Charmeoffensive für strittige Lift-Ehe Kühtai-Hochötz
Das Verbindungsprojekt Kühtai-Hochötz dürfte frühestens in zwei Jahren eingereicht werden. Die Finanzierung ist weiter offen.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –Die für Freitag anberaumte, öffentliche Gemeindeversammlung in Silz dürfte so etwas wie ein Stimmungstest werden. Das derzeit heftig umstrittene Projekt der Verbindung der beiden Skigebiete Hochoetz und Kühtai soll dort präsentiert und mit der Bevölkerung diskutiert werden. Die Gemeinde Oetz hat bereits einstimmig zugestimmt, Silz ist noch ausständig. Ebenso Haiming, das aber die Silzer Entscheidung abwarten will.
Im Vorfeld rückten gestern die Projektanten aus, um via Pressekonferenz in Innsbruck mit „Unwahrheiten“ aufzuräumen und die mediale wie öffentliche Debatte wieder geradezurücken. Denn diese laufe derzeit – aus ihrer Sicht – „in die falsche Richtung“.
Wie berichtet, soll die Skiehe mittels zweier Verbindungsseilbahnen (je mit Mittelstation) von Ochsengarten bzw. Kühtai aus erfolgen. 38 Hektar neue Pistenflächen sollen erschlossen werden. Die Grieskogelbahn soll auf Kühtaier Seite den Schwarzmooslift ersetzen, den Pirchkogel aber südseitig umfahren. Die Schafjochbahn führt als dritter Lift an den Feldringer Böden vorbei. Dieses Naturjuwel werde „nicht berührt“, wie der Geschäftsführer der Bergbahnen Kühtai, Philip Haslwanter, und der Oetzer Bürgermeister und Aufsichtsratschef der Bergbahnen Hochoetz, Hansjörg Falkner, gestern gleich mehrmals versicherten. Weder durch Pisten noch durch Stützen oder sonstige Eingriffe. Tourengeher würde man hier nie gänzlich ausschließen können, „für skitechnische Variantenfahrer geht es schon von der Topografie her nicht“, sagte Falkner. Damit kontert man die Vorwürfe einer Bürgerinitiative. Auch gebe es keine Pläne für eine Talabfahrt ins Inntal, ebenso wenig Gedanken an weitere Ausbaustufen. Der Sommerbetrieb sei ohnedies nicht möglich, da von einigen Grundeigentümern nicht gewünscht.
Stattdessen verspricht man eine verkehrliche Entlastung von Oetz und die Sicherung des Silzer Gewerbegebietes im Kühtai. Das dortige Skigebiet hätte „seit 60 Jahren keine Erweiterung“ erfahren“, wie Mario Gerber, selbst Hotelier im Kühtai und VP-Abgeordneter, ausführt. Und Gerber hat für das angedachte Projekt noch einen Vergleich übrig: „Es ist eine der wenigen, ich würde sagen die einzige Verbindung in ganz Tirol, die Sinn macht.“
Im März erhoffen sich die Projektwerber eine Stellungnahme des Landes zum bereits eingereichten Umweltverträglichkeitskonzept. Dann würde die Umweltverträglichkeitserklärung erstellt. Das benötige rund zwei Jahre. Vorher werde also kein Projekt eingereicht, hieß es gestern. Eine Vorprüfung im Sinne der Seilbahngrundsätze ist schon positiv erledigt worden.
Zur Umsetzung werden 55 Millionen Euro notwendig sein. Deren Finanzierung ist noch offen. Die beiden Bergbahnen werden sie nicht alleine stemmen können, bestätigte gestern Falkner: „Dazu brauchen wir weitere Partner.“ Dass dies auch die jeweiligen Standortgemeinden sein könnten, wollte man nicht ausschließen. Zuerst erhofft man sich jetzt positive Gemeinderatsbeschlüsse. Als Signal nach außen sei das wichtig. Wenngleich: „Auch mit negativen Beschlüssen wäre das Projekt nicht ganz vom Tisch“, so Falkner.
Offen ist auch noch die Frage der Kartenverbünde. Das Freizeitticket gilt für das Kühtai, die Regiocard in Hochoetz. Wenn die Verbindung komme, so Gerber, müsse alles daran gesetzt werden, dass beide Karten in beiden Skigebieten Geltung haben.
Der stellvertretende Landesumweltanwalt Walter Tschon sagte gestern auf TT-Anfrage: „Aufgrund dessen, was uns bisher bekannt ist, sehen wir das Vorhaben sehr kritisch.“ Ein Termin für eine Projektsvorstellung sei jedoch bereits in Aussicht gestellt.