Tsipras besucht Erdogan: Trotz Streitigkeiten „Dialog fortsetzen“

Athen/Ankara (APA) - Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras ist am Dienstag und Mittwoch in der Türkei zu Gast, wo er mit Präsiden...

Athen/Ankara (APA) - Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras ist am Dienstag und Mittwoch in der Türkei zu Gast, wo er mit Präsident Recep Tayyip Erdogan auch durchaus strittige Themen besprechen will. So kam es zwischen den beiden Ländern zuletzt wiederholt zu Spannungen und militärischen Scharmützeln wegen umstrittener Hoheitsansprüchen in der Ägäis. Auch die Zypernfrage soll aufs Tapet gebracht werden.

Tsipras wird daher auch von seinem Verteidigungsminister Evangelos Apostolakis begleitet. Der frühere Generalstabschef der griechischen Streitkräfte pflege gute Beziehungen zu seinem türkischen Amtskollegen Hulusi Akar, hieß es im Vorfeld der Reise in Athen. Auch Griechenlands Premier gab sich gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu“ versöhnlich: Ziel seines Besuchs sei die Festigung eines Vertrauensklimas, des Friedens und des gegenseitigen Respekts zwischen den zwei Ländern. „Wir haben die Gelegenheit, den seit Dezember 2017 eröffneten Dialog fortzusetzen und unsere Agenda wiederzubeleben.“

Griechenland und die Türkei sind zwar offiziell NATO-Verbündete, doch kommt es immer wieder zu Konflikten. Die Feindseligkeiten zwischen Athen und Ankara kulminierten 1974 in der Zypern-Krise, als es nach dem Einmarsch türkischer Truppen in den Nordteil der Insel beinahe zu einem Krieg zwischen den beiden Ländern kam. Derzeit gibt es in der Ägäis mehrere Streitpunkte. Dutzende kleine und oft unbewohnte Inseln machen die Seegrenze zwischen den beiden Staaten unübersichtlich.

In den vergangenen Jahren kam es öfters zu Konfrontationen zwischen türkischen und griechischen Kriegsschiffen. Auch Kampfjets gerieten aneinander. Eine Einigung über die Seegrenzen und die damit verbundene territoriale Zugehörigkeit mancher Felseninseln ist nicht in Sicht. Allerdings haben Griechenland und die Türkei in den Jahren 2015 und 2016 bewiesen, dass sie bei Herausforderungen wie der Flüchtlingsfrage auch gut kooperieren können.

Erdogan dürfte seinerseits die Lage der muslimischen Minderheit im nordgriechischen Thrakien wie auch das Thema der Auslieferung von acht türkischen Offizieren aufs Tapet bringen. Dies hatten nach dem gescheiterten Putschversuch als mutmaßlich Beteiligte im Sommer 2016 in Griechenland Asyl erhalten.

Tsipras und Erdogan sollen sich laut Programm aber auch über weniger trennende Themen unterhalten. Dazu gehören unter anderem die Einrichtung einer Fährverbindung zwischen Izmir und Thessaloniki und einer Eisenbahnlinie zwischen Istanbul und Thessaloniki. Besprochen wird außerdem eine Kooperation beim Bau der Transadriatischen Pipeline (TAP), die Erdgas aus Aserbaidschan über Griechenland, Albanien und das Adriatische Meer nach Süditalien transportieren soll.