In Serbien wächst Spannung zwischen den Behörden und der Opposition

Belgrad (APA) - Serbische Oppositionsanhänger gehen in Belgrad und in vielen anderen Städten seit fast zwei Monaten einmal wöchentlich auf d...

Belgrad (APA) - Serbische Oppositionsanhänger gehen in Belgrad und in vielen anderen Städten seit fast zwei Monaten einmal wöchentlich auf die Straßen, um den Rücktritt des Präsidenten Aleksandar Vucic und die Medienfreiheit zu fordern. Nun scheint die Spannung zwischen den Behörden und den Demonstranten zu wachsen.

Serbiens Innenminister Nebojsa Stefanovic teilte am Sonntagabend mit, dass die Polizei nach jenem jungen Demonstranten fahnden würde, der einen Abend zuvor in Belgrad einen improvisierten Galgen getragen haben soll, wie auf den Aufnahmen vom Protest, die auf Sozialen Netzwerken aufgetaucht waren, zu sehen war.

„Dies (mit Galgen zu drohen, Anm.) ist in unserem Land nicht erlaubt“, erläuterte Stefanovic laut Medienberichten. Die Idee, Gegner an den Galgen zu bringen, werde in Serbien nie siegen, so der Innenminister. Die Polizei ist nach seinen Worten gerade dabei, den Galgenträger zu identifizieren.

Von dem jungen Demonstranten mit dem improvisierten Galgen hat sich unterdessen auch Dragan Djilas, einer der Anführer des oppositionellen Bündnis für Serbien (SZS), distanziert. Er sei überzeugt, dass es sich um eine absichtliche Provokation gehandelt habe, so Djilas.

Belgrader Medien meldeten unterdessen, dass Drohungen, „auf einer Straßenlaterne“ aufgehängt zu werden, auf Facebook auch an Vucics Sohn Danilo gerichtet worden seien. Der Autor wurde laut heutigen Medienberichten evident identifiziert.

Die Proteste, die sich auf mehr als 40 Städte ausgeweitet haben und jede Woche Tausende Menschen auf die Straßen bringen, werden von verschiedenen Bürgerorganisationen veranstaltet, auch wenn an ihnen regelmäßig führende Oppositionsvertreter teilnehmen. Bisher sind die Demonstrationen immer ruhig verlaufen, auch die Polizei machte sich kaum sichtbar.

Ein erster Protest in Belgrad war am 9. Dezember organisiert worden, nachdem der führende Oppositionspolitiker Borko Stefanovic am 23. November auf dem Weg zu einem Oppositionstreffen in der zentralserbischen Stadt Krusevac verprügelt worden war. Ein „Stopp für blutverschmierte Hemden“ wurde am 30. November zuerst bei einem Protest in Krusevac verlangt. Derzeit werden die Proteste landesweit allerdings unter dem Motto „Einer von fünf Millionen“ abgehalten. In einer Reaktion auf die Demonstrationen hatte Präsident Vucic im Dezember nämlich erklärt, dass er nicht gedenke, die Forderungen der Demonstranten zu erfüllen, auch wenn „fünf Millionen auf die Straßen“ gingen, was eigentlich fast der gesamten stimmberechtigten Bevölkerung entsprechen würde.