Papst folgt auf Arabischer Halbinsel den Spuren des Franz von Assisi
Vatikanstadt/Abu Dhabi (APA) - Der erste Papstbesuch auf der Arabischen Halbinsel fällt in das 800-Jahr-Jubiläum der Begegnung zwischen dem ...
Vatikanstadt/Abu Dhabi (APA) - Der erste Papstbesuch auf der Arabischen Halbinsel fällt in das 800-Jahr-Jubiläum der Begegnung zwischen dem Heiligen Franz von Assisi und Sultan Al-Malik Al-Kamil. 1219, während des fünften Kreuzzugs, reiste Franziskus in den Nahen Osten und schloss sich dort dem Kreuzfahrerheer an, das auf dem Weg nach Ägypten war, wie Kathpress am Montag in einem Hintergrundbericht erläuterte.
Unweit von Damietta predigte er im Lager des muslimischen Heeres vor dem Sultan Al-Kamil. Diese Begebenheit ist auch in außerfranziskanischen Quellen belegt, beispielsweise bei dem Kreuzzugs-Chronisten Oliver von Paderborn, wie die Stiftung „Pro Oriente“ am Montag erinnerte.
Franz von Assisi habe drei Ziele verfolgt, heißt es: Er wollte den Sultan zur Abkehr von der islamischen Theologie führen, damit er die Dreifaltigkeit Gottes und die Menschwerdung des Wortes Gottes bekenne, zweitens, wenn nötig, als Märtyrer sterben und drittens Frieden schaffen. Der Sultan war beeindruckt und beschenkte Franziskus reichlich, doch die bevorstehende Schlacht konnte nicht verhindert werden und der Kreuzzug insgesamt wurde fortgeführt.
Für die Franziskaner ist das Ereignis von Damietta heuer Anlass für ein Gedenken in vielen Etappen an Orten, die für die franziskanische Präsenz „und für eine heutige Geopolitik des Friedens“ bedeutend sind. Damietta sei Inspiration für eine Dialog-Tradition, deren Bedeutung heute „in immer dramatischerer Weise“ greifbar werde, so „Pro Oriente“. Daher sind bei den verschiedenen Etappen des Gedenkens immer sowohl christliche als auch muslimische Expertinnen und Experten beteiligt.
Franziskus sei das Ideal einer „humanen, sozialen, politischen, ethischen und ästhetischen Reform, die alle konfessionellen Grenzen überschreitet“, heißt es in einer Erklärung des Franziskanerordens zum 800-Jahr-Gedenken der Begegnung zwischen dem Heiligen Franziskus und Sultan Al-Kamil. „Pro Oriente“ erinnerte, dass dessen Interesse für die westliche Christenheit so groß gewesen sei, dass ihm sogar unterstellt wurde, er habe an der Pariser Universität studiert - denn „er war zur Rückgabe aller Gebiete des christlichen Königreichs Jerusalem und zur Finanzierung des Wiederaufbaus der Stadtmauern von Jerusalem bereit“.
Die erste Etappe des Gedenkens betrifft von 4. bis 7. März das spanische Murcia, wo auch die Gestalt des Heiligen Ramon Llull behandelt wird, der in den nordafrikanischen Städten das Evangelium predigte. Am 14. März geht es in Venedig um die historische Wahrheit im Hinblick auf die Begegnung zwischen Franziskus und dem Sultan und die Konsequenzen für heute. Am 9. April steht in Rom die historisch-theologische Bedeutung der Gastfreundschaft zwischen dem Sultan und dem Heiligen Franziskus - samt einem Ausblick auf die heutige Migrationsdiskussion - im Mittelpunkt.
Am 15. Mai geht es in Jerusalem um Quellen von beiden Seiten zum Fünften Kreuzzug. Am 19. Oktober wird in Istanbul die heutige Bedeutung des christlich-islamischen Dialogs behandelt. Von 28. Oktober bis 1. November steht eine Wallfahrt nach Damietta, an den Ort des Geschehens, auf dem Programm. Am 25./26. November wird schließlich in Paris der Reichtum der franziskanischen Dialog-Tradition für heute behandelt.
Bereits im Mai des Vorjahrs hatte im „Auditorium Seraphicum“ in Rom am 9. Mai die Dokumentation „The Sultan and the Saint“ Premiere. P. Emanuele Rimoldi verwies damals darauf, dass es bei der Begegnung zwischen Franziskus und dem Sultan um einen Dialog zwischen zwei gläubigen Menschen gegangen sei, die sich ohne Vorurteile dem Gespräch mit dem „Anderen“ stellen wollten und zugleich lernwillig waren.
Zwischen Franziskus und dem Sultan gebe es eine „Öffnung zur Menschlichkeit des anderen“, bis hin zur Entdeckung, dass man mit ähnlichen Worten beten könne. Die Franziskaner wollten mit der Premiere der Dokumentation „Brücken des Aufeinanderhörens, des Dialogs und des Friedens“ schaffen, so Rimoldi.
In diesem Zeichen erhielten die Besucherinnen und Besucher ein Pergament, das auf der einen Seite einen Teil der „Lodi all‘Altissimo“ des Heiligen Franziskus wiedergab, auf der anderen einen Teil der im Islam üblichen „99 schönen Namen Gottes“.
Das Gedenken an die Begegnung zwischen dem Heiligen Franziskus und dem Sultan Al-Kamil hat auch in anderen Weltgegenden Wirkung gezeigt, zum Beispiel am Indus. Die katholische Kirche in Pakistan möchte im Zeichen des 800-Jahr-Gedenkens an das historische Treffen des Heiligen Franziskus mit Sultan Al-Kamil die „universelle Botschaft der Toleranz, der Freundschaft, des Dialogs und Friedens“ verbreiten.
Erzbischof Sebastian Shaw von Lahore, der die bischöfliche Kommission für den ökumenischen und den interreligiösen Dialog leitet, zelebrierte im Jänner den Eröffnungsgottesdienst zusammen mit Pater Francis Nadeem, Kustos der Franziskaner in Pakistan und Sekretär der Kommission. Zahlreiche christliche und muslimische Geistliche nahmen teil. Die beiden großen Religionsvertreter, Franziskus und Al-Kamil, „standen für Frieden und Toleranz in einer Zeit der Kriege und Konflikte am Rande der Kreuzzüge. Sie waren Vorbild für interreligiösen Dialog und gegenseitiges Verständnis“, so P. Francis Nadeem.
Zu Beginn der Feier wurde ein Gemälde enthüllt, das die Begegnung zwischen dem Heiligen Franziskus und Sultan Al-Kamil darstellt; Tauben wurden freigelassen, die die Hoffnung symbolisieren sollten, dass die Friedensbotschaft in Pakistan auch dort verbreitet wird, wo es religiöse und politische Konflikte gibt.
„Ich bewundere die Leidenschaft und den Mut des Heiligen Franziskus von Assisi, der mitten im Krieg zum Sultan gehen wollte“, sagte Erzbischof Shaw: „Dieses Ereignis drängt uns alle dazu, in Frieden, Harmonie, Toleranz und Solidarität zu leben“. Der angesehene Mawlana (islamische Religionsgelehrte) Muhammad Asim stimmte dem zu: „Wir werden gemeinsam die Mission des Heiligen Franziskus und des Sultans fortführen und andere Menschen davon überzeugen, sich dieser Bewegung anzuschließen, die den interreligiösen Dialog, den Frieden und die soziale Harmonie fördert, während wir die 800 Jahre dieses historischen Treffens feiern.“