Jazz im Haus der Musik: Vollends „beswingt“ in Richtung Heiliger Abend
Nun hat auch das Haus der Musik sein „Christmas Special“. Tiroler Jazzmusiker sorgen mit US-Klassikern für weihnachtliche Vorfreude.
Von Markus Schramek
Innsbruck –Das Haus der Musik – was kann es? Die Versuchsreihe im Großen Saal geht weiter. Klassik, Chorgesang, Konzertantes – passt. Elektrisch verstärktes Gerät wie zuletzt bei Ernst Molden gestaltet sich im holzumrahmten Ambiente klanglich dagegen schon viel schwieriger. Am Samstagabend folgte nun also jazzig „Beswingtes“ unter dem Titel „Christmas in Innsbruck“. Man darf sagen: Versuch gelungen!
Der Saal seit Wochen ausverkauft, ganze Familien in Vorweihnachtsstimmung, das hilft natürlich. US-amerikanische Christmas Classics hört man immer wieder gerne, wann, wenn nicht jetzt?
Auf der Bühne gibt sich die heimische Szene ein Stelldichein. Flo’s Jazz Casino umfasst in der heutigen Besetzung gleich drei Musiker mit Vornamen Florian: Bandleader Flo Baumgartner on drums, Kontrabassist Florian Hupfauf und Saxofon-Altmeister Florian Bramböck, dazu Robert Sölkner am Steinway-Flügel. Und im Hintergrund sorgt ein Streicherquartett für das nötige Schmalz. Schön, dass hier generationsübergreifend eine Combo am Werken ist, deren Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft scheint.
Eine Swing-Formation wie diese braucht vorneweg natürlich einen Entertainer. Und es gibt ihn, sogar mit Künstlernamen: Tobias Buchegger firmiert auf der Bühne unter Jack Marsina. Er gibt schmachtend den Crooner wie weiland Frank Sinatra oder augenzwinkernd den Charmeur wie Robbie Williams zu dessen besseren Zeiten. Jedenfalls bringt Jack/Tobias eine gehörige Portion Selbstvertrauen mit; er weiß um die Wirkung seiner formidablen Stimme. Auch als Trompeter ist er im Einsatz, ziemlich kräfteraubend dieses zweifache Paket.
Als „Family Entertainment“ würde das heutige Spektakel wohl auf der anderen Seite des Atlantiks bezeichnet: Unterhaltung für fast jeden Geschmack und jedes Alter. Denn musikalisch werden sichere Pfade betreten, obschon alles auf Englisch, aber selbst das stört an diesem Abend niemanden.
Von Bing Crosbys „I’ll Be Home for Christmas“ bis zu „Rudolph“, dem viel besungenen Rentier mit der roten Nase, spannt sich der Bogen. Dazu wird heftig improvisiert. Flo und Co. zeigen, was sie draufhaben. Mancher Übergang holpert zwar und manche Textzeile ist plötzlich futsch, macht aber nichts, denn hier werken Menschen, die ihren Spaß an der Musik nahtlos auf mehr als 500 Zuhörer übertragen.
Ganz im Stil einer Samstagabendshow bittet Moderator Markus Linder zwei gesangliche Gäste auf die Bühne. Beide haben Tiroler Wurzeln: Die Osttirolerin Sara Koell, bekannt aus „The Voice of Germany“, und der aus Innsbruck gebürtige Nathan Trent, Österreichs Songcontest-Teilnehmer des Jahres 2017, werden heftig beklatscht.
„Christmas in Innsbruck“ wird 2019 wohl seine zweite Auflage erleben. Denn das Haus der Musik kann auch Jazz, so viel ist klar. Mal sehen, was aus dieser Musikrichtung noch so alles auf die Konzertgeher zukommt.