Geplantes Laufkraftwerk Imst-Haiming: „Es gibt Ängste.“
Das geplante Tiwag-Kraftwerk Imst-Haiming muss wahrscheinlich erneut verbessert werden. Vorerst bleiben Politik, Bauern und Rafter mit noch offenen Fragen zurück. Die Tiwag ist um Gespräche bemüht.
Von Thomas Parth
Imst, Haiming –Die Tiwag plant am Inn ein Ausleitungskraftwerk, das „KW Innstufe Imst-Haiming“. Die Kraftwerksanlage soll direkt an das Kraftwerk Prutz-Imst mittels Triebwasserstollen angebunden werden und dieses Wasser ein zweites Mal abarbeiten. Als offizieller Projektstart darf die Einreichung zur UVP-Vorprüfung 2013 angesehen werden. 2015 wurde die Innstufe Imst-Haiming zur UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) eingereicht.
Ende 2018 erkundigte sich die Liste Fritz bei LR Josef Geisler, bei LHStv. Ingrid Felipe und letztlich bei LH Günther Platter über den aktuellen Projektstatus, ohne am Ende zu Informationen zu gelangen. „Dass sich die Landesregierung für nicht zuständig erklärt, finde ich kurios bis ärgerlich“, beschwert sich LA Markus Sint von der Liste Fritz, welche im vergangenen Sommer einen Lokalaugenschein in Haiming vorgenommen habe. „Die Frage nach dem Ausgleichsbecken ist für die Bauern in Haiming eine zentrale, da bei angepachteten Landwirtschaftsflächen ein normaler Bauer mit der Tiwag nicht mithalten kann“, argumentiert Sint. Auch stehe die Frage noch im Raum, ob ausreichend Restwasser im Inn verbleibe, um den touristischen Raftingsport weiterhin ausführen zu können.
Eine Gesprächsverweigerung sieht ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf seitens der Landesregierung nicht: „Die Tiroler Landesregierung ist Eigentümer der Tiwag, einem Landesunternehmen, aber sie plant keine Kraftwerke. Das ist das operative Geschäft der Tiwag-Führung. Ich kann auch nicht bei der Post anfragen, wie es der Wirtschaftskammer geht.“ Die Liste Fritz möge sich an die Tiwag-Leitung wenden, schließlich handle es sich um ein Laufkraftwerk und nicht um ein Geheimprojekt.
Für die Tiwag nahm der zuständige Projektleiter Robert Reindl zu den Fragen der TT Stellung: „Nach der UVP-Einreichung 2015 gab es rund ein Jahr später, im Juni 2016, einen Verbesserungsauftrag in Form mehrerer Schreiben der jeweiligen Fachbereiche.“
Die Experten wollten weitere Erkenntnisse vorgelegt bekommen, was zusätzliche Bohrungen erforderte. „Das betraf die Geologie sowie die Hydrologie, wobei auch ein weiterer Pegel eingerichtet wurde, um über einen längeren Zeitraum den Untergrund zu erkunden. Diese Messungsergebnisse wurden in einen Verbesserungsvorschlag eingearbeitet und am 1. Oktober 2018 erneut eingereicht“, informiert Tiwag-Projektleiter Reindl.
Nun habe eine Vollständigkeitsprüfung aller Unterlagen zu erfolgen. „Wenn die Vollständigkeit vorliegt, rechnen wir mit einem zweiten Verbesserungsauftrag. Dieser ist für uns erfahrungsgemäß sehr wahrscheinlich, wie die jüngsten Verfahren gezeigt haben“, schätzt Reindl, dem die Anfrage der Liste Fritz ebenfalls bekannt ist.
Was die Haiminger Erwerbsobstbauern betrifft, gibt Reindl dahingehend Entwarnung, dass keine ihrer Flächen betroffen seien. „Das Laufkraftwerk Innstufe Imst-Haiming ist als Kavernenkraftwerk im Inneren des Tschirgant geplant, auch um den Flächenverbrauch gering zu halten“, so Reindl.
Hubert Wammes, Obmann der Haiminger Wassergenossenschaft, hat jedoch Bedenken: „Es gibt Ängste. Die Auswirkungen eines sechs Hektar großen Ausgleichsbeckens bzw. Sees ist kaum abschätzbar, weil niemand weiß, ob es durch die große Wasserfläche nicht zur Nebelbildung kommt. Verminderte Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit könnten sich negativ auf den Obstbau in Haiming auswirken. Und wenn man den Berg durchbohrt, muss sichergestellt werden, dass das Wasser nicht durch den Stollen verlustig geht und ausrinnt. – Freude haben wir mit dem Kraftwerk jedenfalls keine.“ Ins selbe Horn bläst Alexandra Harrasser, Geschäftsführerin des Haiminger Obstlagers und Gemeinderätin in Haiming: „Gleich nach den Obstanlagen ist der See geplant. Der Apfelanbau ist zwar nicht betroffen, eine zukünftige Erweiterung wäre unmöglich, weil der See direkt anschließt.“
Der Tiroler Raftingverband sei in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Tiwag. Chris Schnöller, Geschäftsführer der Area 47, meint zum aktuellen Projektstand: „Als Rafting-Unternehmen führen wir über fünfeinhalb Monate unsere Saisonbetriebe. Diese Saison muss jedenfalls erhalten bleiben. Ich persönlich bin mit dem Kraftwerk nicht glücklich, bin aber guter Dinge, das Raftinggeschäft wie bisher anbieten zu können.“