst müssen da flexibler gegenüber Mitarbeitern werden. (pascal)

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